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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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Wählerinnen und Wählern.
    Gerade die konservativen Parteien haben traditionell auf die Stimmen der Bauern gesetzt. Und die Macht der Verbraucher ist größer als die Macht der Bauernlobby oder der Chemielobby. Zeigen wir also den alten Lobbyisten unsere Macht, nehmen wir Gerhard Schröder und Angela Merkel und Renate Künast beim Wort. Der frühere Bischof von Recife im armen Nordosten von Brasilien, Don Helder Camarra, erklärte die Kraft zur Gesellschaftsveränderung von unten so:
    »Wenn einer träumt, dann ist es nur ein Traum, wenn viele träumen, dann ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit.«
    Diese Strategie zur Transformation einer Gesellschaft gilt zuallererst bei demokratischen Wahlen. Wir sind uns dessen viel zu wenig bewusst. Folgen wir Marie von Ebner-Eschenbach:
    »Für das Können gibt es nur einen Beweis: das TUN.«
    Wie bereits erwähnt, stütze ich mich im Wesentlichen auf die Berechnungen von Professor Arnim Bechmann. Er hat als Erster in Europa eine Agrarwende bis 2030 berechnet und wurde durch die bisherige Entwicklung voll bestätigt. Ihm gebührt das Verdienst, die 100-prozentige Agrarwende als einer der Pioniere gefordert zu haben. Grundsätzlich gilt freilich, dass einem Szenario allenfalls eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu Grunde liegt.
    Bechmanns wissenschaftlich fundierte Hauptthesen sind:
    1. Der ökologische Landbau ist eine Chance für mehr Gesundheit.
    2. Die Agrarwende ist möglich.
    3. Niemand muss darben.
    4. Die heimliche Macht der Verbraucher ist der stärkste Antrieb.
    5. Arbeitsplätze werden geschaffen.
    6. Die Agrarwende ist finanzierbar.
    7. Bis 2010 werden jährlich ein bis zwei Prozent der Landwirtschaftsfläche mehr ökologisch bewirtschaftet. Bis 2020 jährlich drei Prozent mehr. Und bis 2030 werden es jährlich fünf Prozent mehr.
    Nach Arnim Bechmann ist diese Entwicklung sowohl in Deutschland als auch in der Europäischen Union möglich. Ich halte seine Vision für realisierbar. Deshalb übernehme ich auch die folgende Grafik aus Bechmanns Buch aus dem Jahr 1987, die inzwischen auch von der offiziellen Politik als realistisch betrachtet wird. Schon im Jahr 1995 hat mir der EU-Landwirtschaftskommissar in Brüssel, Franz Fischler, bestätigt, dass er diese Entwicklung für machbar hält.
    Umstellungsfläche in Deutschland

    Dass diese Umstellungszeiträume eher konservativ als zu progressiv gezeichnet sind, zeigt die Entwicklung in Österreich 1994/95. Innerhalb von zwölf Monaten war die Zahl der Biohöfe von 13 321 auf 22 875 sprunghaft angestiegen. Österreich hat heute bereits 15 Prozent Biobauern, die Schweiz acht Prozent, Deutschland aber erst 2,5 Prozent. Obwohl wir also erst am Anfang der Agrarwende stehen, wissen wir, dass und wie sie grundsätzlich vollzogen werden kann. Die Technologie für diese Wende ist bekannt, aber das allein reicht nicht. Was wir für den Durchbruch brauchen, ist ökologische Spiritualität oder »Emotionale Intelligenz« (Daniel Golemann) oder »Emotionale Fitness« (Siegfried Brockert).
    Der schwierige Anfang ist bereits gemacht. Die nächste problematische Strecke haben wir bis 2010 vor uns. Sollten bis dahin tatsächlich 20 Prozent der Bäuerinnen und Bauern umgestiegen sein, gibt es bis zum nächsten Ziel im Jahr 2020 keine unüberwindlichen Hürden mehr. Und danach werden sowieso alle umsteigen, weil sie nicht zu den Ewiggestrigen gehören wollen.
    Die Geschichte aller Neuerungen lehrt uns: Die Widerstände gegen Neues sind anfangs am größten. Auch in der zweiten, der jetzigen Phase, wird noch viel juristischer, finanzieller, politischer, ideologischer und verleumderischer Widerstand organisiert werden. Die Lobbyisten der alten Landwirtschaft geben nicht kampflos auf. Künasts Vorgänger Karl-Heinz Funke, der wegen der BSE-Krise zurücktreten musste, gab dem »Stern« folgendes Interview:
     
    STERN: Wie finden Sie Renate Künasts Agrarwende?
    FUNKE: Was sie sagt, hört sich gut an. Aber ich frage mich: Wie realistisch ist das Ganze?
    STERN: Künast will den Ökoanteil auf zehn Prozent ausweiten. Das klingt doch vernünftig.
    FUNKE: Als anständiger Protestant setze ich der Gnade des Herrn keine Grenzen. Wenn ich in Ewigkeitskategorien denke, ist so etwas möglich. Wenn ich aber irdische Kategorien ansetze, dann halte ich das für weltfremd. Ich muss ja genug Leute finden, die die Ökoprodukte zu einem höheren Preis auch kaufen. Da habe ich meine Zweifel.
    STERN: Die neue Ministerin hat der Haltung von Hennen in

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