Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Sternenhimmel war über ihnen, als sie leise die große Hütte verließen und zunächst im Schatten der Hauswand stehenblieben.
    Das Dorf schlief. Es brannte kein Feuer, nur die vielfachen Laute des nächtlichen Urwaldes umschlossen die niedrigen runden Hütten.
    Der Jüngling winkte. Er führte sie einen anderen Weg zum Fluß als den, welchen sie gekommen waren. Er schlug einen weiten Halbkreis, trabte ihnen auf einem schmalen Pfad voran und fuchtelte mit den Armen durch die Luft, wenn Cliff sichernd stehenblieb und in die Nacht lauschte.
    »Wir müssen ihm voll und ganz vertrauen«, flüsterte er Ellen und Forster zu. »Er hat uns jetzt in der Hand.«
    Der Pfad mündete wieder auf den Weg, der zum Fluß führte. Und hier, vielleicht dreihundert Meter vom Dorf entfernt, hörten sie plötzlich schrille Schreie und sahen dann einen Feuerschein, der den Nachthimmel erhellte.
    »Jetzt haben sie die Flucht entdeckt!« schrie Cliff. Er packte Ellen und schob sie vor sich her.
    »Rudolf!« rief Ellen und zerrte an Cliff wie einer Eisenklammer harten Hand. »Wo ist Rudolf? Sie kommen nicht mehr mit!«
    »Er ist hinter uns! Verdammt … weiter! Es hat doch keinen Sinn, stehenzubleiben!«
    »Rudolf!«
    Ellen stemmte die Beine gegen den Boden. Cliff riß sie weiter und als sie sich wehrte und losreißen wollte, schlug er ihr mit der freien Hand ins Gesicht.
    »Er bleibt zurück!« schrie sie. »Wir können doch Rudolf nicht allein lassen!«
    Der Weg zum Fluß. Nur noch hundert Meter.
    Ob das Kanu noch am Ufer liegt? Nach sechs Wochen?
    Oder hatten es die Pygmäen zerstört? War es im Wasser verfault? Spannte sich das Netz noch immer über den Fluß? Mußten sie jetzt zu Fuß in die unbekannte Hölle flüchten?
    Cliff Haller zog Ellen hinter sich her. Zweimal fiel sie hin, und jedesmal zerrte er sie wieder hoch, schob das Gepäck wieder auf ihren Rücken und rannte weiter.
    Dr. Forster sahen und hörten sie nicht mehr. Er war, als sie den Hauptweg zum Fluß erreicht hatten, gestolpert und hatte sich den Fuß böse verstaucht. Humpelnd, von den Schmerzen zerrissen, schwankte er weiter, stützte sich auf den kleinen Menschen, der bei ihm blieb und wußte in diesen Minuten, daß hiermit sein Leben abgeschlossen war.
    Er hörte Ellen seinen Namen rufen, aber er gab keine Antwort. Lauf – Ellen, dachte er. Lauf … kümmere dich nicht um mich … rette dich mit Cliff, werde glücklich mit ihm …, ich weiß, daß du ihn liebst und nicht mich …, ich habe keine Chance gegen diesen Mann, ich bin nur ein Trottel von Wissenschaftler, ein gutmütiger Kumpel …
    Lauf, Ellen, lauf …
    Vom Dorf kamen sie gerannt wie die wilden Affen. Ihr Gekreisch zerfetzte einem das Herz. Sie schwangen brennende Äste.
    Er blieb stehen und gab dem Jüngling einen Stoß vor die Brust. »Los!« schrie er den Kleinen an. »Rette dich.« Er zeigte nach vorn, wo Cliff und Ellen in der Dunkelheit verschwunden waren. »Warum rennst du nicht weg?!«
    Der Jüngling schüttelte stumm den Kopf. Er setzte sich vor Dr. Forster auf die Erde und legte, ergeben in sein Schicksal, die Hände gegeneinander.
    Cliff und Ellen erreichten in diesem Augenblick den Fluß. Das Kanu lag nicht mehr an der Landestelle, nur ein paar leichte Rindenboote der Pygmäen, zierlich wie Kähne in einem Zwergenmärchen, schaukelten im Wasser. Das Netz war eingezogen, der Fluß war frei.
    »Hinein!« schrie Cliff und stieß Ellen zu den Booten.
    »Rudolf! Wir können nicht ohne ihn flüchten. Cliff, ich flehe dich an … laß uns warten!« Sie wehrte sich, als Haller sie in eines der kleinen Boote hob und mit einem kräftigen Ruck die Lianen-Leine vom Pflock riß.
    »Er wird ein anderes Boot nehmen!« keuchte er und stieß vom Ufer ab. »Er ist unmittelbar hinter uns. Da …«
    Aus dem Wald bellten ein paar Schüsse. Ellen richtete sich auf und legte beide Hände als Trichter vor den Mund.
    »Rudolf!« schrie sie hell. »Hierher! Hierher! Hier sind Boote!«
    Dr. Forster lehnte an einem Baum und wartete auf die Schar der schreienden Pygmäen. Er konnte keinen Schritt mehr laufen, das Knöchelgelenk schwoll an und jeder Schritt war wie das Eintauchen in glühendes Pech. Er wußte jetzt, daß ihm nur wenige Minuten blieben, und er nutzte sie mit einer Kaltblütigkeit aus, die ihm niemand zugetraut hätte.
    Jetzt ist Ellen am Fluß, dachte er fast glücklich. Sie sind gerettet. Sie werden weiterleben, wenn der Urwald sie wieder freigibt. Ich habe mein Versprechen gehalten: Ich werde Ellen

Weitere Kostenlose Bücher