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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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...
    Dann hatte die Natur ihn überwältigt. Valerius war eingeschlafen.
    ***
    Er wurde wach, weil ein leichter Luftzug über sein Gesicht fuhr. Dann eine Berührung im Gesicht!
    »Was ...?«
    »Pscht! Tace – Schweige!« Eine schmale Hand verschloss seine Lippen. Im spärlichen Schein einer kleinen Öllampe erkannte er – Thissa!
    »Ich werde dir helfen, Tribun, aber du musst ganz leise sein. Sie wollen dich töten, aber das werde ich nicht zulassen. Folge mir jetzt, aber keinen Laut, sonst sind wir beide verloren!«
    Fürsorglich, wie man mit einem Kind umgeht, das sich in dunkler Nacht fürchtet, zog sie den Tribun mit sich. Sie gingen durch die geöffnete Tür und standen vor einer steilen Treppe.
    »Hier hinauf!«, flüsterte Thissa und löschte die Öllampe. Valerius blickte sich um. Die Tür bestand aus einem Regal, das voller Töpfe und Schüsseln war. Deshalb hatten seine Männer die Tür übersehen! Schweigend stiegen sie die Treppe herauf. Plötzliches Tageslicht umfing sie. Sie standen in einem leeren Stall.
    »Weiter kann ich dir nicht helfen«, wisperte Thissa. Nackte Angst verzerrte ihr hübsches Gesicht.
    »Was ist mit dir? Wenn du hier bleibst, werden sie merken, dass du es warst, die mir geholfen hat. Das wird dein Tod sein!«
    »Mag Gott das entscheiden! In seiner Hand befinden wir uns alle!«
    »Gott? Welcher Gott?«
    »Der Einzige, der Wahre!«
    »Dann bist du eine aus der Sekte der Christen?«
    »Sekte?« Über die hübschen Züge der Sklavin huschte ein feines Lächeln. Alle Angst war aus ihrem Gesicht verschwunden.
    »Nenn es Sekte«, entgegnete sie gelassen. »Jedenfalls verbietet mir mein Glaube, an einer Tötung teilzunehmen. Es war schon schlimm genug, dass ich dir den vergifteten Wein bringen musste.«
    »Vergiftet? Womit war er vermischt?«
    »Mit dem Saft des roten Mohns aus dem fernen Orient! Petrusius hatte ihn immer im Hause. Er betäubt die Sinne und macht müde. Außerdem ...«, sie stockte, um dann mit trotziger Miene fortzufahren, »außerdem verwirrt er den Geist. Er lässt die Menschen Dinge tun, die sie sonst nicht getan hätten!«
    Das war unzweifelhaft ein Vorwurf, und Valerius verstand ihn sofort richtig.
    »Du meinst, was zwischen Silana und mir ...?«
    »Keine Zeit jetzt! Du musst gehen! Geh dort hinaus über die Felder. Halte dich vor dem Wald links, dann kommst du auf die Straße, die zur Stadt führt.«
    »Du wirst mich begleiten!«
    »Nein, o nein, wie kann ich das? Wenn Ursus uns erwischt, dann ...«
    »Was dann?«, brüllte eine wütende Stimme durch den Stall. Im Tor wurde die riesige Gestalt von Ursus sichtbar.
    »Dachte ich’s mir doch, dass du kleines Luder ihm helfen würdest. Jetzt werden eben zwei mit den Eisschollen schwimmen!«
    Mit wuchtigen Schritten kam er auf die beiden zu, seine Hand fuhr zu dem Schwert, das an seiner Hüfte baumelte. Valerius stieß Thissa zur Seite. Mit einem Aufschrei fiel die junge Sklavin auf einen Ballen Heu. Gleichzeitig schaute sich der Tribun nach einem Werkzeug um, mit dem er den Angriff abwehren konnte. Sein Blick fiel auf eine Mistgabel, die im Heu steckte. Aber bevor er danach greifen konnte, hatte sich Ursus mit einem tierischen Schrei auf ihn gestürzt. Mit Mühe nur konnte der Tribun ausweichen. Er ließ sich fallen und rollte zwei Schritt zur Seite.
    »Du Hund, du wirst mir nich entkommen, verstanden?«
    Ursus hatte sich gedreht und stampfte mit wütenden Schritten auf seinen am Boden liegenden Gegner zu. Blitzschnell ergriff Valerius ein Bündel trockenen Strohs und schleuderte es Ursus ins Gesicht. Der hustete und spuckte. Wütend wischte er sich das Stroh aus dem Gesicht, gleichzeitig schlug er mit dem Schwert nach Valerius und traf ihn am Arm. Eine Welle des Schmerzes durchflutete den getroffenen Arm und beraubte Valerius fast seiner Sinne. Er torkelte zurück und fiel. Schon im Fallen sah er auf dem Boden ein Seil, mit dem man gewöhnlich Stroh zu Ballen zusammenbindet. Nun musste es eben einem anderen Zweck dienen.
    Im Liegen noch schlug er das Seil wie eine Peitsche nach oben und traf Ursus mitten ins Gesicht. Der Riese heulte auf, wie ein Bär eben aufheult, der an empfindlicher Stelle getroffen wird. Blut spritzte aus seinem Gesicht, und mit markerschütterndem Wutgeheul ging Ursus auf Valerius los. Mit tückischem Blick aus blutunterlaufenen Augen versetzte er dem Liegenden einen äußerst schmerzhaften Tritt in die Hüfte.
    »Nimm das fürs Erste, du Hund von Tribun!«
    Dann erhob er sein Schwert mit

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