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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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haben in den letzten fünf Jahren 30 000 Bäume gepflanzt. »Jetzt haben wir wieder Wasser. Wasser ist Gold. Ja, Wasser ist wichtiger als Gold«, schwärmten sie. »Und mit diesem Wasser betreiben wir ökologischen Landbau und haben zwei bis drei Ernten im Jahr.« Auf meine Frage, ob sie sich vom Ökolandbau ausreichend ernähren können, mussten sie herzlich lachen.«Nur so geht es«, erklärten sie mir.
    Heute kommen Regierungsvertreter, um dieses Wunder ökologischen Wirtschaftens in der früheren Wüste zu bestaunen. Sie sagen: »Dieser ökologische Landbau ist vorbildlich für eine Milliarde Inder.« Andere indische Bauern erzählen uns, dass der US-Lebensmittelchemiekonzern Monsanto versucht habe, gegen ihren Willen auf ihren Feldern genmanipulierte Lebensmittel anzubauen. »Und was haben Sie dagegen unternommen?«, wollte ich wissen. »Wir haben die Felder einfach angezündet. Was sollten wir denn sonst tun?«, erzählten die Bauern stolz. Die Monsanto-Genetiker haben sie nie wieder gesehen.
    Es gibt Biobetriebe in Indien, Tansania und Senegal, die bereits höhere Ernteerträge erzielen als vergleichbare konventionelle Betriebe. Der frühere brasilianische Umweltminister José Lutzenberger weiß von lateinamerikanischen Kleinbauern, die ohne Pestizide und Kunstdünger wirtschaften und durch geschickte Mischung der Feldfrüchte 15 Tonnen Nahrungsmittel pro Hektar erwirtschaften, während es chemie-intensive Maisplantagen in derselben Region nur auf sechs Tonnen bringen.
    Beim Ertragsvergleich werden meist die Folgekosten durch übermäßigen Einsatz von Kunstdünger und Agrarchemie »vergessen«. Das heißt zum Beispiel:
    • Grundwasser wird durch Überdüngung stark belastet - ebenso Flüsse, Seen und Meere.
    • In den letzten 40 Jahren hat die Landwirtschaft weltweit bereits ein Drittel der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen verloren.
    • Chemie- und Pestizidelandwirtschaft ist wesentlich mitverantwortlich für das dramatische Artensterben. Zurzeit verlieren wir täglich bis zu 150 Tier- und Pflanzenarten. Die Natur braucht 35 000 Jahre, um eine neue Spezies zu erschaffen. Wir aber spielen Evolution rückwärts und pfuschen dem lieben Gott ins Handwerk wie keine Generation vor uns.
    Es ist der Terror der alten Ökonomie, der uns mit längst überholten Mythen einzuschüchtern versucht. Es liegt an uns, die Märchenerzähler auszulachen. Die Wirklichkeit sieht erfreulich anders aus. Die österreichischen Autoren Wolfgang Hingst und Josef Ortner schreiben:
    »Die Angstmacherei mit dem Welthunger ist ein altes Täuschungsmanöver der chemischen Industrie, um von der dramatischen Verseuchung von Böden und Gewässern und in weiterer Folge von Lebensmitteln durch Kunstdünger und Biozide abzulenken. Kein Wort von der schamlosen Ausbeutung der Entwicklungsländer durch Monokultursysteme. Kein Wort von Resistenzen, von Bodenverdichtung, von Versteppung und Verödung.«
    Die Agrochemie ist in Wahrheit am Ende. Heute verhungern Menschen in ehemals ertragreichen Agrarländern, weil die Europäer ihnen ihre Monokulturen aufzwangen, etwa in Bangladesch, das einst das reiche Bengalen war. Und sie verhungern, weil ihnen die Satten in den Industriestaaten das Korn vom Teller nehmen. Die Produktion von einem Kilogramm Fleisch verschlingt sieben Kilogramm Getreide.
    Nie werde ich die Trauer in den Gesichtern bengalischer Bauern vergessen, die mir bei Chittagong einen toten See zeigten. Kein Leben regte sich mehr in der vergifteten Brühe, die einmal lebendiges Wasser war. »Vor 25 Jahren war der See voller Fische«, erzählten sie mir. Doch heute gibt es hier keinen einzigen Fisch mehr. Auch das Land um den See war öde und leer. »Früher wuchs hier Obst und Gemüse in Hülle und Fülle. Wir haben dann ab 1970 getan, was uns deutsche und schweizerische Chemiekonzerne empfohlen haben. Eine Verdoppelung und Verdreifachung der Ernte war uns versprochen worden, wenn wir die Chemie des Auslands einsetzen. Das Ergebnis sehen Sie.«
    Einige Jahre waren die Verheißungen tatsächlich eingetreten. Doch heute bereuen es die bengalischen Bauern, auf die europäischen Chemiekonzerne gehört zu haben. Sie wollen jetzt auf ökologischen Landbau umsteigen. Der Umweg über die Chemielandwirtschaft kam sie teuer zu stehen, aber noch immer wollen uns viele Agrochemiker suggerieren, dass zu wenig gespritzt wird!
    Doch die Pflanzen, die durch »Kunstdünger« und Chemie zu schnell hochgetrieben werden, sind zu wenig widerstandsfähig

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