Agentur der boesen Maedchen
Programm. Und außerdem kannst du da was erleben für deine neuen Romane.«
Wir beließen es dabei. Zum Abschluss unternahmen wir noch eine kleine Bootstour, steckten die Füße ins eiskalte Wasser, versicherten uns gegenseitig, dass das sehr gesund sei, und dann ging es zurück in die Stadt.
Als ich nach Hause kam, war Clara ausgeflogen. Es war still und leer. Das hatte ich mir zwar gewünscht nach dem vielen Trubel der beiden Tage, aber vielleicht war es doch ein bisschen zu still. Ich ging bald zu Bett, und kurzzeitig sehnte ich mich fast nach der Enge der letzten Nacht und nach Ricardas Wärme.
Ricarda Ich fing schon mal an, die ersten Kontakte zu knüpfen. Schließlich sollte ich ja die Chefin der Agentur werden, also musste ich ein paar Helden zumindest fragen, ob sie sich zur Verfügung stellen würden. Ich hatte schließlich mit der Arbeit für den Verein keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ich wollte sie doch nicht auch um ihre eigenen neuen Erfahrungen bringen.
Zuerst einmal verabredete ich mich mit Gero. Er war überrascht, dass ich mich bei ihm meldete, aber er schien sich auch zu freuen und schlug für das erste Treffen nach längerer Zeit ein Lokal vor. Neutrales Schlachtfeld sozusagen, und eine gute Ausgangsposition, um gepflegt miteinander zu sprechen, ohne laute Worte. Aber die hätte ja ohnehin nur ich verloren, Gero hatte ich erst selten ausfallend erlebt. Doch nach dem Wochenende mit Annette hatte ich große Lust, auch Gero wiederzusehen. Ich hatte geschluckt, dass die beiden ein Paar waren. Vorher hatte ich mir das nie vorstellen wollen. Gero lächelte etwas säuerlich, als ich ihm meine Erkenntnis offerierte.
»Ich weiß nicht so recht, ob man uns als Paar bezeichnen kann. Annette und ich sehen uns zurzeit nicht besonders oft.«
»Und was hat das zu bedeuten?«
Es war mehr sein Tonfall, der mich irritierte, weniger die Worte. Gero lächelte müde.
»Erinnerst du dich an deine Bemerkung, als wir dich Weihnachten besuchten? Das mit der Insel, auf die ich mich zurückziehen wollte, wenn ich mit dem Therapieren Schluss mache.«
»Klar, war eine gezielte Bosheit von mir.«
Gero nickte.
»Das habe ich gemerkt. Und es hat auch gewirkt. Annette war wie vom Donner gerührt. Dann ging sie erst einmal ein paar Schritte zurück und sah mich aus der Distanz einmal genauer an. Sie merkte, dass der kluge Onkel alt wird. Er will sein Leben noch abrunden. Aber sie ist gerade auf dem aufsteigenden Ast. Sie hat noch so vieles vor sich.« Ich hatte Hunger. Das machte mich prosaisch. Deshalb musste Gero auf eine Antwort warten, bis ich dem Kellner gewunken und eine ausführliche Bestellung aufgegeben hatte. Gero orderte Wein und Fisch, wie fast immer. Geduldig würde er wieder das Tier von seinen Gräten befreien und bedächtig und behutsam die einzelnen Teile am Gaumen auf ihre Schluckfähigkeit hin prüfen. Ich fing mit Nudeln an – auch wie fast immer.
Nach dem Intermezzo mit dem Kellner war Zeit für etwas Mitgefühl.
»Dass Annette endlich etwas aus sich macht, finde ich gut. Ich habe sie nie so lebendig erlebt. Und du bist noch längst nicht auf dem absteigenden Ast. Schließlich hast du ihr doch Leben eingehaucht.«
Gero lächelte sanft-resigniert.
»Nun ja, ich habe es versucht. Vielleicht hat sie das auch gebraucht. Aber sie braucht nicht unbedingt mich.«
»Na und? Du bist auch nicht zu alt für eine neue Beziehung. Ich mag es nicht, wenn du dich so abgeklärt gibst und so tust, als hättest du alles hinter dir, Liebesfreuden und Schmerz, Eifersucht und Sehnsucht und was es sonst noch alles gibt.«
»Ja, Frau Therapeutin.«
»Sei doch mal so richtig wütend.«
Gero grinste. Der Kellner stellte schon mal die Getränke hin und verschwand. Wir stießen an.
»Ricarda, auf deine weisen Ratschläge werde ich in nächster Zeit noch öfter zurückgreifen. Aber lass uns jetzt das Thema wechseln. Wie geht es dir?«
Ich wollte nicht von Ralf erzählen. Im Moment ging es mir um die Agentur. Also erzählte ich Gero, was am Wochenende passiert war. Er hörte interessiert zu, winkte aber ab. »Ich will mich nicht vermieten lassen. Du hast mich schon einmal ausgeliehen, und das sieht augenblicklich gar nicht so gut aus.«
»Darf ich wenigstens auf deine Freundschaft und deinen guten Rat zählen?«
»Das darfst du jederzeit.«
Wir brachen das Gespräch nach dem Essen ab. Gero wollte noch bei Annette vorbeisehen. Ich hielt das zwar für einen Fehler. Mir war so, als ob sie gedanklich zurzeit
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