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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Hilfesuchend blickte er Thissa an.
    »Antworte!«, herrschte Valerius ihn an.
    »Nein, Herr! Es ist ... es ist hier noch nie vorgekommen. Eigentlich ist es sogar sehr ungewöhnlich. Du musst wissen, wir pflegen die Materialien hier sehr gut. Täglich wird das Leder eingewachst, damit es nicht spröde wird. Die teuren Sättel bestreichen wir mit einem Honigbalsam. Und bevor wir satteln, überprüfen wir das Zeug. Besonders, wenn der Herr ausreitet.«
    »Hast du es auch an diesem Tag überprüft?«
    »Na... natürlich, Herr!« Zwinkernde Augen verrieten Angst und Panik, was Valerius nicht entging.
    »Und es war in Ordnung?«
    »Alles... alles war in Ordnung. Der Verwalter hat es selbst noch einmal überprüft, weil Rex so ein wildes, ungestümes Pferd ist.«
    »Ach, der Verwalter selbst?«
    »Ja, Herr. Gulvenius selbst!«
    »Ist er auch Sklave?«
    »Nein, Herr. Er ist ein Libertinus . Er wurde, wenn ich das richtig weiß, vor vier Jahren freigelassen und ist seitdem Verwalter und Sklavenaufseher.«
    »Und sein Weib Silana führt Aufsicht über das Hausgesinde«, ergänzte Thissa.
    »Zeig mir den Sattel, den Rex am Unglückstag trug!«
    »Du ... du willst den Sattel sehen? Wozu das denn?« Die Angst des Sklaven war spürbar.
    »Du sollst nicht fragen, sondern meine Befehle ausführen, Volnix!«
    »Ja, Herr! Natürlich, Herr! Bitte folge mir!«
    Sie verließen den Stall und betraten einen Nebenraum, in dem in zahllosen Regalen Sättel aller Art lagen. An den Wänden hingen Zaumzeug, Ledergurte, Maulbänder und dergleichen, und in anderen Regalen lagen Tiegel und Töpfe, aus denen der Duft von Wachs und Honig stieg. Einen Augenblick suchte Volnix unter den Sätteln, ging die Regale entlang, bis er plötzlich Halt machte. Er zog einen großen, schwarz glänzenden Sattel hervor und brachte ihn Valerius.
    »Das ist er, Herr!«
    »Ist er seitdem noch einmal benutzt worden?«
    »Natürlich nicht, es ist der Sattel des Herrn!«
    Valerius begutachtete den Sattel gründlich, drehte ihn herum und nahm den Sattelgurt zwischen seine Finger. Die Bruchstelle war glatt, völlig glatt, bis auf eine kleine Stelle, an der sich ein Riss befand. Eindeutig, hier hatte man mit dem Messer nachgeholfen.
    »Den Sattel nehme ich mit«, sagte er und überreichte ihn dem verdutzten Volnix.
    Sie wollten gerade den Stall verlassen, als eine schmale Gestalt im Türrahmen erschien.
    »Was ist denn hier los?«, polterte eine Stimme. »Wird hier nicht gearbeitet? Kaum ist man für ein paar Stunden aus dem Haus,werden hier die Saturnalien gefeiert, oder was? Und was macht der Fremde in meinem Stall?«
    Der Blick des Mannes schweifte unwillig über die zahlreichen Sklaven, die herumstanden und auf Volnix und Valerius starrten, und blieb schließlich auf Valerius haften. Im Halbdunkel des Stalles konnte er die Uniform des Tribunen nicht ausmachen. Es entging Valerius nicht, dass der Mann von »seinem« Stall sprach. Da Petrusius tot war, musste es sich um den Verwalter handeln, offensichtlich um ein recht anmaßendes Exemplar von Verwalter.
    » Ich nehme an, du bist Gulvenius, der Verwalter, nicht wahr?«, sagte Valerius freundlich.
    »Das stimmt. Und darf man erfahren, wer du bist, und was ihr mit dem Sattel vorhabt?«
    Sein Blick fiel auf den Unglückssattel, und ein Anflug von Zorn färbte sein Gesicht dunkelrot.
    »Marcus Valerius Aviola, Militärtribun und vom kaiserlichen Curator mit Ermittlungen zum Tode von Gaius Fulvius Petrusius beauftragt!«
    Augenblicklich wurde Gulvenius leichenblass. Seine Hände zogen fahrig das vom Ritt zerknitterte Gewand glatt. Nach wenigen Sekunden aber hatte er sich gefasst, und sein Gesicht nahm einen arroganten Zug an. Er presste seine schmalen Lippen zusammen und blickte den Tribun höhnisch an.
    »Ermittlungen? Was für Ermittlungen? Es war ein Unfall!«
    »Würdest du mir bitte ins Haus folgen?«
    Valerius’ Stimme duldete keinen Widerspruch, und Gulvenius, das Gesicht trotzig erhoben, stolzierte hoch erhobenen Hauptes hinterher.
    »Und ihr wieder an die Arbeit, faule Sklavenbrut!«, brüllte er die Sklaven an.
    »Aber nicht Volnix! Der kommt mit uns!«, sagte Valerius mit Entschiedenheit.

XIII.
Endlich eine Spur!
    Sie hatten sich um den langen Tisch herumgesetzt, in dessen Mitte der todbringende Sattel lag. Gulvenius starrte nervös auf seine Füße, Volnix klopfte Stroh aus seinem Gewand. Beide warteten darauf, dass Valerius das Verhör beginnen würde. Aber Valerius ließ sich Zeit. Genüsslich schlürfte er

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