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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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hatte es ihn, weniger als väterliche Ermahnung denn als verkappte Drohung hatte er den Satz empfunden. Jetzt drängte es ihn dazu, sich der Blonden anzuvertrauen, gleichzeitig wusste er, dass er ihr das auf gar keinen Fall antun durfte, und so setzte er stattdessen hinzu: „Wenn der Papst pfeift, dann tanzt Wittelsbach! Das ist das Unglück unserer Familie! Wenn ich an der Regentschaft wäre, ich würde mich nicht so bereitwillig unter die römische Fuchtel ducken! Bei diesem Basler Konzil wird nichts anderes herauskommen als beim Konstanzer! Wieder wird man auf die Böhmischen einprügeln, anstatt endlich einmal den Saustall am Tiber auszumisten …“
    Agnes spürte das Verschrecktsein hinter seinen derben Worten, zog sanft seinen Kopf an ihre Brust und erwiderte leise: „Dies mag so sein – aber du kannst dich nicht gegen deinen Vater stellen, musst ihm den schuldigen Gehorsam leisten! Und außerdem ist Basel nicht aus der Welt. In ein paar Wochen bist du wieder zurück; wir werden sie schon aushalten, die Trennung, bis dann unser Wiedersehen umso schöner wird.“
    Sie hat es nicht begriffen, dachte er. Sie glaubt, es solle wirklich bloß disputiert werden. – Aber woher sollte sie die tückischen Pfaffen auch kennen? Ist bisher keinem in der Kardinalsrobe begegnet; zu ihrem Glück! Weiß nicht, dass die ganz anders sind als der Betzwieser, der Pfarrer hier auf der Burg, der ein großes Herz hat. Der insgeheim vielleicht selber hussitisch denkt, weil ihm der Nazarener etwas bedeutet. – Die Purpurroten jedoch … der Teufel hol’ sie! Die werden uns das Wiedersehen schon zu vermiesen wissen; ich ahne es …
    Freilich sprach er auch diese Befürchtung nicht aus, entgegnete vielmehr: „Ja, du hast recht! Länger als ein paar Wochen wird’s nicht dauern. Und ich lasse dir den Sedlec herkommen, damit du im Notfall einen hast, der dir treu zur Seite steht, wenn du schon die Grafschaft allein regieren musst …“
    „Du weißt genau, dass ich das nicht kann!“, versetzte sie. „Als ob ich auch nur einen einzigen Befehl geben könnte!“ Im Gegensatz zu vorhin, als sie ihn in die Arme gezogen hatte, suchte sie nun ihrerseits Geborgenheit bei ihm. „Du machst dich lustig über mich“, fügte sie hinzu.
    Gut so!, dachte er. Ich habe sie auf andere Gedanken gebracht! Laut sagte er: „Nein, mein Schatz; ich meinte es ernst! Solange ich abwesend bin, liegt die Verantwortung bei dir! So und nicht anders möchte ich es haben! Und was deine Fähigkeiten dazu anbelangt – du hast sie doch längst unter Beweis gestellt! Du kannst mit den Menschen umgehen; sie hören gerne auf dich! Weil das, was du tust, aus deiner inneren Anständigkeit kommt! Das ist es, was zählt, Agnes, und die Vohburger wissen es. Erst neulich, als der Peutinger aus Augsburg hier zu tun hatte, habe ich gehört, wie einer der Zunftmeister zu ihm sagte, du seist nicht nur vom Leibe her ein wunderschönes Weib, sondern ebenso aus dem Herzen heraus …“
    „Für dich – und durch dich“, flüsterte die Mooräugige; gleich darauf, in der aufbrandenden Leidenschaft, vergaßen sie beide den Kurier, den Münchner und das Konzil. Nur das Jetzt zählte noch, die berauschende Zeitlosigkeit im Ineinander-Sein, und dies hielt an, bis draußen, auf dem Zinnenkranz der Burgmauer, der über Nacht gefallene Schnee im ersten Tageslicht leichenfahl aufzuschimmern schien.
*
    In der folgenden Woche, als er bei Tauwetter durch schmutzigen und irgendwie schleimig wirkenden Matsch abritt, erinnerte sich Albrecht an dieses Bild; die ganze nächste Zeit dann, da er in Basel zur Linken des Vaters in der Fürstenbank saß, ließ es ihn nicht wieder los. Mit dem Pfaffenkeckern, den Hasstiraden, den allgemeinen Verwünschungen gegen die Hussiten schien es ihm in eins zu gehen, dieses Fahle, Ungute und in seinem mentalen Empfinden Leergeblutete. Zuletzt, als die von Rom angestrebte böse Entscheidung fiel, hatte der junge Wittelsbacher das Gefühl, als stachle das Eisige plötzlich schmerzhaft direkt in seinen innersten Kern hinein. Krieg hieß die Losung, welche die Kardinäle, die Bischöfe und ein Großteil des Hochadels aus sich bellten: Krieg gegen die Böhmischen; ein weiterer Kreuzzug.
    Zum Anführer der päpstlich-reichsständischen Armee wurde der Kardinallegat Julian Cesarini bestimmt; ein mit den höchsten kirchlichen Weihen versehener Metzler, der bereits in der Vergangenheit unbeschreibliche Grausamkeiten auf sein Gewissen geladen hatte. Dieser

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