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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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ausstatten, so ihr es von mir annehmen wollt. Mit hundert Ungarischen Goldgulden, so habe ich mir gedacht, könnt ihr ohne Sorgen in die Zukunft blicken. Es soll ein Geschenk von Agnes und mir sein; ein Dank dazu für all die Treue, die ihr uns seit dem letzten Jahr erwiesen habt …“
    Margarethe von Waldeck und Jan von Sedlec nahmen das großherzige Angebot nur zu gerne an. Es wurde vereinbart, dass die Summe aus der herzoglichen Schatulle ausgefolgt werden sollte, sobald die beiden Familien des Paares sich wegen des allgemeinen Hochzeitsvertrages einig geworden seien, sodass die Adelsehe geschlossen werden konnte. 25
    Nach diesem Gespräch unter sechs Augen freilich, als die Rothaarige und der Thronfolger von Bayern-München vielleicht nicht ganz zufällig für einen Moment unter sich waren, wandte sich Margarethe mit einem bedauernden Unterton in der Stimme an ihn: „Uns hilfst du, aus einem Herzen heraus, das neuerdings so weich geworden ist, doch deine und Agnes’ Liebe wird stets nur im Verborgenen blühen können. Und dabei wünschte ich euch so sehr, ihr dürftet sie ebenso offen zeigen wie Jan und ich!“
    „Vielleicht finden auch wir eines Tages den Weg“, erwiderte Albrecht leise. „Wie verschlungen war doch der eurige, ehe er zu einem guten Ziel führte, und ebenso, das hoffe ich mit allen Fasern, wird’s mit der Blonden und mir gehen …“

VOHBURG AN DER DONAU/BASEL
Sommer 1429 bis Februar 1431

Von hertze und auch von leybe
gar ein schens weib.
Peutinger-Chronik

    Die Flussfahrt von Dasing bei Augsburg bis Waidhofen hatte erstaunlich wenig Zeit in Anspruch genommen, doch nun begann die Paar sich zu schlängeln und zu mäandrieren. Hinzu kam die Mittagshitze, die den stakenden Knechten rechts am Bug und links am Heck der Zille jetzt mehr und mehr zu schaffen machte. Schwitzend und mit augenscheinlich immer zäheren Bewegungen mühten die Männer sich ab, das Flachboot um die zahlreichen Kehren zu bringen; es zudem von den Schilffeldern und nun häufig auftretenden Schlickbänken abzuhalten. Auch die Reiter am Ufer, auf dem Treidelpfad, hatten mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Mückenschwärme, vom hier beinahe stehenden Gewässer ausgebrütet, fielen mit tückischem Sumsen über die Rösser her und ließen sie scheuen. Am schlimmsten war es dann mit den beiden ledigen Tieren, dem Zelter 26 und dem Rappen, die von zwei Stallburschen am langen Zügel mitgeführt wurden. Immer häufiger keilten der Wallach und der Hengst aus, kapriolten; bissen sich gar. Kurz vor Pörnbach dann, als auch noch die Viehbremsen kamen und die Paar gleichzeitig modrig zu riechen begann, wurde es dem jungen Herzog von Bayern-München zu dumm.
    „Du musst mir verzeihen“, wandte er sich an die mittlerweile achtzehnjährige Agnes Bernauer, die neben ihm auf der Mittelbank der Zille saß. „Die Bootsreise war wohl kein so guter Einfall, wie ich dachte. Ich glaubte, es sei so bequemer für dich, aber jetzt fürchte ich, das Ungeziefer frisst uns und die Pferde noch auf, wenn wir nicht ausreißen. Dazu die mörderische Hitze!“ Albrecht schlug sich einen Brummer vom Nacken, dann schloss er: „Was hältst du davon, dass wir an Land gehen und das letzte Stück in den Sätteln hinter uns bringen?“
    „Ja, der Fluss scheint sich gegen uns verschworen zu haben“, antwortete die Blonde. „Das Wasser bringt dir und mir kein Glück …“ Leise war ihre Stimme während der letzten Worte geworden; ganz dünn. Und die brütende Auenlandschaft hatte auf einmal wie etwas Fremdes vor ihren Augen geflirrt und geschwirrt. Doch mit dem nächsten Lidschlag fasste Agnes sich wieder, warf nun ihrerseits dem Geliebten einen entschuldigenden Blick zu und fuhr fort: „Unsinn! Es hat uns immerhin zwei Drittel des Weges bis Vohburg getragen, und ich habe es schön gefunden, so schwerelos an deiner Seite durch die Landschaft zu treiben. Doch nun meine ich auch, dass es besser wäre, wieder die Pferde zu nehmen.“ Sie lächelte. „Vor allen Dingen, weil wir es dann bestimmt schneller schaffen, bis in deine Stadt – und in die Burg.“
    „In unsere Burg und in unsere Stadt“, erwiderte der Herzog zärtlich, berührte dabei ihre Hand. Und sah in ihrem Antlitz, dass sie dies immer noch nicht ganz zu fassen vermochte. Aber sie würde sich schon eingewöhnen, würde sich schon in ihre Rolle finden, da war er sich ganz sicher. Einen innigen Blick gönnte er ihr, ein aufmunterndes Nicken, dann rief er den stakenden Knechten den Befehl zu.

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