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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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fort: »Was zählt ist die Gegenwart. Und die Zukunft, wenn es eine gibt.«
    Fragend blickte Valerius den Curator an. »Verzeih, aber du sprichst in Rätseln. Ich verstehe nicht ...«
    »Klar, kannst du auch nicht. So höre denn. Die Mutter unseres Cäsars scheint in Gefahr zu sein!«
    »Agrippina in Gefahr?«
    » Sic – so ist es.«
    »Aber wer könnte der Mutter des Kaisers nach dem Leben trachten?«
    »Das sollst du herausfinden!«
    »Ich?« Valerius zog verwundert die Augenbraue hoch. »Wieso gerade ich?«
    »Weil du dich in der Vergangenheit beim Aufspüren von geheimnisvollen Vorgängen bewährt hast.« Ein feines Lächeln zog über das Gesicht des Curators. »Glaubst du, ich habe vergessen, mit wie viel Hartnäckigkeit du an deinem letzten Auftrag gearbeitet hast? Unter Gefahr für dein eigenes Leben hast du den Auftrag des Cäsars erfüllt, auch wenn du letztlich zu spät nach Rom gekommen bist. Diesmal lässt das Schicksal uns auf der gleichen Seite kämpfen, für die edle Agrippina, die Gründerin unserer kleinen schönen Stadt.«
    Valerius hatte sich von seiner Überraschung erholt. »Worum genau geht es?«
    Volturcius Crassus stand auf und verschloss sorgsam die Tür.
    »Wir wissen es noch nicht genau. Aber sowohl in Rom als auch hier in der Provinz spielen sich merkwürdige Dinge ab, die die Besorgnis der edlen Agrippina erregen. Wie du weißt, hatte die Augusta stets einen eigenen kleinen Apparat von ... äh ... Vertrauten.«
    »Agenten.«
    »Äh ... ja, so könnte man sie auch nennen.«
    Verwundert bemerkte Valerius, dass der Curator in seiner Ergebenheit Agrippina immer noch mit jenem Titel nannte, der ihr einst als kaiserlicher Gattin zugestanden hatte. Nun aber, nach dem Tode von Claudius ...
    Aber schon fuhr Volturcius Crassus fort: »In letzter Zeit mehren sich unerklärliche Todesfälle, Morde, genauer gesagt, und alle im Kreis ihrer Vertrauten und Agenten. Und was noch schlimmer ist« – er wischte sich über die Stirn, die plötzlich vor Schweiß glänzte und leerte seinen Becher in einem Zug – »was noch schlimmer ist: Alle Opfer tragen jenes Mal auf der Stirn. Du erinnerst dich?«
    »Das N?«, fragte Valerius entgeistert.
    »Ja«, murmelte Volturcius Crassus tonlos, und sein Gesicht war von wächsener Bleiche überzogen, »das N, vermutlich jedenfalls!« Er griff in die Falten seines Gewandes und brachte eine verknitterte Schriftrolle zum Vorschein.
    »Hier, diesen Bericht erhielt ich aus Mogontiacum. Er stammt von einem Vertrauten, der auf der dortigen Präfectur Dienst tut.«

    Sextus Optimius grüßt seinen Gaius Volturcius Crassus,
    Curator von Colonia Agrippinensium

    Wenn es dir gut geht, freut es mich. Mir geht es gut. Du hattest
    mich um einen Bericht über jenen merkwürdigen Vorfall gebeten,
    der sich neulich in unserem Gebiet ereignet hat. So höre denn:
    Vor zwei Tagen erschien eine Sklavin auf einem unserer Stationsposten.
    Sie gestikulierte wild und machte immer wieder das
    Zeichen des Todes. Das arme Ding kann nämlich nicht sprechen,
    weil man sie ihrer Zunge beraubt hat. Schreiben kann sie leider
    auch nicht, und so folgten ihr vier unserer Legionäre zu ihrem
    Haus. Sie wohnt in einer ehemaligen Herberge in der Nähe von
    Vicus Altiaiensium, unweit von Mogontiacum. Ad Ursos heißt
    der heruntergekommene Schuppen. Er gehört einem gewissen
    Vindurix, einem helvetischen Gallier. Man müsste wohl eher
    sagen: gehörte, denn jener Vindurix ist tot. Das wäre an sich
    nichts Besonderes, denn der Bursche, der in der Umgebung
    übrigens einen äußerst üblen Ruf genoss, muss schon an die
    siebzig anni gewesen sein.
    Bemerkenswert daran aber war, dass man ihn ermordet, genauer
    gesagt erwürgt hat. Außerdem wurde die Leiche verstümmelt,
    indem man ihr irgendein Mal auf die Stirn eingraviert hat.
    Wir haben frühere Gäste der Herberge befragt, konnten aber
    über Täter oder Motiv nichts herausfinden. Ein Raubmord
    scheidet jedenfalls aus, da sich nach Auskunft der Befragten
    nichts von Wert in dieser Taberne jemals befunden hat.
    Übrigens wird der Name jener armen Sklavin mit Vernicia
    angegeben.
    Du siehst, verehrter Gaius, es handelt sich um eine reichlich
    mysteriöse Angelegenheit, aber ob sie für dich von Bedeutung ist,
    vermag ich von hier nicht zu erkennen. Sei gegrüßt und umarmt
    bis sich unsere Wege wieder treffen!

    Vale!
Mogontiacii, prid.Kal.Dec.anno 811 a.u.c.
Sextus Optimius

    Valerius legte die Schriftrolle weg, und wie aus einem fernen Nebel tauchten die

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