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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Bilder der Vergangenheit wieder auf. In dieser Taberne hatte ein Mordanschlag auf ihn stattgefunden, und er war sicher, dass Vindurix darin verwickelt war. Vernicia hatte ihm damals das Leben gerettet und ihre Hilfe mit ihrer Zunge gebüßt. Vindurix! Wie aus einem Schatten schälte sich die bucklige Gestalt des alten Schurken aus dem Dunst der Erinnerung heraus. Deutlich sah er ihn wieder vor sich: eingehüllt in eine schmutzige Tunica , immer ein mottenzerfressenes Fuchsfell um den Hals gelegt, den zahnlosen Mund zu einem höhnischen Grinsen verzogen. Aber er hatte ihm nichts beweisen können, und so war der tückische Alte damals unbeschadet aus der Sache herausgekommen. Aber die Mühlengöttlicher Gerechtigkeit mahlen zwar langsam, aber sie vergessen offenbar niemals.
    »Woran denkst du, Tribun?«
    Die Stimme des Curators riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Wie? Äh ... nichts. Es waren nur die Schatten der Vergangenheit, die ...«
    »Du kanntest diesen Burschen, diesen Vindurix, nicht wahr?«
    »Flüchtig«, entgegnete Valerius, »flüchtig. Aber was hat diese Sache mit Agrippina zu tun?«
    »Vindurix war einer ihrer Agenten hier! Wir denken, dass seine Ermordung nicht zufällig geschah. Er war nicht der Erste aus dem Kreis der Agenten der Augusta , der unter dubiosen Umständen zu Tode kam. In Rom hat man vor kurzem zwei von ihnen gefunden: Den einen fischte man aus dem Tiber, oder besser das, was die Fische von ihm übrig ließen, den anderen fand man am Circus Maximus . Sie hatten ihn mit Dolchen an einen Baum geheftet. Und beide trugen das Zeichen, verstehst du?«
    Valerius verstand. »Was soll also geschehen?«
    »Als Erstes wirst du nach Rom reisen! Die Augusta möchte dich sehen, höchstpersönlich. Aber niemand hier darf davon wissen, auch der Statthalter nicht. Hier, dies ist deine Einladung, wie ich vermute!«
    Er zog eine weitere Schriftrolle aus seinem Gewand und überreichte sie Valerius mit verschwörerischem Lächeln.

    Crepererius Gallus sendet dem Tribun
    Marcus Valerius Aviola einen Gruß aus Rom

    Hier in Rom ist es zur Zeit wahrscheinlich ebenso kalt wie bei
    euch in der Provinz. Das öffentliche Leben ist durch die Kälte
    zum Erliegen gekommen. So leer habe ich das Forum nie
    gesehen. Würde unser göttlicher Caesar den Armen nicht ständig
    Gratiszuteilungen an Brennstoff zukommen lassen, so würden sie
    in Massen erfrieren. Aber so ist unser Cäsar nun einmal:
    gütig und großzügig! Die Götter mögen ihn schützen!

    Valerius stutzte und blickte den Curator ratlos an. »Wer bei denGöttern ist Crepererius Gallus, und was geht mich die Kälte in Rom und die Großzügigkeit des Kaisers an?« Ratlos starrte er auf den Papyrus.
    Mit einem überlegenen Lächeln nahm Volturcius Crassus ihm die Rolle ab, ging zu dem Kohlebecken herüber und nahm mit spitzen Fingern ein Stück Kohle heraus, mit dem er vorsichtig über das Schriftstück fuhr.
    »Crepererius Gallus ist ein Freigelassener, der engste Vertraute Agrippinas in Rom. So, nun lies den Brief noch einmal!«
    Zwischen den ursprünglichen Zeilen waren wie von Zauberhand weitere Zeilen dazugekommen, die Valerius hastig überflog.

    Tribun!

    Eine dringende Angelegenheit erfordert deine sofortige
    Anwesenheit in Rom. Reise so schnell du kannst, aber nicht
    weniger diskret. In Rom wirst du im ehemaligen Hause der
    Antonia unverzüglich erwartet.Vernichte diesen Brief nach
    Erhalt!
    Crepererius Gallus

    » Ein alter Agententrick. Mit frischer Milch geschrieben, werden die Buchstaben erst sichtbar, wenn man sie mit Kohlenstaub berührt. Hat schon Ovid in seiner Ars amatoria beschrieben. Wir pflegen vertrauliche Briefe immer in dieser Weise zu tarnen.«
    Während Valerius noch verblüfft zusah, nahm der Curator das Schreiben wieder an sich und ließ die Rolle in das Kohlebecken sinken, wo sie ein sofortiger Raub der Flammen wurde.
    »Du erlaubst?«
    Valerius nickte. »Ja, äh ... natürlich. Aber, nach Rom reisen? Wie soll ich das bewerkstelligen? Ich habe meinen Dienst hier.«
    »Urlaub! Du nimmst einige Wochen Urlaub und besuchst deine kranken Eltern, jetzt im Winter ist das kein Problem. Hier ist die Bewilligung, die ich dir kraft meines Amtes als dein Vorgesetzter erteile.«
    Valerius warf einen kurzen Blick auf das Schriftstück, das ihm einen Urlaub von vier Wochen gewährte.
    »Du bist nun auch ein Agent Agrippinas, wie ich. Ist das ein Problem für dich? Immerhin gab es da in der Vergangenheit ...«
    Glasklar tauchten die Bilder der

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