Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
eine Straße hinüber, die auch gerne von deutschen Touristen genommen wird, die dann morgens vor dem Haus stehen und ein Autogramm wollen. Fanmagazine geben die neue Adresse auch immer gerne an ihre Leser heraus. Die deutsche Fangemeinde ist die größte von allen, und auch die aufdringlichste. In Deutschland sind ABBA wirklich Superstars. Diese Fans fordern Nähe, und können mit dem Auto ja auch in einer Tagesreise in Stockholm sein. Irgendwer bei Polar Music hat die Adresse an die Presse herausgegeben und das Anwesen wird schon nach wenigen Wochen Tag und Nacht von Fans belagert.
Agnetha gibt sich versöhnlich: „Die Türglocke geht den ganzen Tag. Natürlich ist das ärgerlich, aber andererseits ist es schwierig, den Fans böse zu sein, wenn sie mit Geschenken kommen oder Zeichnungen. Aber wenn wir auf unserer Insel sind, wollen wir alleine sein. Wir waren wütend, als wir merkten, dass die Boulevardzeitungen Bilder von unserer Insel veröffentlicht haben und Wegbeschreibungen dorthin.“
Es ist dieser Wechsel des Wohnorts auch ein guter Moment, um Bilanz zu ziehen. Agnetha und Björn sind jetzt sieben Jahre lang zusammen. Seit ihren Anfängen als Jungstars haben sie sich stark verändert. Agnetha fuhr damals in ihrem weißen Triumph Spitfire durch die Straßen, ein Sportwagen mit roten Sitzen. Sie war ein Partygirl mit vielen Bekannten, die sie umschwärmten. Sie wollte viel Spaß haben und nebenbei auch Karriere machen. Auch Björn war damals ein Partytyp, der nachts spät heimkam, oft den Schlüssel vergessen hatte und dann durch das Fenster in seine eigene Wohnung einbrechen musste. Damals war das eine Zeit, in der sie über diese Dinge lauthals lachen konnten. Sie lebten die Freiheit und die Unabhängigkeit, die sie in der Hauptstadt genossen. Das Ehepaar Ulvaeus im November 1976 im Reichenviertel auf Lidingö hat sich stark verändert. Sie stellen jetzt jemanden dar, sind arrivierte Popstars, Millionäre mit zahlreichen vertraglichen Verpflichtungen, die den Fans eher entfliehen wollen als neue Fans dazuzugewinnen. Agnetha bleibt nun am liebsten zuhause, will niemanden sehen, lebt vor allem für ihre Tochter. Wenn sie mal frei hat, geht sie lieber Segeln in der Einsamkeit des Meeres, als neue Menschen kennen zu lernen. Auch Björn hat sich verändert. Er ist ruhig und verlässlich und fleißig geworden wie das Ideal eines Schwiegersohns.
Birgit Fältskog, seine Schwiegermutter, sagt damals: „Björn ist ein Traummann – einfach fantastisch! Es gibt keinen, der ihn übertreffen kann, auch bei häuslichen Angelegenheiten. Er kocht sogar besser als Agnetha! Wenn wir ihn besuchen, kümmert er sich rührend um uns, verbringt Stunden in der Küche und zaubert die köstlichsten Gerichte. Wir sind sehr beeindruckt von ihm, besonders, wenn wir sehen, wie lieb er mit Linda umgeht. Es kann keinen besseren Mann geben als ihn!“
Vom Playboy Björn, der bei Tourneen der Hootenany Singers Pot rauchte und mit Waffen auf Tafeln schoss, der oft betrunken war und ein Mädchen nach dem anderen in sein Zimmer mitnahm, ist nicht mehr viel übrig geblieben. An der Oberfläche bilden Agnetha und Björn das ideale Paar. Doch hinter den Kulissen sieht die Sache zunehmend anders aus. Zwar haben sich Björn und Agnetha jeder an die Macken des anderen gewöhnt, doch es ist zwischen ihnen auch etwas abgekühlt. Noch merken sie davon noch nicht so viel. Die Beziehung selbst stellt noch keiner ernsthaft in Frage. Doch ihre Einstellung zur Karriere hat sich mehr und mehr verhärtet.
Björn: „Ich dachte, wir könnten beides haben, Familie und Karriere. Wir hatten ein Kindermädchen. Wenn wir zwei, drei Tage weg sind, was ist da das Problem? Aber sie hat das ganz anders gesehen.“
Während Björn von neuen Platten spricht, redet Agnetha von einem zweiten Kind, und von einem Ende der Tourneen.
Während Agnetha also eher von einem Ausstieg aus der Karriere eines Popstars träumt, drängt Stig Anderson die Band, möglichst viel aus der gegenwärtigen Begeisterung herauszuholen. Er will Verträge zu immer neuen Konzerten abschließen, und Promotionauftritte buchen, er verschickt Platten an die Discjockeys der Welt, leiert Interviews mit Journalisten an, die aus allen Ländern anrufen. Einiges davon kann er eigenständig bewältigen. Vieles aber hängt daran, dass ABBA irgendwo vor die Kamera treten oder sich in persönliche Gespräche mit Journalisten verwickeln. Die meisten Anfragen betreffen Agnetha, die am stärksten diese
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