Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
warten vor jedem Hoteleingang. Meistens ist man gezwungen, im Zimmer zu bleiben, und dort ist es unglaublich langweilig.“
Die Tournee geht die schwedische Westküste hinab. Agnetha und Björn lassen sich in Göteborg vom Hotelpersonal über den Keller des Hotels herausschmuggeln.
Björn zur Presse: „Aber das war so aufwendig, dass man darauf auch gut verzichten kann. Also bleibt man auf seinem Zimmer und sinniert über den Druck nach, unter dem man steht. Man muss immer funktionieren, und es ist nicht die Realität. Am Liebsten würde man zuhause sein bei Linda und wie jeder andere einfach leben.“
Das Minimusical „Das Mädchen mit den Goldenen Haaren“ nimmt den mittleren Teil der Show ein und unterbricht die Serie von Hits, die sie darum herum spielen. Es gibt dafür einen Erzähler, der erklärt, worum es geht. Diese halbstündige musikalische Einlage erlaubt den Frauen von ABBA gewissermaßen, sich selbst zu spielen. Agnetha singt zuerst das Lied „ Thank You For The Music “, die Geschichte einer Wasserstoffblondine, wie sie es Ende der 1960er Jahre auch gewesen ist, ein Mädchen, das es im Musikgeschäft schaffen will. Dann bringt Frida im Lied „ I Wonder (Departure) “ Erinnerungen an die Zeit zu Gehör, als sie ihre Kinder verließ, um Karriere zu machen. Es folgt ein Duett der beiden, „ I'm A Marionette “, bei dem sie das Gefühl zur Sprache bringen, vom Erfolg eingeengt zu werden. Zuletzt singen sie im Lied „ Get On The Carousel “ davon, das Showbusiness wieder zu verlassen, weil es das Leben auffrisst.
Das Stück kommt nicht so gut an, wird als künstlich empfunden. Und vor allem klingt es überhaupt nicht nach ABBA, sondern wie ein beliebiges Musical aus dieser Zeit. Einmal verliert Frida dabei ihre Perücke, stülpt sie sich wieder über und trägt sie verkehrt, zum Gaudium des Publikums, das eigentlich nur gekommen ist, um die ABBA-Hits zu hören.
Björn merkt später selbstkritisch an: „Ich wurde einmal gefragt, warum wir daraus kein eigenes Musical machten. Ich glaube, dazu war die Geschichte einfach nicht gut genug.“
Über Kopenhagen geht es zumindest virtuell nach Trinwillershagen, einem LPG-Kulturheim in der Nähe von Stralsund nach Ostdeutschland. Der Auftritt findet nicht wirklich in der DDR statt, wie das die SED behauptet, sondern über Monitore, die im Kulturheim verteilt werden. Trotzdem ist das ein guter Impuls, um den Fans in der DDR und den anliegenden sozialistischen Bruderländern auch einen persönlichen Blick auf ABBA zu ermöglichen.
In Berlin hören ABBA, dass in der englischen „Sun“ ein Artikel über den Zickenkrieg zwischen Agnetha und Frida erschienen ist. Angeblich soll Frida immer wieder einmal frustriert darüber sein, dass Agnetha so lange braucht, um Textzeilen zu lernen oder einen Song zu verstehen, während Agnetha sich angeblich über die mangelnde Pünktlichkeit ihrer Kollegin ärgert. Björn und Benny halten den Artikel bis nach dem Konzert zurück, um dessen Erfolg nicht zu gefährden. Als Agnetha ihn liest, bricht sie auch prompt in Tränen aus.
Agnetha findet es wichtig, gegenüber der Presse zu erklären, was sie daran so tief trifft: „Das sind Lügen, die jetzt in der ganzen Welt wiederholt werden. Natürlich sind Frida und ich heißblütig, aber wir haben uns noch nie geschlagen. Wir sind gute Freunde und können über alles reden.“
Frida lacht über den Artikel und sagt nichts dazu. Auch, weil die Anschuldigungen zum Teil ja auch stimmen. Es sind die Tourneen dieses Jahres, die den inneren Zusammenhalt von ABBA zerstören werden, und Agnethas häufige Gefühlsausbrüche gehören da auch dazu.
Agnetha später: „Es stimmt, dass Frida und ich einen völlig anderen Hintergrund hatten, dass sich unsere Herkunft und unsere Persönlichkeiten unterschieden. Wir motivierten uns unterschiedlich und hatten eine andere Art, uns zu entspannen. Manchmal waren wir böse miteinander oder waren einander leid. Wir hatten unsere Momente, aber ich glaube, das ist letztendlich normal. So war das mit allen Mitgliedern der Band.“
Claes af Geijerstam: „Sie waren immer im gleichen Raum miteinander. Es ist klar, dass sie sich gegenseitig anblafften, um Spannung abzubauen.“
Weiter geht es nach Köln, Amsterdam, Antwerpen, Essen, Hannover und Hamburg über den Ärmelkanal nach Manchester, Birmingham und Glasgow, bevor sie die Tournee mit zwei ausverkauften Konzerten in der Royal Albert Hall in London abschließen. Später hört man, dass
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