Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
es für diese Konzerte 3,5 Millionen Kartenvorbestellungen gab.
Agnetha später: „Es ist schwierig, zu reisen. Einmal wachte ich auf und fragte mich: Wo bin ich? In welcher Stadt? So etwas ist schrecklich.“
Sie möchte nach Hause, aber das ist logistisch unmöglich, also wird Linda zu ihr nach London gebracht, um sie zu trösten, und das funktioniert auch ganz gut.
Jede Show ist fordernd. ABBA treten jeweils 100 Minuten lang auf. Sie kommen zum Geräusch eines landenden Hubschraubers auf die Bühne. Sie bringen fast ihr ganzes Repertoire in der Zeit unter, inklusive der Minioperette, bei der Agnetha die zentrale Rolle übernimmt. Sie ist längst der Star von ABBA geworden. Die Menschen kommen vor allem, um Agnetha zu sehen und zu hören. Sie trägt die Verantwortung für den Erfolg der Gruppe auf ihren Schultern, und sie fürchtet manchmal, dass ihr die Last zu groß wird.
Australien
Die Australientournee im März 1977 wird ABBAs größter Erfolg als Band werden, zugleich aber Agnethas Leben eine neue Richtung geben und dadurch die Gruppe beschädigt zurücklassen. Eigentlich sind es oberflächlich betrachtet nur zwei Wochen Fun in der Ferne, 11 Konzerte, die vor 160.000 Menschen bis zum 13. März stattfinden sollen. Zugleich aber ist es schon vom logistischen Standpunkt ein Riesenunternehmen, das zumindest meteorologisch unter keinem guten Stern steht. Anfangs regnet es während aller Konzerte, mitunter wolkenbruchartig. In der zweiten Woche wechselt das Wetter auf eine sengende Hitze. Die Tournee wird vollständig von ABBA produziert. Wenn Konzerte ausfallen, sind sie schadensersatzpflichtig. Deshalb wollen sie möglichst oft spielen. Björn hängt sich in dieser Zeit sehr stark in das Geschäftliche, und findet in Stig tatkräftige Unterstützung, der sich nicht zu schade ist, selbst mit Eimer und Putzlappen über die Bühne zu fegen oder den Roadies dabei zu helfen, Planen gegen den Sonnenschutz aufzuspannen. Keines der Konzerte muss dann ausfallen, das ist die gute Nachricht. Die Tournee wird ein riesiger Erfolg und spielt einen Haufen Geld in die Kassen.
Noch nach vielen Jahren werden ABBA von der Begegnung mit ihren australischen Fans schwärmen. Es kommt nicht häufig vor, dass ein fremder Kontinent der Hysterie für eine Pop-Gruppe verfällt. Das ganze Land wird geschüttelt von ABBA-Fieber. Wenn man in den Innenstädten spazieren geht, ist man von Menschen umgeben, die ABBA-Kleider am Leib tragen. T-Shirts, zum Großteil, aber auch Strümpfe und Socken und Jeans mit dem Konterfei der schwedischen Band. ABBA-Hits ertönen auf allen Kanälen, und wenn im Fernsehen ein neues ABBA-Video präsentiert wird, schauen so viele Leute zu wie 1968 bei der ersten Mondlandung.
Tourmanager Bosse Norling: „Allein die Anreise nach Australien war schon die Hölle. Wir mussten von Stockholm nach London fliegen und dort übernachten. Am nächsten Tag flogen wir neun Stunden lang nach Bombay, da hatten wir einen Zwischenstopp von einer Stunde, und dann ging es weiter nach Perth: Noch einmal neun Stunden. Dort wurde das Flugzeug gereinigt, und dann mussten wir noch drei Stunden weiter nach Sydney. Es war furchtbar. Und an Schlaf war nicht zu denken. Also bin ich die ganze Zeit nur herumgelaufen. Ein kleines Schwätzchen mit dem Käpt'n, dann wieder einen Drink. Als wir in Perth zwischenlandeten, war da eine Pressekonferenz angesetzt. Sie fand in einem winzig kleinen Kabuff ohne Klimaanlage statt. Ein echter Albtraum, weil es gerappelt voll war. Es war gigantisch, wie viel Aufmerksamkeit wir dort erregten. Angeblich hatte jeder in Australien mindestens eine ABBA-Platte und lief mit irgendwelchen ABBA-Devotionalien durch die Gegend. Wo man auch das ABBA-Logo draufklebte, es ging weg wie warme Semmeln. T-Shirts, Socken, Pullover, Tassen, Buttons, Poster, Spezial-Hefte zur Tournee ... alles! Sogar Seife!“
Am 27. Februar treffen ABBA am Flughafen von Sydney ein, wo das erste Konzert stattfinden soll. Bei ihrer Ankunft im Sydney Hilton Hotel ist Agnetha barfuß. Sie erklärt, dass sie keine passenden Schuhe gefunden hat. Die Presse möchte Agnetha alleine fotografieren, und sie posiert mit Händen an den Hüften lächelnd vor den Kameras. Das Bild der blonden Schwedin geht weltweit in die Zeitungen hinaus, die vielfach auf Fotos verzichten, auf denen alle Mitglieder von ABBA abgebildet sind.
Das Eröffnungskonzert findet am 3. März in Sydney statt. Wenn man berücksichtigt, dass ihr Sohn am 8. Dezember zur
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