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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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München, noch in der ersten Woche des Monats, traf nun doch ein Bote des Glotzäugigen ein; freilich wurde schnell klar, dass er keine persönlichen Nachrichten brachte, als er in das Gemach polterte, in dem der Dunkelhaarige und sein Weib soeben beim Abendessen saßen. „Krieg liegt in der Luft, das lässt Euch Herzog Ernst vermelden!“, raunzte der Schranze, der ganz offensichtlich dem Niederadel angehörte, gegen den Thronfolger hin; die Blonde würdigte er dabei auf unverschämte Weise keines Blickes. „Aufrüsten sollt Ihr Vohburg und Euch bereithalten mit den Fähnlein und Kanonen, die Ihr hier habt; gegen Ingolstadt kann es schon in wenigen Wochen gehen!“
    „Aber es wurde doch ein Friede geschlossen mit Herzog Ludwig, im vorigen Jahr?!“, erwiderte der Wittelsbacher verdattert; eigentlich hatte er den Ritter wegen dessen Missachtung gegenüber Agnes anfahren wollen, jetzt legte er bloß seine Hand wie schützend auf ihren Unterarm und setzte hinzu: „Der Bärtige hat’s beschworen, dass er die Waffen nicht noch einmal gegen München oder Landshut erheben wolle!“
    „Und hat sein Wort gebrochen, kaum dass es den Herzog Wilhelm aufs Krankenlager geworfen hat!“, versetzte der Schranze mit unterschwelliger Häme. „Ja, der Bruder Eures Vaters, der Mitregent im Teilfürstentum, liegt auf den Tod darnieder! Und jetzt glaubt der Ingolstädter natürlich, dass er dadurch einen leichten Zugriff auf gewisse Münchner Ländereien bekommen könne! Wäre ja auch kein Wunder! Herzog Wilhelm hat als seinen Erben bloß den eineinhalbjährigen Säugling Adolf und ein Ungeborenes im Leib der Margarethe von Cleve dazu, und was meinen eigenen Herrn angeht, Euren Vater Ernst, so …“
    „Schweigt! Ehe ich Euch hinauswerfen lasse!“ Albrecht brüllte die Drohung heraus. Mühsam, mit aller Kraft, beherrschte er sich, setzte gepresst hinzu: „Sagt mir sachlich, was mein Vater Euch sonst noch an mich aufgetragen hat!“
    „Nichts weiter, als dass Ihr hoffentlich selbst wisst, was Eure verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist in dieser vermaledeiten Situation!“, antwortete der Höfling. „Das, haargenau, waren Ernsts Worte! Und dass er erwartet, dass Ihr Euch umgehend äußert dazu!“
    „Geht!“ Albrecht wandte sich brüsk ab; wartete, bis die Tür hinter dem Ritter ins Schloss gefallen war. Erst dann drehte er sich langsam wieder um, suchte den Blick seiner Gattin und hörte sie sehr leise sagen: „Falls es wieder Krieg gibt, ist dies allein schon schrecklich genug – aber wenn Herzog Wilhelm tatsächlich im Sterben liegt, dann haben wir das Allerschlimmste zu erwarten! Dann ist die dynastische Frage für deinen Vater brisant wie nie, und dann wird er …“
    „Vielleicht zeigt sich Gott gnädig!“, fiel der Dunkelhaarige ihr ins Wort. „Vielleicht steht es in Wahrheit gar nicht so schlimm um den Oheim …“
    „Vielleicht …“, murmelte Agnes, und dann warf sie sich schluchzend in seine Arme; festzukrallen versuchte sie sich an einem Halt, der ihr dennoch immer wieder zu entgleiten schien.
*
    „Er wird es nicht mehr lange machen! Höchstens ein paar Tage noch!“ Der Glotzäugige sagte die Worte eiskalt zum Landshuter, zu Herzog Heinrich. „Und wenn wir dann nicht handeln, wenn wir dann den Vohburger nicht endlich zur Räson bringen, geht alles den Bach hinunter; das ganze Münchner Teilherzogtum!“
    „Den Adolf, das Wurm, wird der Adel nicht als Erben anerkennen“, bestätigte der Landshuter. „Und der einzige männliche Zweig, den du ausgetrieben hast, kann sich legal auch nicht fortpflanzen! Über den, mit seiner Metze, spottet man jetzt schon im ganzen Reich! Du hast recht: Es muss etwas geschehen, und der einzige Weg dazu ist, dass wir es ihm hineinprügeln, wenn’s denn nicht anders geht! Ich, Ernst, habe auch ein fundamentales Interesse daran! Bricht das Teilherzogtum München zusammen, dann kann es sehr leicht auch mich in Landshut treffen! Dann könnte am Ende doch noch der Gebartete triumphieren! Er schien schon geschlagen zu sein, aber jetzt, kreuzkruzitürken!, blüht sein Weizen auf einmal wieder wie nie. Wenn er es jetzt geschickt ausnützt, dass deine Dynastie am Ende ist, wenn er dem Kaiser einen gehörigen Happen von seinem Raub verspricht, dann kann es ihm durchaus gelingen, den Münchner Bissen zu schlucken! Und wie soll ich mich mit meinem Haus dann noch halten gegen seine doppelte Macht?! Jetzt schon, nachdem er wieder neue Verbündete gefunden hat, werden wir es schwer

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