Agentur der boesen Maedchen
ins Napoleon – und uns traf fast der Schlag. An einem Tisch saß Karl-Heinz mit einer Frau, die ziemlich verzweifelt auf ihn einredete, an einem anderen saßen Annette und Gero. Ein Entkommen gab es nicht, da Annette uns schon gleich freundlich zuwinkte. Ralf nahm es gelassen.
»Nimm deine Pflichten als Tante, gute Freundin und Agenturchefin wahr, dann gehen wir wieder nach Hause.«
»Aber unser schöner Abend.«
»Ich mache morgen frei. Wir holen den schönen Abend nach.«
»Versprochen?«
»Versprochen.«
Ich war beruhigt. Wir setzten uns zu Annette und Gero, die beide gar nicht mehr so unglücklich aussahen. Annette eröffnete die Aussprache.
»Es tut mir leid, Ricarda. Aber ich habe gleich nach unserem Telefonat Gero angerufen, und dann habe ich noch erzählt, dass ihr beide heute hierhergeht und da dachten wir …«
Ralf packte seine Pfeifenutensilien aus und begann in aller Ruhe, seine Pfeife zu stopfen.
»Ich kann mir gut vorstellen, was ihr euch gedacht habt.«
Annette hörte nicht den boshaften Unterton in Ralfs Stimme.
»Ihr kommt aber spät.«
Ralf und ich grinsten uns an. Ralf setzte dann gleich sein Pokerface auf.
»Wir wurden aufgehalten. Aber wir wussten ja auch nicht, dass ihr auf uns wartet.«
Gero lächelte. Er hatte verstanden. Ich wollte eigentlich jetzt wissen, was los war.
»Wie stehen die Aktien?«
Annette und Gero sahen sich an. Annette sah sich genötigt, die Situation zu erklären.
»Ich habe mich entschuldigt für meine harten Worte. Aber wie es weitergeht, wissen wir noch nicht so genau.«
Gero nickte.
»In ein paar Dingen sind wir uns einig. Ich denke, wir werden jetzt freundschaftlich miteinander umgehen und uns gelegentlich treffen. Ansonsten lebe ich mein eigenes Leben und Annette ihres.«
Das war mir zu unpräzise.
»Also läuft jetzt was oder nicht?«
Annette sah Gero unsicher an, gerade so, als wollte sie ihm nicht schon wieder auf die Zehen treten.
»Ich denke, von Beziehung ist im Moment nicht die Rede.«
»Das denke ich auch.«
Ich konnte mir nicht helfen, aber Gero wirkte etwas erleichtert. Also fragte ich nach.
»Geht es dir gut?«
»Zumindest besser als die letzten Wochen. Ich konnte nicht ertragen, dass Annette mir aus dem Weg ging. Jetzt weiß ich wenigstens, woran ich bin. Und Einsamkeit allein ist auch kein besonders verbindender Faktor auf die Dauer.«
Jetzt war Annette beleidigt.
»Ich habe mich nicht in dich verliebt, weil ich einsam war.«
Gero widersprach.
»Ich denke schon, dass das eine Rolle spielte, bei dir und bei mir. Aber das war sicher nicht alles.«
Ich befürchtete, die beiden würden zu streiten anfangen. Der großen Aussprache wollte ich nicht beiwohnen. Das sollten sie unter sich ausmachen. Ralf winkte gerade den Kellner heran, nachdem er sich vorher intensiv der Lektüre der Speisekarte gewidmet hatte. Ich hatte noch gar keine Zeit dazu gehabt, aber ich war mir ohnehin sicher, dass es wieder Lasagne werden würde. In diesem Moment fing die Frau am Nebentisch, die für diesen reizenden Abend immerhin fünfhundert Euro hingeblättert hatte, an, laut zu werden.
»Könnten Sie nicht wenigstens einmal den Mund aufmachen? Ist Ihnen denn die Zunge am Gaumen festgeklebt?«
Aha, dachte ich, Karl-Heinz kriegt gerade seine Lektion. Karl-Heinz sah hilfesuchend herüber. Ich blickte dezent weg. Leider half das gar nichts, denn nun wurde auch die Frau, die bislang mit dem Rücken zu uns gesessen hatte, aufmerksam. Sie drehte sich um und entdeckte Annette. Sie kam an unseren Tisch.
»Sie haben mir doch diese traurige Gestalt vermittelt. Glauben Sie wirklich, ich möchte mich den ganzen Abend anschweigen lassen? Das habe ich doch zu Hause auch. Ich will mein Geld zurück.«
Annette wurde geschäftsmäßig.
»Moment mal, Sie wollten einen, der wenig redet, genau wie Ihr Mann.«
»Aber ich wollte etwas lernen. Das geht mit dem nicht. Ich will einen anderen oder mein Geld zurück.«
Ich konnte mir vorstellen, welche Probleme sie mit Karl-Heinz hatte, also machte ich ihr einen Vorschlag.
»Passen Sie auf, ich gehe jetzt mit an Ihren Tisch. Wir unterhalten uns zu dritt, und wenn nichts dabei rauskommt, können Sie Ihr Geld wieder haben.«
Die Frau war einverstanden. Also ließ ich Ralf bei Gero und Annette zurück, obwohl ich gerne geblieben wäre, denn Annette fragte Ralf gerade, wie wir eigentlich unsere Probleme in den Griff bekommen hätten. Was Ralf wohl antworten würde?
Ich nahm mein Weinglas und ließ mich neben Karl-Heinz
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