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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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ihr! Ich fürchte nur, es wird Euch noch manchen Ärger eintragen, wenn es erst herauskommt, dass Ihr Euch an eine Ehrlose, die freilich in meinen Augen ehrlos nicht sein kann, verloren habt! Nicht zuletzt aus diesem Grund, Albrecht, habe ich Euch auch um Eure Freundschaft gebeten und habe Euch die meine angeboten. Weil Ihr jetzt Freunde brauchen werdet; Ihr und die Agnes! Das sage ich Euch, weil ich Euch geliebt habe, und weil Liebe mehr ist als Begehren und Befriedigtwerden; manchmal, auch wenn’s einen hart ankommt, muss sie eben um des anderen willen auch verzichten können …“
    Albrecht hätte sie, zum allerersten Mal nicht aus dem Rausch und aus der Brunst heraus, in die Arme nehmen können dafür; er spürte aber, er hätte sie damit nur einmal mehr gequält, und das wollte er jetzt um keinen Preis mehr riskieren. So begnügte er sich damit, der Rothaarigen die Hand zu reichen und ihr zu versichern: „Meine Freundschaft besitzt du, Margarethe, von diesem Tag an! Und irgendwann wirst du auch den Mann finden, nach dem du dich sehnst; das wünsche ich dir von Herzen!“
    Margarethe von Waldeck nickte; im Hinausgehen dachte sie unwillkürlich an Jan von Sedlec, und plötzlich wurde sie sich bewusst, dass sie ohne den Landsmann die vergangenen Monate und besonders die letzten Tage kaum so seelisch unbeschadet, wenn auch angeschlagen, überstanden hätte, wie es der Fall war. Er war es gewesen, der sie gehalten und immer wieder aufgefangen hatte, und nun verhielt die Rothaarige den Schritt, zögerte kurz und schlug sodann die Richtung zum Quartier des Böhmen ein.
*
    Während das späte Frühjahr 1428 sich in den Sommer drehte, kamen die Kleinadlige und der Hofmeister sich sehr nahe; ihre nunmehr gemeinsame Freundschaft zu Albrecht von Bayern-München litt darunter nicht, eher war das Gegenteil der Fall. Denn klar, zumindest im persönlichen Bereich, war der Weg des Thronfolgers damit geworden, und dieser Weg führte ihn jetzt tatsächlich so oft wie möglich ins Schwäbische. Kaum ein Monat verging, in dem der junge Herzog nicht wenigstens einige Tage in Augsburg verbrachte, und im Spätsommer des genannten Jahres hatte Jan eine Idee, die dem hochgeborenen Freund die Reitzeit zwischen München und der Reichsstadt erheblich verkürzte. Unter der Hand richtete der Böhmische auf verschiedenen Meierhöfen entlang der Straße Relaisstationen für den Wittelsbacher ein; nunmehr konnte Albrecht unterwegs die Rösser gleich einem Kurierreiter wechseln, und dies bedeutete, dass seine Besuche bei Agnes Bernauer noch häufiger wurden.
    Doch auch in der Residenz tat der Sedlec im Bunde mit Margarethe von Waldeck viel für die ungestörte Amoure des Dunkelhaarigen; immer wieder ersannen die beiden für ihn die Ausflüchte und vorgeblichen gesellschaftlichen oder politischen Notwendigkeiten, mit denen der übrige Hof und vor allem der regierende Herzog in der Neuen Veste getäuscht werden konnten. Albrecht und auch Agnes waren dem böhmischen Paar von Herzen dankbar dafür. Nach dem Sommer durften sie in regelmäßig sich wiederholender Zweisamkeit auch den Herbst und dann den Winter genießen; im neuen Jahr 1429 schließlich, kurz nach der Faschingszeit diesmal, fand ein Ständetag 24 in Augsburg statt, zu dem der Münchner Thronfolger offiziell geladen wurde. Über drei Wochen hinweg führten Albrecht und Agnes ein beinahe eheliches Leben im Fachwerkhäuschen unter dem Wehrgang, während die Staatsgemächer, die für den Wittelsbacher im Patrizierturm Peutingers hergerichtet worden waren, so gut wie die ganze Zeit über ungenutzt blieben. Der Ratsherr nahm dies augenzwinkernd hin und deckte seinen abwesenden Gast, wo er nur konnte; für den Rest sorgte Jan von Sedlec, der diesmal mitgekommen war: Auf den hochnotpeinlichen Empfängen und anschließend bei den Saufgelagen streute er immer wieder diensteifrig das Gerücht aus, dass sein Herr an einer ganz vermaledeiten Unpässlichkeit leide. Das heimliche Liebespaar hatte den Nutzen davon; einige Monate später, im Sommer, revanchierte Albrecht sich dafür. In München jetzt wieder, machte er seinem verschworenen Freund und der Rothaarigen eine Eröffnung.
    „Dass euch der Ehestand ins Haus steht“, sagte er schmunzelnd, „ist ja längst kein Geheimnis mehr. Und dass ihr mit zeitlichen Gütern nicht gerade gesegnet seid, besonders weil drüben in eurem Heimatland der Aufruhr herrscht, weiß ich auch. Deswegen möchte ich euch beide mit einem anständigen Heiratsgut

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