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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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los.
    Er überquerte die Straße mit den Grabdenkmälern, über die er vor wenigen Tagen die Stadt zum ersten Mal betreten hatte. Bei den Göttern! Ich bin erst seit fünf Tagen hier, und doch kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Und herausgefunden habe ich auch noch nichts ... In Rom war er es gewohnt, Probleme schneller zu lösen. Aber hier traf er immer wieder auf eine undurchdringliche Mauer des Schweigens.
    Valerius lenkte sein Pferd zu dem Wäldchen, das den breiten Fluss an beiden Ufern wie mit einem Wall umgab. Hier war er ganz allein. Der Tribun band sein Pferd an einen Baum, legte seine Kleidung ab und nahm in den kühlen Fluten des Rhenus ein erfrischendes Bad. Dann ließ er sich von der Sonne trocknen, legte sich entspannt zurück und schloss die Augen. Cynthia, seine schöne Verlobte, kam ihm in den Sinn. Aber ihr Bild wurde zunehmend durch Dirana verdrängt, als die Erinnerung an ihrensinnlichen Tanz wieder in ihm aufstieg. Es wäre ... Doch bevor er seine Fantasien weiter ausspinnen konnte, war Valerius bereits eingeschlafen.
    ***
    Soldaten haben einen leichten Schlaf! Sie sind es zwar gewöhnt, immer und überall schlafen zu können, aber das leiseste Geräusch lässt sie auch hochfahren. Mit einem Ruck war Valerius wach und griff nach seinem Schwert.
    Die Sonne hatte jetzt ihren Höchststand erreicht, wurde aber von dunklen Wolken weitgehend verhüllt. Es war kühler geworden, und ein kräftiger Wind strich durch die alten Bäume. Valerius spähte durch das dichte Grün, aber er konnte nichts erkennen. Ein leichtes metallisches Klirren war zu hören, ohne Zweifel vom Flussufer her. In aller Eile und geräuschlos schlüpfte er in seine Uniform. Valerius robbte zum Flussufer, ohne auf die zahllosen Wurzeln und Äste zu achten, die ihn in Arme und Beine stachen. Vorsichtig bog er den weiten Ast einer Buche zurück, der seinen Blick auf das Ufer verwehrte.
    Sugambrer!
    Sechs der hünenhaften Germanen hatten in einem Boot den Fluss überquert und tarnten das Langboot mit Ästen und Zweigen. Valerius hatte schon gehört, dass die Sugambrer öfter zu Raub- und Mordzügen ans andere Ufer kamen, aber meistens doch bei Nacht. Dass sie es jetzt schon am hellen Tage wagten, warf ein schlechtes Licht auf die städtischen Wachen. Mit tiefen, kehligen Lauten unterhielten sich die Männer leise in einer Sprache, die dem Tribun völlig fremd war. Schließlich kamen die Sugambrer geduckt auf den Wald zu. Valerius war kaum mehr als zwanzig Schritte von ihnen entfernt.
    Er hielt es für geraten, den Rückzug anzutreten, denn gegen diese Übermacht hatte er kaum eine Chance. Sorgsam jedes Geräusch vermeidend, robbte er zurück zu seinem Pferd und hielt ihm das Maul zu. Jetzt nur kein Geräusch! Er wollte gerade dasunruhig tänzelnde Tier besteigen, als er ein Knurren hinter sich hörte: Einer der Germanen hatte ihn entdeckt und sich lautlos angeschlichen. Mit einem leisen Schrei warf sich der riesige Germane auf den Römer, doch es gelang Valerius, blitzschnell auszuweichen. Im nächsten Augenblick hatte er ihm sein Schwert in den Rücken gestoßen, und der Germane stieß einen tiefen Schrei aus. Im Unterholz brachen Zweige, und Valerius sah, dass inzwischen auch die anderen Germanen herangekommen waren. Schweigend und lauernd bildeten sie einen Kreis um den römischen Offizier, Schwerter oder Äxte in ihren Händen. Lange blonde Haare fielen auf ihre breiten Schultern, die meisten Gesichter waren mit dichten ungepflegten Bärten bedeckt. Sie schienen unschlüssig zu sein, was sie mit ihrer plötzlichen Beute anfangen sollten. Dann entdeckte einer von ihnen die Leiche ihres Kameraden, die seitwärts im Gebüsch lag. Mit einem zornigen Aufschrei stürzte er sich unbeherrscht auf Valerius – und rannte genau in sein Schwert. Noch bevor er es aus dem Leib des Germanen gezogen hatte, drangen die anderen wütend auf ihn ein. Ein Hieb traf ihn am linken Arm, und sofort breitete sich ein stechender Schmerz aus. Ein weiterer Schlag traf sein Schwert, das ihm aus der Hand und ins Gebüsch fiel. Er kam nicht mehr dazu, seinen Dolch zu ziehen, weil zwei Germanen sich auf ihn geworfen hatten. Es gelang Valerius noch, einem seiner Gegner einen krachenden Fausthieb an das Kinn zu verpassen, doch dann erwischte ihn ein heftiger Schlag gegen die Schläfe. Ein wilder Blitz durchzuckte ihn, und alles wurde schwarz.
    ***
    Das Erste, was er wieder wahrnahm, war ein leises Plätschern. Vorsichtig versuchte er, den Kopf zu heben, aber

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