Agenten lieben gefährlichen
Maschinengewehren den bis an die Ufer reichenden Urwald abkämmten, eine Gruppe Spezialisten, die man abgesetzt hatte, um den Rückweg abzuschneiden. Es waren erfahrene Guerillakämpfer, die im Dschungel zu Hause waren. Von allen Seiten zirpten die Berichte in Cascals Ohr.
»Wir sehen eine Menge Boote mit Frauen und Kindern. Sie wollen in einen Nebenarm flüchten. Wir setzen nach.«
»Vor uns brennt das Dorf. Sie haben es angezündet.«
»Feindberührung dreihundert Meter vor dem Lager. Bisher neun Tote durch Giftpfeile. Die Kerle hocken in den Bäumen, man sieht sie kaum.«
»Hier Leutnant Correires. Wir kommen nicht weiter. Vor uns ein Sumpf. Beim Versuch, ihn zu durchqueren, ertranken zwei Mann, sieben wurden von Pfeilen getötet. Uns gegenüber liegt eine starke Gruppe Indios! Wir versuchen, sie mit Gewehrgranaten auszuräuchern.«
»Hier Gruppe III. Haben zwei Gefangene gemacht. Sie sagen aus, daß ihr Häuptling Moco heißt.«
Cascals Augen wurden weit, dann stieß er einen Fluch aus. »Das ist doch nicht möglich«, murmelte er und wischte sich über die schweißnasse Stirn. »Moco? Ihn haben die Piranhas gefressen. Ich hab's doch selbst gesehen.« Er drückte auf die Sprechtaste und stellte somit die Verbindung zu allen Funkern her. »Ich höre soeben«, rief er ins Mikrofon, »daß dies der Stamm eines gewissen Moco ist. Ich kenne Moco. Er ist der gefährlichste Mann überhaupt am Fluß. Von General Aguria bevollmächtigt, befehle ich, daß dieser Stamm ausgerottet wird. Es werden keine Gefangenen gemacht.«
Ein Befehl zum Mord. Ein Aufruf zur Vernichtung. Und niemand in der Welt würde sich darum kümmern. Keiner würde es erfahren. Und wenn man es erfuhr, schwieg man und schloß verschämt die Augen. Keine UNO würde sich damit beschäftigen, kein Sicherheitsrat, keine Menschenrechts-Kommission – es waren ja bloß Indios! Nur eine Stimme gab Cascal Antwort … woher sie kam, war nicht festzustellen. Cascal tippte auf die Gruppe am Nebenfluß.
»Befehl verstanden. Auch Frauen und Kinder?«
Cascal starrte über den Fluß. Über dem gerodeten Ufer standen die Rauchwolken des brennenden Dorfes, die Flammen schossen meterhoch in den blauen Himmel. Wenn schon Vernichtung, dann ganz, dachte er.
»Ja!« sagte er klar und nüchtern ins Mikrofon. »Auch Frauen und Kinder. Sie sind auch Indios!«
Und die Stimme aus dem Dschungel: »Haben Berührung mit den Booten. Wir beginnen mit der Vernichtung.«
Cascal schaltete ab. Mit brennenden Augen sah er hinüber zu dem Landesteg, der ebenfalls in Flammen stand. Sie entkommen mir nicht, dachte er. Jetzt nicht mehr. Ein Ring aus Waffen ist um sie. Und Cliff Haller werde ich Rita vor die Füße legen, wie ich es ihr versprochen habe. Sie kann dann mit ihm machen, was sie will. So, wie sie ihn haßt, wird sie ihn bei lebendigem Leib erst entmannen, ehe sie ihn tötet. Er hob die Schultern und visierte über sein Maschinengewehr das Ufer an. Langsam donnerte der Hubschrauber auf den brennenden Steg zu. Dann schoß er, schoß völlig sinnlos in die brennenden Hütten hinein, aber es war ihm eine große Genugtuung, jetzt das Knattern des MGs zu hören. Es berauschte ihn, teilzuhaben an dieser Vernichtung …
***
Cliff Haller und Dr. Forster hatten ihre Stellung im Gestrüpp am Flußufer bezogen. Moco und Ynama waren verschwunden … sie waren in den Wald gerannt zu den Kriegern, als die Hubschrauber den Fluß heraufkamen. Ellen Donhoven hockte in einem Loch hinter den brennenden Hütten. Es war eine Grube, in der die Indianerfrauen früher große Krüge mit Palmwein vergraben hatten, damit er dort in aller Ruhe gärte. Nun diente sie als Einmannbunker, und Cliff hatte Ellen befohlen, dort auszuharren, ganz gleich, was auch um sie herum geschah. »Zum letztenmal!« schrie er sie an, als sie in stummem Widerstand den Kopf schüttelte. »Du verkriechst dich in das Loch … oder, verdammt noch mal, ich schlage dich k.o. und lege dich hinein! Was willst du? Gehorchen – oder ein dickes Kinn?!«
Ellen starrte Cliff an, als gehe die Welt unter. Anders sah es um sie herum auch nicht aus. Dann fiel sie Cliff um den Hals, küßte ihn verzweifelt, warf sich herum, umarmte Dr. Forster und küßte ihn ebenfalls. Haller grinste breit.
»Wenn's ans Sterben geht, sind alle liebe Menschen!« Er gab Forster einen Stoß in die Seite. »Überleben wir den Dreck hier, sollte man endlich klären, wer von uns beiden denn nun Ellen besitzen soll.« Er sah sich nach Ellen um, aber sie
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