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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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Rechenschaft ablegen müssen, wann ich wo warum mit wem war. Die große Freiheit war wieder da. Und so sehr ich in den vergangenen Jahren unter meinem Single-Dasein gelitten hatte, das nur sporadisch von Männergeschichten unterbrochen worden war, im Moment hielt ich es wirklich für erstrebenswert. Der Markt hatte mich wieder.

Ricarda   Seit ich mich entschlossen hatte, die Agentur zu übernehmen, hatte ich keine ruhige Minute mehr. Ralf und ich konnten unsere Termine kaum noch koordinieren, mal hatte er zu tun, mal ich. Aber heute Abend wollten wir ausgehen. Allerdings hatte auch dieser Termin einen Pferdefuß. Karl-Heinz traf sich mit der Frau, die den Umgang mit ihrem schweigsamen Mann üben wollte, und das konnte ich mir doch nicht entgehen lassen. Ralf war zwar etwas angesäuert, als ich ihm erzählte, dass ich die beiden im Auge behalten wollte, aber er war bereit, mitzugehen. Im Grunde gefiel ihm die Geschichte mit der Agentur ganz gut. Er hatte es immer seltsam gefunden, dass ich damit leben konnte, das Geld vom alten Franz auszugeben. Seiner Meinung nach brauchte jeder Mensch eine Aufgabe. Nach den Erfahrungen dieses Winters musste ich ihm recht geben. Ich hatte meine wilden Jahre nachgeholt und mir diese Zeit von Franz finanzieren lassen, aber jetzt war mal was Neues dran. In einer Viertelstunde wollte Ralf mich abholen. Karl-Heinz rumorte gerade in seinem Zimmer rum. Seine kläglichen Versuche, heute Abend nicht mit einer Frau ausgehen zu müssen, waren an meiner Entschlossenheit gescheitert. Der Kerl brauchte eine klare Linie. Ich machte mich gerade schick, als das Telefon klingelte.
    »Ich bin’s.«
    Das konnte nur Annette sein. So meldete sich sonst niemand.
    »Ich habe wenig Zeit. Was ist los?«
    »Schade. Ich hätte dich gerne gesehen. Ich glaube, ich habe Mist gebaut.«
    »Oh je. Ein neuer Mann in deinem Leben?«
    »Nein, ich habe Gero abgeschossen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe ihm den Laufpass gegeben.«
    Ich schwieg. Damit hatte ich nicht gerechnet. Gero war frei. Er war einmal der Mann meiner Träume gewesen. Er war es nicht mehr. Aber er tat mir leid. Wir kannten und mochten uns. Es konnte ihm im Moment nicht besonders gut gehen. Aber Annette war noch nicht fertig.
    »Ricarda, erst fand ich mich ganz toll, aber jetzt geht’s mir mies. Ich fühle mich wie das letzte Schwein. Und du hast keine Zeit.«
    »Wie lief denn die Sache ab?«
    »Er war wieder so traurig und so defensiv, das geht mir furchtbar auf die Nerven.«
    »Er war noch nie ein wilder Mann und schon gar kein so toller wie dein anderer Verehrer.«
    »Lass jetzt endlich Thomas Schneider aus dem Spiel.«
    »Ist ja gut.«
    »Ich mag Gero doch. Aber ich will nicht heiraten und auf eine einsame Insel ziehen.«
    »Dann sag ihm das.«
    »Du meinst, ich soll noch mal mit ihm reden?«
    »Wenn du noch was retten willst, dann ruf ihn an. Ist doch kein Unmensch.«
    »Stimmt. Warum bist du eigentlich in Eile?«
    »Ralf holt mich gleich ab. Wir gehen ins Napoleon zum Essen.«
    »Na dann viel Vergnügen.«
    »Dir auch – oder viel Glück.«
    Ich legte auf und machte mich noch etwas an meiner Frisur zu schaffen. Dann jagte ich Karl-Heinz aus dem Haus zu seinem Termin. Kaum war der fort, kam Ralf.
    Ralf lächelte amüsiert, als er mich wie einen wildgewordenen Handfeger durchs Haus rasen sah. Ich war natürlich noch nicht fertig. Im Vorübereilen erzählte ich ihm kurz, was passiert war.
    »Um wen willst du dich jetzt kümmern, barmherzige Schwester Ricarda? Um die böse Nichte oder um den guten Freund? Oder willst du die beiden wieder zusammenbringen?«
    Ich blieb stehen und sah ihn erstaunt an.
    »Ich will mich heute um dich kümmern.«
    Ich lief ins Schlafzimmer, wo das Ausgehkleid bereit lag, und fing an, mich umzuziehen. Ralf stand in der Tür, lehnte an dem Rahmen und sah mir zu, wie ich mich mit dem Reißverschluss abmühte. Ich weiß nicht, wer diese Dinger immer am Rücken anbringt, so dass man sie nicht selber schließen kann. Aber immer wenn ich Klamotten einkaufen gehe, übersehe ich so kleine unpraktische Dinge. Ralf ließ sich bitten.
    »Könntest du mir bitte helfen?«
    Ralf kam zwar, aber er schloss den Reißverschluss nicht. Immerhin besaß er Weitsicht genug, das Kleid ordentlich über einen Stuhl zu legen – für später. Vielleicht war das der Grund, warum die Hersteller von Kleidern die Reißverschlüsse hinten anbrachten. Gelegenheit macht Liebe, sagt der Volksmund.
    Auf jeden Fall kamen wir deutlich zu spät

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