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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Legionsschwert. Und wer über Jahre in Britannien gegen wilde, langhaarige Barbaren mit blau gefärbten Gesichtern gekämpft hat, der fürchtet sich nicht vor ein paar abgerissenen Hühnerdieben! Mit dem Burschen ist nicht zu spaßen, und so macht sich Gulvenius klein, ganz klein. Endlich entfernen sich die Schritte, und er kann hinter der Regentonne hervorkrabbeln. Der Mond taucht das Gelände in ein fahles Licht, genug aber, um den zu erkennen, auf den er wartet.
    Ein Grinsen zieht über das Gesicht des Mannes. Er hat sich alles genau überlegt. Wenn er das Geld hat, wird er in Verkleidung die Stadt verlassen. Die ersten Barthaare sprießen schon, und das Haupthaar hat er ganz kurz geschnitten. Er weiß schon, dass alles nach ihm sucht und den Torwächtern eine genaue Beschreibung von ihm vorliegt. Aber das macht nichts! Aulus, der Tabernenwirt, wird ihn auf einem seiner Karren mitnehmen, hinten, zwischen den leeren Amphoren. Ist schon alles abgesprochen. Er wird mit dem Karren nach Durnomagus fahren und dort auf Silana warten. Ja, auf sein prächtiges Weib wird er dort warten, wenn die Nachricht, die er ihr geschickt hat, sie rechtzeitig erreicht. Aber er kann warten, Silana ist das wert. Dann werden sie weiterreisen. Mit der Diploma , die er erwartet, werden sie sogar die Kaiserliche Post benutzen können. Bequeme Kutschen, angenehme Gasthäuser, zuvorkommende Bedienung. Das alles ist einem, der den Cursus Publicus nutzen kann, gewiss. Dann werden sie in aller Ruhe weiterreisen: Novaesium, Gelduba, Castra Vetera bis nach Noviomagus . Dort hat er einen Vetter, einen Töpfer, der wird ihm und seinem Weib weiterhelfen.
    Vielleicht werden sie auch eine Töpferei eröffnen, kann man ja schließlich alles lernen. Und Kinder möchte er von diesem Prachtweib haben, drei oder vier. Er sieht sich schon in seiner Töpferei. Die niedlichen Kleinen krabbeln über seinen Schoß und brabbeln ihm die Ohren voll. An der Theke steht sein feuriges Weib und verkauft für gutes Geld, was er im Ofen gebrannt hat. Vielleicht sollte man aber auch eine Pferdezucht aufmachen? Davon versteht er mehr. Schließlich hat er bei Petrusius eine Menge gelernt. Aber woher das Geld für eine Zucht nehmen? Vielleicht kann man auchaus der Sache, in die er geraten ist, mehr herausholen? Viel mehr? Vielleicht sogar so viel, dass man ...
    Schritte! Leise Schritte eines schleifenden Tritts. Das wird er sein.
    Eine Stimme flüstert: »Gulvenius? Gulvenius, bist du da?«
    Das ist aber nicht die Stimme, die er kennt, nicht der Mann, den er erwartet hat. Vorsichtig zieht er sich zurück. Man kann nie wissen.
    Wieder die Stimme.
    »Gulvenius? Man schickt mich. Ich habe das Geld für dich und ... eine Reisevollmacht.«
    Vorsichtig tritt Gulvenius hervor. Eine kräftige Gestalt steht in geringer Entfernung und lässt ihre Blicke schweifen. Ein Mann wie ein Bär aus den germanischen Wäldern.
    »So beeil dich doch, Mann, bevor der Nachtwächter wieder kommt.«
    »Hier bin ich. Wer bist du und wer hat dich geschickt?«
    Hinkend kommt der Mann auf ihn zu. Misstrauisch blickt er sich nach allen Seiten um. Auf dem Kopf trägt er eine Wollmütze, die lang nach den Seiten herunterhängt. Nicht zu erkennen, wer das ist ...
    »Wer mich geschickt hat, weißt du, und wer ich bin, muss dich nicht interessieren, solange du das bekommst, was du verlangt hast.«
    »Und du hast wirklich eine Diploma ?«
    »Hier, überzeuge dich selbst!« Der Mann holt aus seinem Mantel einen Geldbeutel und eine kleine Schriftrolle. Beides kann Gulvenius im fahlen Mondlicht unschwer erkennen. Erleichtert tritt er auf den Mann zu.
    »Dann ist es gut. Her mit den Sachen!«
    Der andere übergibt ihm beides. Aber Gulvenius ist kein Dummkopf! Schnell reißt er die versiegelte Rolle auf. Sein Blick fällt auf den Papyrus , sein Gesicht wird aschfahl.
    »Aber ... aber die ist leer! Da steht ... kein Name drauf, keine Unterschrift, kein Siegel. Wollt ihr mich zum Narren halten? Sicher ist in dem Geldbeutel auch nichts drin!« Er hebt ihn hoch und fühlt sich bestätigt. So leicht, als wäre er mit Hühnerfedern gefüllt.
    »Was soll das? Es war vereinbart, dass ...«
    »... dass du das kriegst, was du dir verdient hast, du Verräter! Hier ist es!«
    Zu spät sieht Gulvenius den Dolch, den der Mann unter seinem Umhang hervorgezaubert hat. Bevor er sich noch abwenden kann, spürt er, wie der kalte Stahl in seinen Leib fährt, wieder und wieder! Gulvenius versucht sich zu wehren. Hilflos rudern die Arme

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