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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Götter werden den Kleinen mal zeigen, wie man Häuser baut. Passen Sie auf, Doc, das wird ein neues Wunder, wenn ich mit der Axt zu arbeiten anfange.«
    Zunächst wurde für Ellen eine Unterkunft besorgt. Cliff bestimmte die größte Hütte dafür, es war die Behausung des Medizinmannes. Der Alte, der nun ausziehen mußte, schien mit dem Wohnungswechsel nicht einverstanden zu sein. Er umtanzte seine Hütte und rasselte mit Lederbeuteln, in denen kleine Menschenknochen lagen. Cliff löste die Auseinandersetzung auf Götterart: Er zeigte auf ein großes Stück Fleisch, das an einer Liane zum Trocknen in der prallen Sonne hing, legte das Gewehr an, zielte und hoffte, daß er nicht daneben schoß. Aber der Schuß saß. Die Liane wurde zerfetzt, und das Fleischstück fiel auf den Boden.
    Solch ein Wunder überzeugte den Medizinmann und regelte das Wohnproblem. Die Pygmäen schoben Ellen in die Hütte, und Dr. Forster kroch hinterher.
    »Wann werden sie merken, daß wir Menschen sind wie sie?« flüsterte Ellen. Sie tastete nach Dr. Forster. Er nahm ihre Hand und hielt sie fest.
    »Hoffentlich erst nach sechs Wochen … Wir sind doppelt so groß wie sie und gegen sie weißer als der Flußsand. Das werden sie nie begreifen.« Dr. Forster streichelte beruhigend Ellens Hand. »Und außerdem werde ich in den nächsten Tagen einige von ihnen heilen. Das wird sie zu neuen Verehrungen hinreißen.«
    »Ohne Medikamente, Rudolf?«
    »Ich habe noch meine Gürteltasche, Ellen.«
    »Und was ist drin?«
    »Penicillin, Augensalbe, Salmiak, Hustentropfen, Magentropfen, zwei krampflösende Mittel, Pyramidon und eine Flasche Kölnisch Wasser.«
    »Ungeheuerlich, Rudolf. Damit kann man nicht Gott spielen.«
    »Man kann, Ellen. Allein mit Salmiak und Kölnisch Wasser!«
    Am Abend bereits hatte Cliff Haller ein neues göttliches Wunder vollbracht. Er hatte in zwanzig Minuten einen dicken Baum gefällt, mit Mocos Axt. Als der lange Stamm umfiel, lagen die kleinen Männer samt ihren Frauen und geradezu winzig anzusehenden Kindern wieder flach auf dem Boden.
    Die zerstörende Kraft der Götter war ihnen unbegreiflich.
    ***
    In vier Tagen stand das Haus für Cliff, Dr. Forster und Ellen. Für die Pygmäen war es eine Art Hochhaus, ein Riesentempel, den sie nur ehrfürchtig auf allen vieren wie Hunde betraten. Dreißig Frauen flochten das Dach aus Ästen und Blättern. Cliff war in seinem Element, er fühlte sich wohl als Gott …, kommandierte herum, und wenn ihn auch keiner verstand, seine Zeichen waren international. Wenn er mit seiner tiefen Stimme losbrüllte, war es den Pygmäen, als grollten wieder die Gewitter in den Wolken.
    Dr. Forster war unterdessen auf der Suche nach Kranken, um auf seine Weise seine Gotthaftigkeit zu beweisen. Was er sah, war erschreckend. Kinder mit den typischen Zeichen von Mangelerkrankungen, rachitisch und mit Geschwüren übersät. Familien, denen der Tod durch Lungenschwindsucht aus den hohlen Augen schrie. Augenkrankheiten durch Infektion von Insektenstichen … fast in jeder zweiten Hütte lebte ein Blinder. Es krochen Kinder herum, in deren vereiterten Augenhöhlen die Mücken und Fliegen wie summende Kugeln saßen.
    Dr. Forster sah sehr schnell, daß er in den meisten Fällen mit den Medikamenten seiner Gürteltasche nicht helfen konnte. Er wusch ein paar vereiterte Augenhöhlen aus, schmierte Penicillinsalbe hinein und ließ die Kinder dann wieder laufen. Während der Behandlung hingen sie in seinen Armen wie betäubte Katzen und rührten sich nicht; dann, wenn er sie von sich wegstieß, rannten sie heulend davon, wurden von den Müttern aufgefangen und weggeschleppt.
    Dr. Forster wunderte sich, daß er später die Kinder nicht wiedersah und sagte es Cliff. »Es ist, als ob sie die Kinder verstecken.«
    »Vielleicht mästen sie sie, weil eine Götterhand sie berührte.«
    Am Abend kam Cliff in das Haus und starrte Dr. Forster mit verkniffenem Mund an.
    »Doc, wenn ich Ihnen sage, was ich erfahren habe, rühren Sie keinen Patienten mehr an«, sagte er heiser. »Wissen Sie, wo Ihre behandelten Kinder sind? Sie werden es nie erraten. Ihre eigenen Eltern haben sie getötet und ihre Köpfe in den Hütten an die Wand gehängt.«
    »Das … das ist nicht wahr«, stammelte Dr. Forster entsetzt. Sein Gesicht verzerrte sich vor Grauen.
    »Der große Gott hat ihren Kopf behandelt. Was macht man also? Man schneidet den Kopf ab und hängt ihn auf als ein Heiligtum. Für die Pygmäen ist das logisch gedacht.«
    »Das

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