Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin
noch gegenüber meiner Liebe – wäre es eine Sünde, wenn ich Agnes verstieße! Sie und ich wurden einander angetraut von einem Priester! Ich wollte es so! Es geschah, weil mir meine Zuneigung zu ihr mehr bedeutet als alles sonst auf der Welt. Das Band, das auf diese Weise geknüpft wurde, kann auf Erden keiner mehr lösen! Nach göttlichem Recht – und das sollte selbst dir mehr bedeuten als das dynastische – besteht die Verbindung bis zum Tod!“
„Ist dies dein letztes Wort?!“ Auch auf der Stirn des Alten stand jetzt der Schweiß. „Albrecht … Sohn, ich beschwöre dich! Du weißt ja nicht, was du sagst …“
„Ich werde die Ehe mit ihr nicht lösen!“, kam, wiederum erst nach einer schwer lastenden Zeitspanne, die Antwort. „Ich werde zu meiner Gattin stehen, was immer auch geschieht! Selbst wenn du mich deswegen aus der Thronfolge jagen, mich enterben solltest …“
„Enterben?! Ich kann dich nicht enterben!“ Hasserfüllt schrie der Münchner es heraus. Beherrschter, doch sein Zischeln jetzt klang noch gefährlicher als das Brüllen, setzte er hinzu: „Wir haben uns nichts mehr zu sagen! Nicht im Augenblick. Du scherst dich auf der Stelle zurück nach Vohburg! Wenn die Zeit gekommen ist, wenn ich es für richtig halte, wirst du wieder von mir hören!“
Wortlos verließ der Dunkelhaarige den Raum. Er zitterte, war dennoch im Reinen mit sich selbst: Er hatte zu seiner Liebe gestanden, hatte sich gegenüber dem Glotzäugigen behauptet; zumindest redete er sich dies ein.
Im Hof dann brüllte Albrecht nach den Reitern seiner Bedeckung. Eben erst hatten sie abgesattelt, nun befahl er ihnen, die Rösser wieder aus dem Marstall zu holen; es sei ihres Bleibens keine Stunde länger in Straubing, bis zum Einbruch der Dunkelheit könne man es noch bis Alburg schaffen und könne dort übernachten. Die Reisigen dachten sich ihren Teil, schwiegen aber klüglich, und gleich darauf preschte die Kavalkade davon; der Glotzäugige, im Fenstererker des Audienzsaales stehend, blickte dem Trupp mit zusammengepressten Lippen nach.
Kaum war sein Sohn außer Sicht gekommen, rief der Münchner nach einem Kurier und trug ihm auf, sich spornstreichs auf den Weg nach Landshut zu machen. Die Botschaft an Herzog Heinrich dort sei mündlich; der Fürst brauche nur zu wissen, dass Albrecht die ausgestreckte Vaterhand schnöde zurückgestoßen habe!
VOHBURG/STRAUBING
11. Oktober 1435
Diese Burg bewohnte 1435 die unglückliche
Agnes Bernauer, vermählt mit Herzog Albrecht III.
von Bayern. In diesem sog. Hungerturm soll sie
in Abwesenheit ihres Gemahls auf Veranlassung
ihres Schwiegervaters, des Herzogs Ernst v. Bayern,
gefangen … und von hier aus nach Straubing
verbracht worden sein.
Inschrift an der Vohburger Festungsmauer
Die dreizehn Reiter, aus südlicher Richtung kommend, näherten sich dem ruinösen Turm kurz nach Mitternacht. Die nötigen Befehle hatte der Einschildner, der sie führte, bereits vorher ausgegeben. Jetzt sperrten zwei Mann die nordwestlich verlaufende Heerstraße nach Vohburg, zwei andere sicherten südöstlich gegen Landshut hin. Der Rest des Trupps umstellte die Kate, die zu Füßen des halbzerstörten Bergfrieds lag. Ein ruppiger Köter, als er Laut gab, wurde mittels eines raschen Armbrustschusses abgetan. Gleich darauf drangen der Einschildner und der Waibel mit gezückten Schwertern in das Wohnhaus ein. Der Kleinbauer, sein Weib und die beiden halbwüchsigen Söhne fuhren erschrocken von ihren Strohschütten hoch. Im ungewissen Schein der fast erloschenen Herdglut vermochten sie die Gewappneten nur schemenhaft zu erkennen. „Alle guten Geister loben Gott, den Herrn!“, wimmerte die Kätnerin; um eine weitverbreitete ländliche Beschwörungsformel handelte es sich dabei.
„Halt’s Maul!“, raunzte der Kleinadlige sie an, gleichzeitig stieß der Feldwebel eine Fackel in den Kohlenhaufen und schwenkte sie. Die Bauern, als das Licht nun notdürftig den Raum erhellte, begriffen, dass sie es zumindest nicht mit Gespenstern zu tun hatten. Dennoch wichen sie, ein armseliges und schmutziges Grüppchen, so weit wie möglich zurück. „Verschont uns, ihr Herren!“, keuchte der Hausvater aus dem Winkel zwischen Strohdach und Balkenwand heraus.
„Das hängt davon ab, ob ihr pariert!“, versetzte mit dünnlippigem Grinsen der Einschildner. „Raus mit der Sprache: Lebt außer euch noch jemand auf dem Hof?“
„Niemand sonst“, beteuerte der Kätner.
Der Ritter musterte ihn scharf, nickte
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