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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Zeit auf dich!«
    »Wer bist du, und wo ist Gulvenius?«
    »Ich bin Silana und will dir gern zu Diensten sein.« Sie wollte ihre Arme um seinen Hals legen, aber Valerius schüttelte sie unwillig ab.
    »Aus dem Weg, verfluchtes Weib!«
    Mit einem Satz war er zum Fenster gesprungen, während die Frau sich kreischend an seine Beine klammerte. Der Holzladen des Fensters war nur angelehnt. In dichten Schauern fielen dicke Schneeflocken vom Himmel und bedeckten die frischen Fußspuren unterhalb des Fensters, die von Gulvenius’ Flucht zeugten.
    Anfänger! Wie ein Anfänger hatte er sich von dem Verwalter und seinem verruchten Weib übertölpeln lassen. Mit einem derben Fluch trat er so heftig gegen die Liegestatt, dass sie ächzend zusammenbrach. Ohne einen weiteren Blick auf die hysterisch schreiende Silana zu werfen, verließ er fluchend den Raum.
    In aller Eile stürmte er die Treppe herunter, wo Volnix ihm schreckensbleich entgegensah.
    »Gulvenius ist getürmt. Hast du gesehen, wohin?«
    »Zu den Ställen, Herr, er ist zu den Ställen!«
    Aber es war zu spät! Gulvenius hatte sich ein schnelles Pferd geschnappt und war geflohen. Es war zwecklos, ihn zu verfolgen, denn dichter Schneefall hatte bald schon die Spuren verdeckt.
    ***
    Ein ziemlich geknickter Militärtribun stand wenig später im Amtszimmer des Curators und musste gestehen, dass er die Sache ziemlich verbockt hatte. Zu seinem Erstaunen nahm Volturcius Crassus das Geschehen recht gleichmütig zur Kenntnis.
    »So, also Gulvenius steckt dahinter. Keine Sorge, wir werden ihn schon fassen. Wo soll er sich denn schon verstecken? Schlimmer ist, Tribun, wir haben schon wieder einen Unfall. Oder sollte ich besser von einem Mord sprechen? Entscheide selbst!«
    »Wer ist es diesmal?«, fragte Valerius düster.
    »Gaius Vironius, der Pächter der Thermen. Gestern Abend, nach dem Gastmahl bei mir, ist er auf dem Heimweg von einem Karren überfahren worden. Wir haben den Fahrer gestellt. Er gab an, er habe den Mann in der Dunkelheit nicht sehen können. Zudem habe ein furchtbarer Nebel geherrscht.«
    »War er allein? Keine Begleitung?«
    »Ich selbst hatte ihm zwei meiner zuverlässigsten Sklaven mitgegeben. Germanen, treu und tapfer. Sie sagten, er sei plötzlich stehen geblieben. Weil sie geglaubt hatten, er wolle sich an der Wand erleichtern, sind sie ein Stück vorgegangen. Plötzlich sei dieser Karren mit Baumaterialien an ihnen vorbeigerast. Sie sind sofort zurückgeeilt und fanden ihn sterbend in seinem Blut. Ist das nicht furchtbar?«
    »Also ein richtiger Unfall?«
    »So sieht es wohl aus, Tribun. Wir kommen keinen Schritt weiter, und um uns herum sterben die Leute wie die Fliegen. Wie damals, nicht wahr?«
    Valerius nickte. »Aber diesmal werden wir die Sache rechtzeitig aufklären. Ich reite noch einmal heraus zum Landgut des Petrusius.Ich werde einige meiner Männer mitnehmen und alles auf den Kopf stellen. Vielleicht lässt sich irgendeine Spur finden.«
    »Gute Idee, Tribun!«
    ***
    Unweit der Thermen lag die Kneipe Ad Tres Sorores, eine jener anrüchigen Mischungen aus billiger Garküche und üblem Bordell, wie man sie in der jungen Ubierstadt neuerdings häufiger antreffen konnte. Sie hatte früher einmal, wie der Name es verhieß, drei Schwestern gehört, die hier ohne behördliche Störung ihrem zweifelhaften Gewerbe nachgingen. Nachdem aber zwei von ihnen kurz hintereinander am Schlagfluss verschieden waren und die dritte, Aurelia, zweifellos in die Jahre gekommen war, in denen man Geld mitbringen musste, um Freier anzuziehen, hatte die Dame ihr Gewerbe aufgegeben und beschlossen, einen ruhigen Lebensabend auf dem Lande zu verbringen. Ihr Ehemann, ein angesehener Gänsezüchter aus Burungum, ahnte durchaus, welch lockeres Täubchen da nun seinen Hof schmückte, war aber über die Fertigkeiten seiner Gemahlin im ehelichen Bett so erfreut, dass er gerne über gewisse moralische Unregelmäßigkeiten der Vergangenheit hinwegblickte.
    So hatte Aurelia das Etablissement für eine gefällige Summe an einen gewissen Aulus verkauft, von dem sich hartnäckig das Gerücht hielt, es handele sich um einen entlaufenen Sklaven aus Noviomagus. Die Gäste, die so schmierig und zerlumpt wirkten wie der bärtige Wirt selbst, interessierte das nicht, solange der Wein, der so sauer wie billig war, in Strömen floss und man auch auf der großen Tafel hinter dem Schanktisch anschreiben lassen konnte.
    Auch das ehemalige Gewerbe der früheren Wirtin hatte seinen Platz hier

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