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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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stand, nahm ihm den restlichen Atem. Schließlich begann er stockend: »Wir ... wir ... haben den Kampflärm gehört und ...«
    »Schon gut«, sagte Valerius. »Es ist alles in Ordnung. Wie ist dein Name?«
    »Quintus Fiducius, Herr.« Langsam wurden seine Atemzüge regelmäßiger.
    »Wo hast du gedient?«, fragte der Statthalter mit freundlichem Lächeln.
    » Legio I Italica. Standort Lugdunum , Herr!«
    »Dienstgrad bei Entlassung?«
    » Optio ballistariorum , Statthalter!«
    »So. Unteroffizier bei unserer trefflichen Artillerie warst du?«
    »Ja, Herr!«
    »Verheiratet? Kinder?«
    »Verheiratet? Äh ... ja, Statthalter. Sechs Kinder«, ergänzte er mit einem leichten Grinsen.
    »Steh bequem, Quintus Fiducius, ehemaliger Optio ballistariorum ! Wir sind hier nicht auf dem Kasernenhof und auch nicht im Feldlager. Du hast Dienst am Südtor?«
    » Ad gallicinium – bis zur Hahnenschreizeit!«
    Der Veteran verwendete einen altmodischen, längst aus der Mode gekommenen Zeitbegriff. Vermutlich war er mit diesem Begriff in die Legion eingetreten und hatte sich an die neueren Begriffe nicht mehr gewöhnen können.
    »Meine eigentliche Wache ist an der Porta praetoria , aber weil es am Südtor einige Kranke ...«
    »Schon gut!«, unterbrach ihn Valerius. »Wie lange dienst du schon?«
    »Vierundzwanzig Jahre Legion, Herr, drei Jahre als Veteran!«
    »Tüchtig, tüchtig!«, schmunzelte der Statthalter. »Solche Leute braucht der Kaiser, auch wenn du wie in diesem Fall etwas spät gekommen bist.«
    »Sicher, Herr, aber als ich ...«
    »Schon gut, Soldat. So, nun nehmt die zwei hier in Bewachung und sorgt dafür, dass der Dritte abtransportiert wird.«
    Der Soldat warf einen kurzen Blick auf das bärtige Gesicht des Anführers, der langsam wach zu werden begann.
    »Kennst du den Mann?«, fragte Valerius und säuberte sein Schwert am Mantel des vor ihm liegenden Mannes, der das mit wütenden Blicken verfolgte.
    »Sicher, Herr. Das ist Castix. Merkwürdig! Der Bursche treibt sich eigentlich mehr im Norden der Stadt herum, aber vielleicht hat er ja sein Arbeitsgebiet erweitert.«
    »Arbeitsgebiet? Was arbeitet denn solch ein Bursche?«, wollte der Statthalter wissen.
    »Er ist wohl der Ansicht, dass er hier Wegezoll kassieren darf. Er nennt das eine Bruderschaft, aber er ist nichts als ein gewöhnlicher Wegelagerer. Wir haben schon viele Klagen über ihn gehabt.«
    Castix rieb sich das Kinn und gab einen knurrenden Laut von sich, was den Veteran dazu bewog, seinen Fuß auf die Brust des Räubers zu setzen.
    Auch der Riesenhund schien zum tödlichen Sprung anzusetzen, und dem Hundeführer stand angesichts dieser Situation sichtbar der Schweiß auf der Stirn.
    Den Namen Castix kannte Valerius aus zahlreichen Akten, die auf seinem Schreibtisch lagen.
    Valerius hatte sie bisher nur überfliegen können, aber dieser Name war ihm doch in Erinnerung geblieben. Er und seine Bande mussten für eine Vielzahl ähnlicher Überfälle verantwortlich gewesen sein.
    »Gut, Quintus Fiducius«, sagte Valerius nun, »du wirst über den Vorfall hier ein Protokoll aufnehmen. Meinen Bericht dazu und den des Statthalters wirst du morgen früh auf dem Tisch haben. Dann leitest du den ganzen Vorgang an meine Wache weiter!«
    »Jawohl, Tribun!« Quintus Fiducius hob den rechten Arm zum Gruß und salutierte.
    »Und nun zu dir, tapferer Castix, der du mit Vorliebe nächtliche Spaziergänger überfällst und sie um ihre Geldbeutel erleichterst!«
    Valerius hob die rechte Augenbraue und seine Miene spiegelte höchste Abneigung wider.
    »Für die nächsten Jahre werden wir dich und deine feinen Kameraden aus dem Verkehr ziehen. Das wird die Gegend hier etwas sicherer machen.«
    »Da sie kräftige Burschen sind, werden wir für sie sicher einen gemütlichen Platz auf einer Mittelmeergaleere finden. Ohne Zweifel werden sich tapfere Männer wie sie prächtig am Ruder machen, was meinst du, Tribun?«, ergänzte der Statthalter mit einem breiten Lächeln.
    »Aber ...!« Mit finsterer Miene startete Castix einen Einwand, aber der Statthalter schnitt ihm sofort das Wort ab: »Halt’s Maul, du Hund! Roma locuta, causa finita – Rom hat gesprochen, die Sache ist erledigt. Abführen!«

XXIII.
Sechs Tropfen Tod
    Das Landgut des Subrius Caesonius kurz hinter Durnomagus gehörte zu den größten in der Umgebung und brachte seinem Herrn in schöner Regelmäßigkeit prachtvolle Gewinne ein. Anders als bei den meisten Kleinbauern und Pächtern herrschte hier auch im

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