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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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tastete. Ihre Finger verflochten sich mit den seinen; gleichzeitig hörte sie ihn sagen: „Das weiß ich, mein Herz – und trotzdem tut es so gut, es von dir zu hören! Doch wir müssen nicht in die Fremde; wir müssen nur noch die letzte Meile hinter uns bringen, dann sind wir unter weiß-blauem Himmel zu Hause!“ Damit setzte der Wittelsbacher erneut die Sporen ein, Seite an Seite ritten sie weiter, und wenig später erreichten sie das südliche Tor, wo bereits die städtische Abordnung, dazu Kinder mit Blumen sowie Musikanten warteten.
    „Ein liebenswertes Völkchen, nicht wahr?“, wandte sich der Herzog und Graf tief in der Nacht, nachdem sie das Festmahl überstanden hatten und endlich allein waren, an seine Geliebte. „Die feierlichen Roben konnten nicht recht verbergen, dass in ihnen biedere Handwerks- und Fischermeister steckten. Ganz anders sind sie hier als die knochentrockenen Schranzen zu München; den Sedlec natürlich ausgenommen. Die sind noch aus Fleisch und Blut gemacht, die Vohburger, und gerade deswegen, da bin ich mir jetzt sicher, werden wir gut mit ihnen auskommen!“
    Versonnen nickte Agnes, erwiderte jedoch nichts. Vielmehr schien sie sich bei den letzten Worten Albrechts plötzlich leicht verspannt zu haben. Der Dunkelhaarige, auch nach fast eineinhalb Jahren in seiner Liebe zu ihr noch äußerst feinfühlig, spürte es. Instinktiv ließ er ihr Zeit, führte sie stumm über die Schwelle ins Schlafgemach; drinnen aber fragte er: „Was hast du? Kann es sein, dass ich soeben etwas Falsches gesagt habe?“
    Auf einmal lag Agnes in seinen Armen, klammerte sich an ihm fest wie ein Schutz suchendes Kind. „Nein, es war nicht deine Schuld!“, flüsterte sie. „Denk so etwas nicht, bitte! Es ist nur, weil die Ratsherren und Zunftmeister mich beim Mahl wie deine Gattin behandelt haben. Sie waren mir gegenüber ebenso zuvorkommend und höflich wie zu dir. Ja, man kann gut mit ihnen auskommen, das habe ich auch bemerkt, doch sie haben mir mehr Ehre erwiesen, als ich verdiene. Und nun, wo du sagtest, dass wir; WIR … – Albrecht, sie haben mich gleichberechtigt an deine Seite gestellt, und davor fürchte ich mich! Es kommt mir wie ein Frevel vor, wie eine Anmaßung! Ich verdiene diesen Platz nicht, auf dem sie mich sehen wollen! Ich bin nur die Tochter eines Baders; war eine Ehrlose! Es ist so ein himmelweiter Unterschied zwischen deinem Stand und meinem – und die Vohburger wissen’s nicht. – Ich habe Angst, Albrecht! Ich habe Angst, dass sie mich – und damit doch auch dich! – verachten würden, wenn einmal die Wahrheit ans Tageslicht käme …“
    „Du bist bescheiden – das ehrt dich, doch du hast es nicht nötig!“, erwiderte der Wittelsbacher fest. Insgeheim dachte er: Dass der Sedlec in meinem Auftrag erst vor einer Woche in Vohburg weilte, dem Rat reinen Wein einschenkte und ihn zugleich vor Frechheiten warnte, darf sie nie erfahren; sie ist zu anständig! Laut fuhr er fort: „In Augsburg, es hat mir immer von Herzen wehgetan, mussten wir unsere Liebe wie etwas Verbotenes verbergen. Deswegen fühlst du dich jetzt, da wir Hand in Hand ins helle Tageslicht getreten sind, wohl auch noch unsicher. Du musst aber lernen, dass die Dinge hier, in meiner eigenen Grafschaft, völlig anders liegen! Hier brauchen wir keine Rücksichten auf das Reich oder auf das Herzogtum zu nehmen! Hier bin ich der Herr, und du bist die Frau, die an meiner Seite lebt und mein Bett teilt! Du bist es, die ich den Vohburgern damit zur Herrin gegeben habe, und sie haben dich zu achten; ob sie wollen oder nicht! Du musst dir dessen bewusst werden, Agnes; du darfst dich nicht selbst kleiner machen, als du bist!“ Seine Stimme wurde wieder weicher, als er ihr Haar berührte und schloss: „Und nun Kopf hoch, mein Herz! Wir wollen uns die Freude an unserer ersten Nacht in der eigenen Burg doch nicht von irgendwelchen dunklen Stimmungen eintrüben lassen! Komm! Komm noch näher zu mir; ganz nahe! Lass mich dich auskleiden, dich schmecken, dich verwöhnen …“
    Und die Blonde, die Mooräugige, vergaß, was sie gequält hatte; nur noch er zählte jetzt wieder, der Mann und dazu ihre überwältigende Liebe. Aufs Bett sanken sie, mit ihren Kleidern streiften sie auch alles andere ab, und dann wurden ihre Körper unter dem gräflichen Dach eins.
*
    Die Befürchtung der Blonden, der Achtzehnjährigen, sollte sich in der Folge als gegenstandslos herausstellen. Agnes Bernauer, so jung sie auch war, erwarb sich die

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