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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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warten? Darf ... darf ich dir ei... eine Erfrischung bri... bringen?«
    »Gegen eine Erfrischung habe ich nichts einzuwenden.«
    Der Alte schlurfte hinaus, und wenig später brachte eine hübsche blondhaarige Sklavin eine Platte mit Geflügel, kaltem Braten und Brot. Dazu brachte sie einen großen Becher, aus dem heißer Dampf aufstieg.
    »Ist es so recht?« Ihre Stimme klang hell und freundlich.
    »Was ist in dem Becher?«
    »Heißer Würzwein. Ist gut gegen die Kälte.«
    Sie wollte gerade gehen, da zog Valerius sie zu sich.
    »Setz dich, Mädchen! Wie ist dein Name?«
    Leuchtendes Rot zog über die Wangen der hübschen Sklavin.
    »Thissa, Herr.«
    »Und wie lange bist du schon hier auf dem Hof ?«
    »Seit meiner Geburt, Herr.«
    »Hm, erzähl mir etwas über deinen verstorbenen Herrn, Thissa!«
    »Über den Herrn?« Die Sklavin faltete verlegen ihre Hände und starrte auf den Boden.
    »Was ... äh ... was soll ich da sagen?«
    »Ich meine, war er ein guter Herr? Habt ihr Sklaven ihn gemocht? Macht es Freude, hier auf dem Gut zu arbeiten?«
    Geduldig stellte er seine Fragen, und im gleichen Augenblick wurde ihm klar, dass er wohl kaum mit einer wahren Antwort rechnen durfte. Die Sklaven hier schienen Angst zu haben.
    »Ein guter Herr? Freude?«, hauchte Thissa und betrachtete ihre schmutzigen Fingernägel. Mit einem Mal ging ein Ruck durch die Sklavin. Sie riss sich die langärmlige Tunica vom Oberkörper. Zwischen den schmalen zarten Brüsten, auf den Schultern, auf den Armen, überall Narben und Striemen. Trotzig warf sie das zum Zopf gebundene Haar zurück.
    »Reicht dir das als Antwort, Herr?« Rasch streifte sie das Gewand wieder über und blickte verlegen lächelnd zum Fenster.
    »Er hat euch geschlagen, nicht wahr? Oft geschlagen.«
    »Ja, Herr. Wenn du die Wahrheit wissen willst: Er hat seine Pferde besser behandelt als uns. Den Mesonix hat er fast tot geprügelt, als er einmal eine Amphore hat fallen lassen.«
    »Und dich? Was hat er mit dir getan?«
    Wieder flog Röte über ihr hübsches Gesicht, diesmal der Scham.
    »Ich musste ihm zu Willen sein, fast täglich.«
    »Das ist für eine Sklavin nichts Ungewöhnliches, Mädchen.«
    »Ich weiß, Herr, aber du ahnst nicht, was er alles mit mir getan hat!«
    Sie schüttelte sich, und der Mund verzog sich vor Abscheu und Ekel.
    »Gut ... lassen wir das vorerst. Was weißt du über seinen Tod?«
    »Über seinen Tod?«
    Ein feines Lächeln machte sich kurz in ihren Zügen breit, aber sofort wandelte sich das Gesicht wieder zu einer verschlossenen Maske.
    »Zunächst gibt es hier keinen, der um ihn trauert. Einzig die Sorge, was mit uns allen hier passiert, lässt uns nachts nicht mehr schlafen.«
    »Das dachte ich mir schon. Aber ich wollte wissen, was du über die Umstände seines Todes weißt.«
    »Ein Reitunfall! Er ist vom Pferd gefallen ... und war tot.«
    »So einfach fällt man nicht vom Pferd. Petrusius war sicher ein guter Reiter, nicht wahr?«
    »Ein hervorragender, Herr! Aber dieses Pferd, Rex heißt es, es hieße besser ... äh ... Pluto.«
    »So ein gemeines Biest?«
    »Noch gemeiner, Herr!«
    »Aber ein guter Reiter fällt auch von einem so gemeinen Biest nicht so einfach.«
    »Stimmt, Herr. Der Sattelgurt muss gerissen sein, so hat es Volnix erzählt.«
    »Wer ist Volnix?«
    »Einer der Pferdeknechte, Herr.«
    »Ich möchte ihn sehen!«
    »Wen? Volnix? Den Pferdeknecht?«
    »Ja, ihn, und zwar sofort!« Valerius hatte seine Stimme voller Ungeduld angehoben.
    »Bitte, Herr!« Sie stand auf und führte Valerius zu den langgezogenen Ställen. Hier waren auf jeder Seite mindestens fünfzig Pferde untergebracht, und entsprechend geschäftig eilten die Sklaven hin und her. Thissa blickte sich einen Augenblick um. Dann erspähte sie einen jungen Mann mit langen braunen Haaren.
    »Volnix! Volnix! Du sollst sofort herkommen!«
    Der Gerufene blickte herüber und legte sofort die Bürste weg, mit der er ein Pferd gestriegelt hatte. Eilig kam er herüber, das Gesicht voller Angst und Argwohn.
    »Du bist Volnix?«
    »Ja, Herr. Zu Diensten!« Unruhig blickte er den Tribun an, die Augen flackernd und ängstlich.
    »Hast du das Pferd vorbereitet, als dein Herr an jenem Tag mit Rex ausgeritten ist?«
    »Ja, Herr!«
    »Was war mit dem Sattel, besser mit dem Sattelgurt?«
    »Er ... er ist ... gerissen, Herr!« Zögernd nur kam die Antwort.
    »Kommt das öfter vor? Ich meine, dass ein Gurt reißt und den Reiter zum Sturz bringt?«
    Volnix dachte einen Augenblick nach.

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