Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
bricht. Hätte er vermieden werden können? Stig hätte das Problem sicherlich nie verstanden, und auch Benny und Frida haben das Thema Kinder vorerst einmal abgehakt. Wohl aber kennen sie Armut und Misserfolg und haben große Sorgen, wieder dort in der Bedürftigkeit zu landen. Bei Björn ist es etwas anders. Er war noch nie arm, und er könnte sicherlich auch mit weniger auskommen. Wie denkt Björn also über das Thema? Will er denn überhaupt noch einmal Vater werden? Er ist jetzt 31 Jahre alt, durchaus schon ein erwachsener Mensch, selbst wenn er auf der Bühne in seinem Bodysuit und mit den Plateauschuhen vielleicht nicht immer so alt aussehen mag. Sicherlich ist der Erfolg auch für Björn wichtig. Sein Vater hat mit seiner Bootswerft pleite gemacht und von da an immer im Schatten seines reichen Bruders gelebt. Gunnar Ulvaeus hat seine ganze Hoffnung in Björns Karriere gesetzt, davon geträumt, dass er als Leiter eines international erfolgreichen Bootsbauers die Familienehre wieder her-stellen wird. In der Getriebenheit Björns steckt dieser Wunsch, sich nicht mit ein paar Millionen als Privatmann zur Ruhe zu setzen, sondern so reich zu werden, dass man mit den anderen Bewohnern der Insel Lidingö auch mithalten kann, und das dauerhaft. Fest steht, dass Björn ähnlich wie die anderen Mitglieder des ABBA-Clans mit Agnethas Sehnsüchten nach einer stinknormalen Familie nichts anfangen kann und deshalb abwehrend reagiert. Wir sind vielleicht auf dem Weg zum Ruhm, argumentieren alle, aber das kann innerhalb von einigen Jahren vorbei sein. Danach bleibt doch immer noch genug Zeit für Kinder.
Agnetha gibt also nach. Sie erklärt sich bereit, ihre Tochter Linda für die nächste Tournee über sechs Wochen lang zuhause allein zu lassen. Sie will sie nicht mehr mitnehmen, weil sie ja damals auf Reisen krank geworden ist. Während Benny und Frida ihre Söhne auf der Australientournee dabei haben werden, bleibt Agnetha und Björns Töchterchen mit Agnethas Mutter und Babysittern auf Lidingö.
Die Tourneen des Jahres 1977 sind ein Triumph für ABBA. Es geht im Februar in Norwegen los.
Frida: „Wir flogen ein paar Tage früher hin, um noch etwas zu entspannen und uns an die Gegend zu gewöhnen. Es hatte gerade geschneit. Wir lieben alle den Schnee. Im Winter waren wir öfters in einer Hütte in den Bergen gewesen, weil wir so gerne Wintersport machten, und der Schnee brachte uns in Stimmung.“
Benny: „Frida als Norwegerin wurde besonders gut behandelt. Sie konnte in der Fernsehshow mit ihren Sprachkenntnissen beeindrucken und so wurde die Sache gleich etwas heimischer.“
Björn: „Trotzdem konnten wir in der Nacht vor der Premiere nicht schlafen. Keiner von uns. Ich stand öfters auf, um noch eine Zigarette zu rauchen, ich glaube, mehr als eine ganze Packung. Ich ging rüber zu Benny und er kam zu mir rüber und wir redeten. Ich lag dann wieder da und es fiel mir etwas ein und dann ging ich wieder rüber in sein Zimmer und wir redeten, und dann, zehn Minuten später, war Benny wieder da, und letztlich war es drei Uhr morgens geworden, bis wir endlich die Vernunft hatten, jeder eine Schlaftablette zu nehmen. Wir wachten erst um elf Uhr am Vormittag wieder auf und merkten, dass wir immer noch nervös waren.“
In der Konzerthalle warten 5300 Menschen. Im Publikum befinden sich auch Kronprinz Harald und Prinzessin Sonja.
Björn: „Fünfzehn Minuten vor unserem Auftritt waren wir so nervös, dass wir nicht mehr miteinander sprachen. Am liebsten hätte ich gesagt: Vergessen wir die Sache. Wenn das so ist bei einer Tournee, dann versuchen wir es am liebsten nicht mal.“
Die Show geht los. Björn steht auf der Bühne links, und lebt wie ein Rockgitarrist seine Phantasien auf dem Instrument aus. Benny steht oder sitzt links am Klavier, springt dabei auf und ab. Agnetha und Frida laufen auf der Bühne herum, improvisieren meistens, machen manchmal gemeinsam eine Choreographie. Frida fühlt sich wohl auf der Bühne.
Claes af Geijerstam: „Sie war der Rod Stewart von ABBA, sprang auf der Bühne auf und ab, spielte mit dem Publikum. Für Agnetha waren die Konzerte eine Pflicht, die sie absaß. Frida war das völlige Gegenteil. Sie war gerne auf der Bühne und vor den Konzerten konnte sie es kaum erwarten, dort zu stehen, war richtig aufgeregt.“
Das erste Konzert läuft gut, die Show kommt gut an. Am folgenden Morgen gelingt es Benny und Frida, noch schnell in das Munch-Museum zu schlüpfen.
Benny: „Die Fans
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