Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Produzent einer kleinen Plattenfirma namens Cupol Records. Bernt Enghardt schickt ihm deshalb ein Demo-Band mit dem Lied, um auf die Band aufmerksam zu machen, und Lundkvist ist beeindruckt von dem Song und auch von der Stimme der Sängerin. Die Band selbst findet er schlecht und hat nicht die Absicht, es überhaupt mit ihr zu versuchen, weil sie am Markt nach seiner Einschätzung keine Chance hat. Aber das Lied und die Stimme der Sängerin lassen ihn nicht mehr los. Bernt Enghardt wird später eine Variante dieser Geschichte vorbringen, nämlich, dass es schon 1966 ein Probeband gab, das Little Gerhard gar nicht mochte, und zwar wegen der Stimme der Sängerin, die viel zu jung und unreif geklungen habe. Sehr wahrscheinlich gab es mehrmals Versuche, die familiären Kontakte dazu zu nutzen, um ins Popgeschäft einzusteigen, und dass Little Gerhard eine Weile nicht so recht „gezogen“ hat, bis Agnethas Bekanntheitsgrad in der Gegend von Jönköping so groß geworden war, dass er sich dazu breit-schlagen ließ, ihr eine Chance zu geben. Ausschlaggebend dafür wird die Tatsache gewesen sein, dass sie eigene Lieder mit Vermarktungspotential schrieb. Sie war also zusätzlich noch preisgünstiger als manche andere Stars, die man mit Coverversionen internationaler Hits mühsam und kostspielig aufbauen musste. Bernt Enghardt hat selbst gar nicht mitbekommen, dass ein zweites Demoband im Frühjahr 1967 abgeschickt worden war, weil er damals selbst gar nicht mehr bei der Gruppe war, die aber trotzdem seinen Namen beibehalten hatte.
Little Gerhard später: „Ich habe 1967 als Produzent für eine schwedische Plattenfirma gearbeitet, Cupol. Der Chef wollte, dass ich auf die Suche gehe nach neuen, jungen Songwritern und Sängern. Zum Glück lagen auf meinem Schreibtisch schon ein paar Tapes, die ich im Laufe der Zeit zugeschickt bekommen hatte. Eines davon stammte von einer Tanzkapelle aus Jönköping. Die Leadvocals auf dem Tape waren von Agnetha. Ich hatte bis dahin noch nie von ihr gehört und rief den Bandleader an. Ich fragte: Wer ist das Mädchen, das auf dem Tape singt? Er sagte: Ach, das ist so ein Mädel, das bei uns in der Band mitmacht. Ich sagte: Okay, kann ich sie mal anrufen? Ich finde die Stimme echt gut. Aber er wollte mir ihren Namen und die Telefonnummer nicht geben. Zufällig wohnte eine Nichte meiner Ex-Frau in Jönköping. Ich habe sie gebeten, herauszufinden, wer das Mädchen aus dieser Band war. Und sie kam dahin-ter, dass sie Agnetha Fältskog hieß und tagsüber als Sekretärin bei einem Autokonzern arbeitete. Ich rief sie an und sagte: Hallo, ich bin hier in Stockholm, mein Name ist Little Gerhard. Sind Sie Agnetha Fältskog? Sie brach in Gelächter aus: Das ist ja wohl ein Witz! Und ich sagte: Nein, ich bin es wirklich, ich will eine Platte mit Ihnen machen! Worauf sie sagte: Nee, nee, hör auf mit dem Quatsch, darauf falle ich nicht herein. Ich sagte: Okay, wenn Sie mir nicht glauben, dann rufen Sie mich doch in Stockholm zurück. Und ich gebe ihr zum Beweis die Nummer von Cupol. Es dauerte vielleicht 20 Minuten, bis sie tatsächlich anrief. Sie fragte: Wer ist da? Und ich sagte: Ich bin es, Little Gerhard! Sie war sprachlos. Das war so komisch! Sie stotterte: Aber, was wollen Sie von mir? Ich erzählte ihr, dass ich gern ein paar Stücke von ihr aufnehmen wollte. Sie fragte: Warum? Ich antwortete, ich sei begeistert von ihrer Stimme und hätte das Gefühl, dass aus ihr noch etwas werden könne.“
Jetzt, wo die große Chance ruft, wird Agnetha unsicher. Sie spürt, dass ihr beschauliches Leben in der Kleinstadt zu Ende geht. Sie verkrampft sich, will eigentlich nichts davon hören. Sie weiß, dass eine Karriere im Pop-Geschäft auch bedeutet, dass sie ihr Elternhaus und ihren Freundeskreis auf immer verlassen muss. Und ist sie der Aufgabe überhaupt gewachsen? Sie sieht vielleicht toll aus und hat auch eine große musikalische Begabung, aber ihr Selbstwertgefühl ist eher das ihrer Mutter. Sie wird sich auch in den folgenden Jahren selbst immer wieder gnadenlos in Frage stellen, von Zweifeln erdrückt werden. Manchmal wird ein grobes Wort ausreichen, um ihr Selbstbewusstsein einknicken zu lassen und sie in tiefste Depressionen zu stürzen. Agnetha hat das Band selbst gar nicht an Little Gerhard geschickt, wie sie später betonen wird. Eigentlich will sie mit der Sache nichts zu tun haben. Vor allem möchte sie auch nicht den Eindruck erwecken, dass sie hinter Bengts Rücken eine Solo-Karriere mit
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