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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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haben gegen ihn, so es wirklich zum Krieg kommt! Was aber im Fall geschehen würde, dass deine Herrschaft vor die Hunde geht – ich darf es mir gar nicht ausmalen …“
    Herzog Heinrich tat einen Sturztrunk, stand dann mit brüsker Bewegung vom Tisch auf und trat zum Fenster des Kabinetts, das auf Kelheim an der Donau hinausging.
    Schlafend, nur da und dort dürftig beleuchtet, lag die alte Wittelsbacher Stadt tief unten. Keiner der Bürger hatte mitbekommen, dass die beiden Regenten sich zur geheimen Besprechung in der Burg getroffen hatten. Inkognito waren sowohl der Landshuter als auch der Münchner in der späten Abenddämmerung dieses Tages durch zwei verschiedene Tore hereingeritten; jeder wie ein einfacher Ritter bloß von ein paar Knechten begleitet. Selbst der Kammerherr Karl Lysaltz, auf den Herzog Ernst nicht hatte verzichten wollen, hatte sich in ein Landsknechtsgewand stecken müssen, und so waren die Trupps in die Festung gelangt, ohne dass jemand groß Notiz von ihnen genommen hätte. Allein der Vogt war eingeweiht worden; noch vor Tagesanbruch würde er die Wittelsbacher verstohlen wieder aus der Stadt lassen, doch zuvor und unter vier Augen mussten sie nun zu einer Entscheidung kommen.
    „Du darfst es dir nicht ausmalen – und ich auch nicht!“, zischelte der Glotzäugige, leise war er herangetreten, nun über die Schulter seines Verwandten. Nach einer unguten Pause folgte der Satz, von dem alles abhing: „Würdest du mich also unterstützen, wenn ich der verfluchten Angelegenheit mit der Bernauerin ein für alle Mal ein Ende machte?“
    Der Rücken des Landshuters schien sich einzukrümmen. Zwei, drei Atemzüge lang lastete die Stille schwer in dem kleinen Raum, endlich kam die Antwort: „Wir müssen es tun; um unseres Namens, unserer Vorfahren und unserer Macht willen! Doch ich habe eine Bedingung: Triff dich noch einmal mit deinem Sohn, ehe wir zuschlagen! Wenn Albrecht dann immer noch keine Einsicht zeigt, haben wir uns nichts vorzuwerfen!“
    „Gut“, presste Herzog Ernst heraus. „Aber lass uns auf jeden Fall die Einzelheiten schon jetzt besprechen!“
*
    Am zehnten Tag des Monats hatte das Kelheimer Geheimtreffen stattgefunden; achtundvierzig Stunden später, in der Nacht vom 12. auf den 13. September 1435, verstarb Herzog Wilhelm in München. Kaum war der Wittelsbacher beigesetzt, tauchte zu Vohburg wiederum ein Bote des nunmehr alleinregierenden Glotzäugigen auf. Der Thronerbe habe sich umgehend zu einer Unterredung in Straubing einzufinden, hieß es in der Depesche; es müssten die leidigen Streitigkeiten jetzt endlich einmal ausgeräumt werden, sonst sei das Fortbestehen des gesamten Teilherzogtums gefährdet!
    Der Dunkelhaarige, eigentlich wider besseres Wissen, redete sich und seinem Weib ein, dass der Tod des Bruders den Überlebenden vielleicht doch versöhnlich gestimmt habe.
    Gleich am folgenden Morgen ließ Albrecht also aufsatteln, und dann ritt er unter schwacher Bedeckung den Weg zurück, den er im Frühsommer zusammen mit Agnes und Sibylla gekommen war. Die vage Hoffnung war noch immer in ihm, als er die Türme der Gäubodenstadt auftauchen sah; wenig später aber, während er das Ross über die Zugbrücke des Schlosses trieb, befiel ihn ein jähes Frösteln. Etwas Kaltes und Schleimiges schien aus dem stehenden Wasser heraus nach ihm zu greifen; im Audienzsaal dann bestätigte sich seine Vorahnung: Der Vater, der Alte, der Despot war keineswegs einsichtig geworden, sondern ging den Sohn so brutal an, als hätte er einen Feind vor sich.
    „Ich verlange von dir, dass du die Bernauerin zum Teufel jagst; in dieser Woche noch!“, belferte der Münchner. „Seit Jahren machst du mich, den Hof und das Reich nun schon zum Gespött wegen ihr! Äußerst langmütig habe ich mich angesichts deiner Narretei gezeigt, doch jetzt kann ich den Wahnwitz unmöglich mehr dulden! In den Untergang treibst du unsere Sippe, weil dir der Schweif wie verhext nach der Metze steht! Sie oder Wittelsbach – so stellt sich nach dem Tod meines Bruders die Angelegenheit dar! Und ein Hundsfott bist du, wenn du in den Dreck trittst, was seit einem Vierteljahrtausend 78 unter unserem Szepter in Bayern aufgeblüht ist!“
    Starr stand der Dunkelhaarige da, kaltschweißig fühlte er sich jetzt am ganzen Körper; er brauchte eine ganze Weile, ehe er auf die Anwürfe des Regierenden zu erwidern vermochte: „Verlangen kannst du es, vielleicht, nach dynastischem Recht. Aber gegenüber Gott – und mehr

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