Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Welt kommen wird, ist das punktgenau der Tag der letzten Periode von Agnetha. Es regnet in Strömen. Mehr als 20.000 Menschen sind gekommen. Frida rutscht auf der nassen Bühne während des Konzertes aus. Später werden die vier dieses Konzert, das auch im Zentrum von „ABBA – Der Film“ steht, als eines der denkwürdigsten überhaupt in Erinnerung erhalten.
Björn: „Wir hatten wahnsinnige Angst, dass wir live auf der Bühne einen Elektroschock kriegen und umfallen würden, aber wir wollten die Fans nicht enttäuschen, die stundenlang im Regen auf uns gewartet hatten. Und dann muss man sich das vorstellen, 25.000 Menschen im Regen, die 25.000 Regenschirme hochhielten, und dann, als wir auf die Bühne traten, brach die Hölle los. Dabei zerbricht einem fast das Herz. Man fragt sich, was man getan hat, um das zu verdienen. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, aber es war himmlisch.“
Beim zweiten Konzert in Sydney ist es wärmer, aber die großen Lichter ziehen riesige Nachtfalter an.
Agnetha: „Es war ziemlich unangenehm. Wir sangen S.O.S.. und plötzlich kommt dieser Schwarm auf uns zu, schwarz, riesige Dinger. Ich dachte mir: Um Himmels Willen, was ist das? Sie trafen unsere Gesichter und unsere Beine und bedeckten uns völlig. Benny und ich hassen Insekten und ich merkte, wie er sich hinter dem Klavier steif machte vor Ekel. Mir kroch so ein Ding in den Ausschnitt und ich dachte: Ich muss es irgendwie loswerden. Ich hatte voll die Panik, drehte dem Publikum den Rücken zu, steckte meine Hand rein, holte es heraus und sang dann das Lied zu Ende.“
Nach dem Lied wird eine Pause eingelegt und die Falter werden von der Bühne gefegt.
Nach den Shows steht im „Daily Telegraph“: „Die Mädchen gehören zu den hübschesten im Showbusiness. Meistens treten sie in langen Kleidern oder Hosenanzügen auf, aber für den Auftritt in Sydney hatten sie ein tolles Outfit mitgebracht, bei dem sie mitten im Song Waterloo die Unterteile herunterrissen und dabei zwei Paar der schönsten Beine zeigten, die man jemals auf der Bühne erlebt hat.“
In Melbourne kommen ABBA im Rolls Royce an und werden von sechstausend Menschen erwartet.
Agnetha: „Als wir in Melbourne aus dem Flugzeug stiegen, schaute ich Frida an. Ihre Augen waren wie meine voller Tränen. Wir waren so berührt von dem Empfang, den man uns dort bereitete.“
Frida: „Am Anfang fährt man aus dem Flughafengelände und sieht, dass da Menschen am Straßenrand stehen und winken und man kann es zuerst nicht glauben. Dann hört es nicht mehr auf, bis in die Stadt hinein, und du verstehst, dass die nicht auf den Präsidenten warten, sondern dass das ein Empfang für uns ist.“
Im Rathaus stehen ABBA auf dem Balkon, von dem schon die Beatles gewinkt haben, als sie 1964 hier waren. Die Menschenmenge heute ist nicht kleiner als damals.
In Melbourne geben ABBA drei Konzerte in der Sidney Myer Music Bowl. Auch der australische Premierminister Malcolm Fraser ist mit seiner Familie gekommen. Drinnen in der Bowl befinden sich 14.500 Menschen, und außerhalb stehen noch 16.000 Menschen mehr in einem eingezäunten Areal und hören zu.
In Melbourne beginnen Agnethas Panikattacken. Sie werden sie zuerst irritieren, bald lähmen und zuletzt öffnen für alternative Heilweisen und für die Versprechungen von selbsternannten Gurus. Auslösend sind neben den Fans in ihrer riesigen Zahl auch mangelnde Sicherheitsvorkehrungen. In Melbourne ist die Lobby des Hotels voll mit Fans. Nirgends ist Security zu entdecken. Stig Anderson ist zu sparsam, um die Mitglieder von ABBA zu schützen, und die australische Polizei ist auf das Massenphänomen ABBA nicht vorbereitet.
Bosse Norling: „Es war praktisch unmöglich, in dem Hotel einzuchecken. Alle australischen Fernsehsender begleiteten die ABBA-Tour auf Schritt und Tritt, man stolperte also ständig über Kamerateams. Kein einziges Team hatte eine Genehmigung, außerhalb der Show Aufnahmen zu machen, aber darum scherte sich offenbar niemand. Benny sagte schließlich: Lasst uns aussteigen und ihnen entgegengehen. Dann können sie uns filmen und lassen uns danach vielleicht in Ruhe. Das funktionierte. Aber als wir schließlich im Hotel waren, stand dort schon das nächste Fernsehteam. Diesmal waren sie von Station 7, und sie hatten sich im Garten postiert. Da wurde es uns wirklich zu viel. Agnetha entwickelte in der Zeit eine richtige Angst vor Menschenmassen. Sie fand es herrlich, auf der Bühne zu stehen, und sie mochte
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