Agentur der boesen Maedchen
zündeten ein Feuer am See an. Wir setzten uns dazu, denn es war kühl geworden. Die Blasmusik hatte längst eingepackt, der letzte Grill kühlte schon aus, wir tranken noch ein Bier und sangen mit den Jugendlichen die Lieder von Bob Dylan bis heute, die ganze Palette durch. Als ein Mädchen zu Ricarda sagte, sie wolle auch einmal so werden wie sie, wenn sie alt sei, da war Ricarda geschmeichelt, obwohl sie sonst das Wort »alt« nicht so besonders mochte.
Gegen Mitternacht machten wir uns gut angeheitert und laut singend auf den Heimweg. Wir mussten ja nur immer den See entlang, und die Einheimischen hatten uns so hingestellt, dass wir zwangsläufig in die richtige Richtung gehen mussten. Gegen zwei Uhr früh krochen wir die Treppen zu unseren Zimmern hinauf.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lagen Ricarda und Eva mit in meinem Bett. Ich konnte mich dunkel erinnern, dass wir uns nicht mehr einigen konnten, wem welches Zimmer gehörte, und da wir uns noch ein bisschen unterhalten wollten, waren wir einfach in das Zimmer mit dem größten Bett gegangen. Ricarda füllte die Besucherritze, Eva hatte sich ganz an den einen Rand gekauert. Ich schob sie etwas hinein, sie grunzte kurz und legte den Arm um Ricarda. Ich bedauerte, schon wach zu sein. Die Szene hatte etwas sehr Idyllisches. Also legte ich mich wieder auf die andere Seite von Ricarda und lehnte mich ebenfalls gegen sie. Es dauerte nicht lange, da war auch ich wieder eingeschlafen.
Eva Ich wachte von Annettes Gekreische auf. Ricarda kitzelte ihre Nichte gerade, und ich lag ziemlich nahe dran. Mir war nicht mehr ganz im Gedächtnis, warum ich nicht in meinem eigenen Bett lag, aber das war jetzt auch egal. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir nach dem gestrigen Abend noch sehr viel Sinnvolles reden konnten. Das war einerseits gut so, denn wir hatten endlich mal wieder Spaß miteinander gehabt. Aber ich wollte doch einiges klären, was die Agentur anging. Als Ricarda nach der Jagd auf Annette mit dieser im Bad verschwand und sie dort ihr Spiel fortsetzten, überlegte ich noch einmal kurz, wie ich den beiden meinen Ausstieg klarmachen sollte. Aber vielleicht würden sie es mir gar nicht übel nehmen. Schließlich hatte ich die letzte Zeit nicht allzu viel gemacht. Erst beim späten Frühstück waren wir wieder etwas ernster. Ich wollte die Gelegenheit beim Schopf packen.
»Ich muss euch etwas sagen.«
Annettes Antwort war verblüffend.
»Ich auch.«
Und Ricarda stieß ins selbe Horn.
»Ich auch.«
»Ich war zuerst dran.«
Das wollte ich mir nicht nehmen lassen!
»Annette, ich steige aus. Ich habe schon gesagt, dass mir die Agentur so, wie sie jetzt ist, nicht passt. Und ich habe einen guten Vertrag von dem neuen Verlag bekommen, ich glaube, damit kann ich mich eine Weile über Wasser halten. Vielleicht übernehme ich auch freie Lektoratsaufträge. Aber ich will nicht mehr mit Idioten ausgehen.« So, jetzt war es raus. Vielleicht nicht diplomatisch, aber dafür klar. Annette setzte erschreckt ihre Kaffeetasse ab. »Das kannst du doch nicht machen.«
»Warum nicht?«
»Ich wollte auch aussteigen.«
Jetzt setzten Ricarda und ich unsere Tassen ab. Annette machte gleich einen kleinen Rückzieher.
»Ich habe das Angebot eines Professors, bei ihm Assistentin zu werden, und ich möchte es annehmen. Dann habe ich keine Zeit mehr für die Organisation. Übrigens haben mir deine Änderungsvorschläge eingeleuchtet. Ich habe auch schon etwas unternommen. Die ersten interessierten Frauen haben sich gemeldet. Und ich dachte, jetzt wo du vom Frauenbuchverlag weg bist, würdest du den Laden gerne übernehmen.«
Ich war geplättet. Jetzt wusste ich gar nichts mehr. Ricarda meldete sich zu Wort.
»Ich wollte auch noch was sagen. Ich möchte nämlich auch aussteigen. Ich will mir eine richtige Arbeit suchen, etwas, was mir Spaß macht und ein bisschen Geld einbringt. Ich will nicht mehr vom Geld meines geschiedenen Mannes leben.«
Wir waren still. Dass die Agentur, die so gut lief, jetzt sang- und klanglos untergehen würde, tat uns doch allen leid. Was war aus unserer Idee nur geworden, dass sie bei einem Frühstück sterben musste? Annette war völlig fertig.
»Das habe ich nicht gedacht.«
»Vielleicht hätten wir uns schon einmal früher darüber unterhalten sollen«, meinte Ricarda.
»Zu spät.«
Ich war wieder einmal die direkteste von uns dreien. Aber trotzdem, die neue Linie, die Annette einschlagen wollte, interessierte mich.
»Was hast du
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