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Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

Titel: Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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während des Sommers. Diesmal drückt sie selbst aus, was sie empfindet. Viele im Publikum fühlen mit ihr. Andere empfinden die Einlage als pathetisch, als großes Theater. Alle wissen, dass Björn in einer neuen Beziehung glücklich ist, während Agnetha leidet. Sie versucht ihren Kindern zu geben, was sie kann, doch die strengen Bestimmungen, die Stig Anderson anlegt und die Anforderungen einer Tournee belasten sie bis zur Zerreißprobe. Ihre Solonummer „I'm Still Alive“ [17] , ist eine Gelegenheit, auf ihre Isoliertheit innerhalb der Gruppe aufmerksam zu machen. Agnetha sitzt allein am Klavier, begleitet sich selbst und lässt ihre ungewöhnliche Stimme aufsteigen. Es ist ein musikalischer Hilfeschrei, in dem es heißt: „Ich habe so oft einen Schlag abbekommen, ich habe ein Meer von Tränen geweint. Und nur der Himmel weiß, wie ich mit meinen Ängsten umgehen soll.“
    Amerika ist anders, wenn es um Konzerte geht. Man ist hier Rockbands gewöhnt, die eine männliche Energie auf die Bühne bringen und das Publikum aufheizen. Man erwartet in Amerika Bands auf der Bühne, zu denen man ausflippen kann, und wo ein Großteil des Publikums bekifft ist, oder betrunken oder high. ABBA kommen hier ein bisschen zu clean rüber. Robert Hilburn, der bekannte Kunstkritiker der Los Angeles Times, schreibt in einem Bericht über das Konzert: „Wenn man die Menschen gesehen hat, die auf den Einlass gewartet haben, hat man das Gefühl von Familien in Disneyland, die auf einen Ride warten.“
    Agnetha: „Die Presseleute waren erstaunt, dass wir keine Party-Leute waren, sondern im Fitnessstudio waren oder joggen.“
    Anders Eljas: „Besonders die Roadies waren erstaunt, wie es bei ABBA zuging. Gewohnt waren sie eigentlich, dass die Stars sie wie Scheiße behandelten, aber ABBA waren da ganz anders. Sie achteten darauf, dass jeder was zu essen hatte und warteten auch auf alle, bevor eine Party losging, weil sie es schätzten, wenn man hart für sie arbeitete. Ich habe öfters von Mitarbeitern gehört, dass das die beste Tournee war, an der sie jemals teilgenommen hatten.“
    Im „Edmonton Journal“ steht anschließend, dass ABBA anfangs sehr nervös und verkrampft gewirkt hätten. „Erst nach Does Your Mother Know und Hole In Your Soul wurden sie warm. Die Mädchen wurden locker, Björn stapfte auf der Bühne auf und ab und Benny wurde lustig und warf Rockabilly Sounds in seine Klavierbegleitung. Es kam alles zusammen, die Band ließ die Musik fließen, und fünf Minuten lang ging auch das Publikum voll mit, wenn auch höflich, wie das bei ABBA üblich ist.“
    Agnetha: „Ich glaube nicht, dass ABBA gut genug waren, um live auf der Bühne zu stehen. Vielleicht bin ich da überkritisch, aber wir hatten keine gute Choreographie, sondern jeder machte, was er so wollte. Vielleicht war das der Charme, den wir verströmten, dass wir so normal wirkten. Wenn wir einen guten Tag hatten, funktionierte das, und wenn wir schlecht drauf waren, merkte man das auch.“
    Kritiker streichen heraus, dass Frida oft übertrieben lang tanzt, dass Björn unsicher wirkt, wenn er auf der Bühne herumgeht und dass Agnetha zu stark mit den Armen wedelt. Über Benny spricht keiner, weil der eigentlich hinter dem Klavier verschwindet.
    Auch die schwedischen Medien, die bis nach Edmonton gekommen sind, äußern sich abfällig über die Performance. Leif-Åke Josefson von „Aftonbladet“ verfasst einen Artikel, der kein völliger Verriss ist, aber weil er schon mehrmals geschrieben hat, dass ABBA geldgierig sind und für den Kommerz alles machen würden, darf auf fernmündliche Anordnung von Stig hin keiner in der Entourage mehr mit ihm reden. Die Entscheidung ist nicht dazu angetan, das Presseecho in Schweden auf ABBA zu verbessern, schafft neue Feindseligkeiten.
    Agnetha wirkt zwischen den Konzerten sehr ernst, fast betrübt. Sie spricht von Anfang an während der Tournee nur dann, wenn sie angesprochen wird, oder um eine Beschwerde zu äußern. Private Gespräche, in denen sie einmal auch eine Frage stellt, fallen aus. Sie klagt über die Zeitdifferenz, hat einen Jetlag. Schon am ersten Tag sagt sie, dass sie ihre Kinder vermisst. Bei den Freizeitaktivitäten der anderen macht sie nicht mit. Die mieten eine Yacht oder gehen Sonnenbaden, während Agnetha alleine am Pool sitzt. Diese Trennung zwischen Agnetha und den anderen entsteht auch dadurch, dass sie darauf besteht, möglichst von Konzert zu Konzert im Auto zu fahren, während die anderen

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