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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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leicht wie Kork war und als unsinkbar galt. Er baute zunächst ein kleines Floß mit großem Ruder und fuhr auf Erkundung den Rio Coari hinab. Nach sechs Stunden kam er wieder, erschöpft, ausgepumpt, besiegt von der Strömung des Flusses.
    »Vier Meilen von hier ist eine kleine Siedlung«, sagte er, als er gegessen hatte und neben Ellen unter dem Blätterdach lag. »Zivilisierte Indios und ein paar Weiße. Ich nehme an, Landvermesser. Dahinter wird der Fluß so breit, daß man mit der Strömung mitgerissen wird, man kann tun, was man will. Das ist gut, Baby. Wir werden in einer Nonstopfahrt zum Amazonas kommen.«
    Nach drei Wochen war das große Floß fertig. Cliff kappte die Lianen, legte den Arm um Ellen und hob die rechte Hand an den Kopf.
    »Wir taufen es Rudolf«, sagte er feierlich, als das Floß in den Fluß rutschte und das Wasser über ihm zusammenschlug, ehe es wieder auftauchte. Es war das erste Mal, daß er Forsters Namen wieder erwähnte. Ellen nickte stumm und drückte den Kopf an Cliffs Brust.
    Drei Tage brauchten sie, um das Floß mit Lebensmitteln, Frischwasser und Brennholz zu beladen. Cliff fing wilde Schweine in Fallgruben, zerlegte sie, und Ellen briet sie über dem offenen Feuer, damit das Fleisch sich hielt. Aus ausgehöhlten Kürbissen machte Cliff Töpfe und Wassergefäße, konstruierte Vorratskisten aus Rundhölzern, die er mit Lianen zusammenband und in die sie das gebratene Fleisch stapelten.
    Dann war endlich die Stunde gekommen, in der sie das Floß vom Ufer abstießen und in die Mitte des Rio Coari trieben. Cliff lenkte mit dem großen Ruder in der Gabel am Heck des Floßes, und es gelang ihnen schneller, als sie gedacht hatten, in die Strömung zu kommen. Mit einer Geschwindigkeit, als triebe sie ein Motor an, schossen sie den Fluß hinunter.
    Ellen lief nach hinten zu Cliff, umarmte ihn und küßte ihn. Plötzlich weinte sie und kauerte sich zu seinen Füßen.
    »Ich hätte nie geglaubt, daß wir jemals wieder aus dem Wald herauskommen«, schluchzte sie. »Ich hatte abgeschlossen, Cliff … ich war schon tot!« Sie sah sich um, sah den breiten Fluß, die vorbeigleitenden grünen Ufer, den blauen Himmel und die verdammte, verfluchte, geliebte, gehaßte, gelobte Sonne. »Und jetzt fahren wir … wir fahren, Cliff … wir leben wirklich … und alles, alles ist vorbei!«
    »Alles, Baby.« Cliff Haller biß die Zähne zusammen. Noch haben wir Manaus nicht hinter uns, dachte er. Noch sind wir nicht in Rio. Noch fliegen wir nicht im Jet nach Florida.
    Ich habe die beiden Filme noch bei mir … ich habe sie die ganze Zeit bei mir gehabt, in einem Lederbeutel auf der Brust. Die Filme, die Millionen wert sind, die einen Staat erschüttern können. Die Filme, die zwei Leben wie unsere Leben wert sind.
    Die Jagd, Baby, ist noch nicht zu Ende. Wir sind von einer Gnadenlosigkeit nur zurückgekehrt in eine andere Gnadenlosigkeit. Und sie ist gefährlicher als die kleinen Pygmäen – hinter ihr stehen Tausende Gehirne, die wie Computer arbeiten.
    Erst wenn wir wieder drüben in Florida sind, gehört unser Leben wieder uns.
    ***
    Sie trieben drei Wochen auf dem Rio Coari, bis sie endlich durch den Coari-See den Amazonas erreichten.
    Sie fuhren nur nachts … tagsüber schliefen sie an einsamen Ufern, unter überhängenden Bäumen, füllten ihre Eßvorräte auf und sammelten das Regenwasser für den Durst.
    Zweimal legte Cliff in der Nacht nahe einer Siedlung an, ging an Land und kam dann mit Sachen beladen zurück. Er brachte eine Axt mit, zwei Decken, eine kleine Zinkwanne, einen Flaschengaskocher, Salz und Pfeffer, zwei Küchenmesser und eine Brieftasche mit 2.000 Escudos.
    ***
    Auch auf dem Amazonas ließen sie sich nur des Nachts treiben, bis sie in der kleinen Urwaldstadt Codajás an Land gingen.
    In einem Magazin, das die Kautschuksammler und andere Abenteurer ausstattete, kaufte Cliff sich von dem gestohlenen Geld einen neuen Tropenanzug und für Ellen eine Leinenhose und ein weites Leinenhemd. Zum ersten Mal seit Monaten rauchte er wieder eine Zigarette. Es war wie ein Fest. Allein saß er draußen auf der Bank vor dem Magazin und inhalierte den Rauch wie Medizin. Erst jetzt, dachte er, bin ich wirklich zurück.
    Ich rauche eine amerikanische Zigarette.
    Wie Touristen, nur ein wenig unbequemer, aber sonst mit allem versorgt, ließen sie sich weitertreiben bis kurz vor Manaus. Das Floß versagte nie, die Lianenverschnürungen hielten. Am Tage herrschte jetzt auf dem Amazonas ein reger

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