Agentur der boesen Maedchen
will mich in einen goldenen Käfig sperren. Früher hätte mir das vielleicht gefallen, so viel Sicherheit, und immer alles gemeinsam machen. Aber jetzt habe ich gesehen, dass ich das nicht unbedingt brauche. Manchmal habe ich einfach gerne meine Ruhe, oder ich treffe mich mit Freundinnen, so wie jetzt.«
»Was hat er denn zu diesem Wochenende gesagt?« Ricarda ließ nicht locker. Und da ich den Rat der beiden wollte, musste ich auch auspacken.
»Er war wenig begeistert. Er hatte die beiden Tage schon voll verplant, ohne mich um meine Meinung zu fragen. Auf die Distanz fand ich ihn wunderbar, überlegen, klar, reif, erwachsen. Auf die Nähe finde ich ihn manchmal kindisch und furchtbar anhänglich.«
Ricarda nahm ihre Sonnenbrille ab und sah mich direkt an.
»Das klingt aber fast nach Trennung.«
Ich war den Tränen nahe.
»Ich fürchte, das ist so.«
»Steckt ein anderer dahinter?«
Das fragten beide fast gleichzeitig. Aber natürlich ließen sie nicht locker, schließlich hatten sie Thomas Schneider gesehen.
»Nicht direkt. Im Moment wäre ich sie am liebsten alle los. Ein Neuer ist auch nicht besser.«
»Spielst du auf Schneider an? Hat sich das schon erledigt?«
Ricarda war erschüttert. Ich wollte jetzt richtig auspacken.
»Na ja, er stellt auch schon Ansprüche. Wir waren letzte Woche aus, da schlug er mir vor, mit der Agenturarbeit aufzuhören, das wäre doch zu lächerlich. Er machte meine Arbeit richtig klein. Am Anfang machte er nur Komplimente, und jetzt waren dumme Bemerkungen zu hören. Und dann fragte er mich noch, ob ich ihm nicht bei seiner Promotion helfen könnte. Er würde nicht rechtzeitig fertig. Bisher hätte ihm seine Schwester geholfen, aber die sei ja jetzt weggezogen.«
Eva lachte.
»Hattest du das nicht schon mal? Vielleicht solltest du eine Agentur für Dissertationen aufmachen.«
Ich sah Eva böse an.
»Ich finde das gar nicht lustig. Die Typen gehen mir wirklich alle zurzeit tierisch auf den Geist.«
»Schick sie bei mir vorbei«, schlug Ricarda vor. »Ein paar mögliche Liebhaber könnten mein Selbstbewusstsein schon aufmöbeln.«
Eva war ehrlich erstaunt.
»Aber Ricarda, du brauchst doch keine Männer, um selbstbewusst zu werden. Warum hättest du sonst nach deiner Scheidung so hart gekämpft, um dir ein neues Leben aufzubauen? Erst kommst du, und dann die anderen.«
Ricarda war ein bisschen eingeschnappt wegen der Zurechtweisung.
»Du machst das so, ja? Deshalb ging bei dir auch immer alles glatt.«
»Also, wenn ich höre, was bei euch so läuft, dann bin ich zufrieden. Diese Probleme habe ich tatsächlich nicht.« Ricarda war immer noch beleidigt.
»Du hast ja auch einen Mann.«
»Ich habe keinen Mann, ich habe jetzt einen Vater für meine Tochter. Das ist etwas anderes.«
»Und zwischen euch läuft nichts?«
»Nein. Wir verstehen uns gut, alles andere steht in den Sternen.«
Wir gingen weiter. So richtig warmgeredet hatten wir uns noch nicht. Mir war unbehaglich zumute. Es sah aus, als wäre unsere Freundschaft zu Ende. Wir erzählten uns zwar, was die letzten Monate so passiert war, aber keine kam richtig an die andere heran. Ich hatte mir unser Wochenende lustiger vorgestellt. Schließlich freute ich mich seit Tagen darauf. Aber vielleicht hatte ich wirklich die beiden Frauen über meine vielen Männertreffen vernachlässigt, und das ließ sich alles nicht so schnell nachholen.
Von weitem hörten wir Musik, und als wir in den Nachbarort kamen, wussten wir auch, warum. Es war Dorffest. Sie hatten eine Tanzfläche aufgebaut, die Blasmusik war eifrig dabei, den Besuchern die Ohren vollzupusten, Tische und Stühle standen herum, ein paar grillten, andere schenkten aus oder verteilten Kaffee und Kuchen, eine Unmenge von Leuten war da. Ricarda war begeistert. »Da bleiben wir. Das Gerede geht mir auf die Nerven. Ich will mich amüsieren.«
Wir setzten uns an einen Tisch zu anderen Leuten dazu, aber Ricarda hielt es nicht lange auf ihrem Stuhl. Sie schwenkte erst Eva über die Tanzfläche, dann mich, dann forderte sie der Reihe nach wahllos Frauen und Männer auf. Da uns niemand kannte, war das auch kein Problem. Hier war man an Touristen gewöhnt, die sich etwas seltsam benahmen. Keiner störte uns, keiner baggerte uns an, es war richtig angenehm hier. Bei den Volkstänzen lachten die Ureinwohner über unsere Ahnungslosigkeit, aber sie ließen uns geduldig mitmachen, auch wenn wir einige Male aus der Reihe tanzten.
Es wurde dunkel, die Jugendlichen
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