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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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ganz woanders war. Aber er ließ sich nicht abhalten. Ich fuhr also nach Hause, wo ich von Karl-Heinz empfangen wurde. Ein Glücksfall, dass er sich noch in der Küche rumtrieb, schließlich zählte ich ihn zum engeren Kreis meiner Opfer. Karl-Heinz hatte abgespült. Daran konnte ich erkennen, dass er etwas wollte. Immerhin hatte ich ihn inzwischen schon so weit, dass er eine Vorleistung erbrachte, bevor er seine Wünsche artikulierte oder gleich durchsetzte, ohne mich zu fragen.
    »Wo drückt der Schuh?«
    »Ich würde gerne noch einige Zeit bleiben.«
    »Was ist einige Zeit?«
    Karl-Heinz kratzte gerade mit Hingabe Essensreste von einem Teller, den er nicht sauber abgespült hatte. Ich sah ihm mit Unbehagen zu. Schließlich war es mein Geschirr. Möglicherweise musste ich morgen davon essen.
    »Ich habe das Angebot, in einer Gärtnerei ein Praktikum zu machen.«
    »Du willst Gärtner werden?«
    »Vielleicht.«
    »Na, das ist ja schon mal eine entschiedene Aussage für dich. Hat dir die Arbeit in meinem Garten so viel Spaß gemacht?«
    »Zumindest mehr als andere Sachen, die ich schon angefangen habe.«
    »Was, du hast schon mal was angefangen?«
    Ich spürte genau, dass Karl-Heinz heute keine Chance gegen mich hatte. Er sah mich auch an, als ob er gleich vor Wut platzen würde. Der Junge zeigte ja menschliche Regungen! Aber er kam gleich wieder zur Sache.
    »Kann ich bleiben?«
    »Du musst mir einen Gefallen tun.«
    Karl-Heinz zögerte. Das konnte aus seiner Sicht nichts Gutes bedeuten. Aber er hatte keine Wahl.
    »Und der wäre?«
    »Du gehst übermorgen mit einer Frau aus.«
    »Warum?«
    »Du stellst dich als Versuchskaninchen zur Verfügung. Sie hat einen Mann, der scheint so zu sein wie du.« Karl-Heinz witterte Unrat.
    »Hat das was mit Annettes Agentur zu tun?«
    »Mit meiner Agentur. Ich werde die neue Chefin.«
    Er war überrascht.
    »Du willst arbeiten?«
    »Na, wenn sogar du zu arbeiten anfängst.«
    »Was muss ich tun?«
    »Du gehst mit der Frau aus. Sie wird versuchen, dich zum Sprechen zu bewegen.«
    »Das ist alles?«
    Ich musste lachen.
    »Das ist schwer genug.«
    »Was verdiene ich?«
    »Vier Wochen Aufenthalt in meinem Haus.«
    »Mehr nicht?«
    Ich hob gerade die Hand, um mit dem Zeigefinger in Richtung Tür zu deuten, als er beschwichtigend seine Hände hob, in der einen das Geschirrtuch, in der anderen einen Topf.
    »Ist ja gut, ist ja gut. Ich mach’s.«
    Ich war zufrieden mit diesem Tag, zog mich in mein Schlafzimmer zurück und telefonierte noch kurz mit Ralf. Er sagte, ich hätte ihm die letzten drei Tage richtig gefehlt. Das waren sonst immer meine Worte gewesen. Schön, wenn sie mal jemand anderes benutzt.

Eva   Heute Abend war Familienabend angesagt. Clara und ich hatten ihn selbst so getauft, denn schließlich kamen Claras Vater und ihr Freund. Mir war nicht ganz wohl, als ich mit dem Kochen so weit war und den Tisch deckte. Schließlich saßen dann zwei Paare am Tisch. Clara und Jens, Hannes und ich – und ich war mir nicht sicher, ob ich nicht vor Rührung zerfließen würde. Vielleicht würde ich aber auch kratzbürstig, damit ja keine falschen Schlüsse gezogen werden konnten. Eigentlich wollte ich mich ganz normal verhalten, aber ich wusste einfach nicht, wie das aussehen sollte.
    Um mich abzulenken, hatte ich den ganzen Tag mit Schreiben verbracht. Der Verleger hatte mir ein Angebot gemacht für eine Sammlung von Kurzgeschichten. Ich hatte daraufhin in meinen Schubladen nach den Sachen gesucht, die ich während des Studiums und danach heimlich geschrieben hatte. Vielleicht war ja was Brauchbares dabei. Ich fand die Geschichten auch gar nicht so schlecht, obwohl es fast immer um Beziehungen ging. Gewagtes Terrain für jemanden, der schon so lange ohne feste Bindung lebte.
    Hannes brachte Wein mit, die Blumen hatte er Jens überlassen, der diese auch elegant auspackte und das Papier dezent verschwinden ließ. Als ich Wasser in die Vase laufen ließ, musste ich kurz überlegen, ob er in diese schon mal gepinkelt hatte, damals, als er meine Tochter noch heimlich besuchte. Aber ich wagte nicht zu fragen. In letzter Zeit war ich ein bisschen feige geworden. Jetzt fing ich schon an, mich zurückzuhalten, um den netten Abend nicht aufs Spiel zu setzen.
    Als wir endlich saßen, fing Clara auch gleich mit meiner neuen Arbeit an.
    »Eva schreibt so sensibel und einfühlsam, das hätte ich nie gedacht.«
    »Eva ist sensibel und einfühlsam.«
    Das kam von Jens. Ich konnte meine Antwort nur

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