Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Güte und wären auch ohne Agnetha erfolgreich gewesen. Manches aber ihrer Produktion kam beim Zuhörer nur an, weil Agnetha es so sang, dass es Sinn machte. Sie hauchte Liedern, die hölzern und fabriziert klangen, Leben ein. Vielleicht konnte sie das auch nur, weil sie selbst eine begabte Komponistin war, die im Übrigen über die Jahre mehr erfolgreiche Lieder geschrieben hat als Björn oder Benny. Ein erklecklicher Teil davon landete auch in Schweden auf Platz 1 der Hitparade, wo Agnetha zu den erfolgreichsten Künstlerinnen überhaupt gehört. Dass sie international nur eingeschränkten Erfolg hatte, lag nicht an ihr, sondern auch der männlichen Monopolstruktur des Pop ihrer Zeit. Zusätzlich hat der Erfolg von ABBA dieses Talent erdrückt, und obwohl Agnetha nach dem Ende der Superband noch drei Solo-Alben vorlegte, konnte sie sich gegen die Produzenten, mit denen sie zusammenarbeitete, inhaltlich nicht ausreichend durchsetzen, um ihre Songs auch international zur Geltung zu bringen. Und das, obwohl das einzige Lied auf dem Album „Eyes Of A Woman“, das aus der Feder Agnethas stammte – „I Won’t Let You Go“ – auch zugleich der einzige große Hit darauf war, womit sie auch wieder alle anderen Pop-Größen, die ihre Lieder zu dieser Schallplatte beigetragen hatten, eindrucksvoll in den Schatten stellte.
Die Menschen haben Agnethas Musik immer geliebt, selbst wenn diese nach langem Schweigen nur zögerlich, fast heimlich das Licht der Öffentlichkeit suchte. Als Agnetha im Jahr 2004 mit dem Album „My Colouring Book“ keine Eigenkompositionen, sondern wohlbekannte Jazzstandards auf ihrem eigenen Label herausbrachte und dabei auf Promotionauftritte verzichtete, reichte das immer noch aus, um damit einen weltweiten Verkaufserfolg zu landen, bei dem in einer Zeit illegaler Downloads immerhin noch eine halbe Million CDs über den Ladentisch gingen. Es war ein Werk der Liebe für Agnetha, das die Fans mit großer Zustimmung aufnahmen.
Diese Biographie erzählt die Geschichte von Agnetha anhand veröffentlichter Quellen, von ihrer frühen Karriere über die Jahre mit ABBA und die Charterfolge als Solokünstlerin danach bis in das Jahr 2011. In dieser ebook-Ausgabe können Sie die Fußnoten mit dem elektronischen Lesegerät direkt aufrufen, um Lieder und Auftritte von Agnetha parallel zur Lektüre hören und sehen zu können. Diese Links werden von den Firmen, die die Musikrechte besitzen, gerne gelöscht, aber ein großer Teil davon dürfte noch aktiv sein.
Kindheit und Jugend
Agnetha Åse Fältskog wird am 5. April 1950 in Jönköping geboren, einer Stadt im südlichen Schweden, auf halber Strecke zwischen Göteborg und Västervik, etwa 200 km von Stockholm entfernt. Ihre Eltern Ingvar und Birgit sind durchaus kunstsinnig, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Birgit singt gerne und viel zu Hause, sitzt am Klavier und animiert dadurch auch die kleine Agnetha von Anfang an zur Musik. Ingvar steht gerne auf der Bühne (hier ein Video zusammen mit seiner Tochter Agnetha ). Er kennt kein Lampenfieber und giert nach der Gunst des Publikums. Agnethas Eltern sind einfache Menschen ohne große Schulbildung, ohne Klassenbewusstsein, ohne großen beruflichen Ehrgeiz. Eigentlich so wie die meisten von uns, aber etwas netter. Sie sind offen und freundlich und lieben das Leben und die Musik. All das geben sie ihrer Agnetha weiter. Denn diese hat zwar noch zusätzlich eine dicke Packung Talent mitbekommen, versteht aber auch von Anfang an, worauf es im Leben eigentlich ankommt. Dass die Beziehungen mit anderen Menschen im Zweifelsfall wichtiger sind als Karriere. Dass wir nicht leben, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um leben zu können.
Agnethas Mutter Birgit bewundert ihr kleines Mädchen, das so hübsch ist und talentiert, und sie stärkt das Selbstbewusstsein der Kleinen, weil sie selbst davon zu wenig mitbekommen hat. Birgit verwöhnt Agnetha auch ein bisschen. Sie erkennt nicht, dass ihr Agnetha in vielem ähnelt, und gar nicht so selbstsicher ist, wie sie glaubt. Dass sich Selbstbewusstsein nicht so leicht vermitteln lässt. Agnetha wird später von den gleichen Zweifeln gequält werden, die auch ihrer Mutter eigen sind. Doch immerhin: Agnetha wächst mit dem Gefühl auf, dass ihr Türen offen stehen. Und es gelingt ihren Eltern auch, ihr musikalisches Talent zu fördern. Als Birgit erkennt, dass Agnetha eine hübsche Stimme hat, ist sie dafür, dass sie diese auch zu Gehör bringt.
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