Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
Vom Netzwerk:
Valerius in eine der kleineren Hütten. Man nahm ihm die Fesseln ab. Unter Aufsicht der beiden Wachen wurde er von einer älteren, grauhaarigen Frau völlig ausgekleidet und mit eiskaltem Wasser gewaschen. Widerstandslos ließ Valerius alles über sich ergehen, es hätte keinen Zweck gehabt, sich zu wehren. Die langen Speere seiner bärtigen Wächter sprachen eine deutliche Sprache.
    Die Frau wusch seine Armwunde behutsam aus und legte einen mit Kräutersud getränkten Lappen darauf. Dann verband sie den Arm sorgsam. Immer noch stand Valerius in völliger Nacktheit vor ihr, was die Frau aber nicht zu interessieren schien. Sie reichte ihm jetzt einen wollenen Umhang und etwas, von dem Valerius in Rom bisher nur in Scherzgeschichten gehört hatte – eine Hose! Beides zog er, so schnell es seine Verwundung zuließ, über. Mit ein paar leise gesprochenen Worten schickte die Frau einen der Wächter nach draußen. Wenig später betrat der Dorfälteste zusammen mit dem Schwarzhaarigen die Hütte. Schweigend deutete er auf eine Strohmatte. Valerius setzte sich.
    » Kan ik valde spon!« Der Anführer blickte den Schwarzhaarigen an.
    » Nagur!«, nickte der. Dann sprach er Valerius an, und zwar in bestem Latein mit deutlichem etrurischem Akzent: »Willkommen bei den Sugambrern, Tribun. Wundere dich nicht, ich bin Römer so wie du. Oder besser, ich war es. Nun diene ich den Germanen seit Jahren als Sklave. Es scheint, dass es auch dich ...«
    » Seig, man, turu din maten!«
    »Ich soll nicht so viel quatschen, meint Sigher. Das ist der Dorfälteste, der so genannte Hunno . Er sagt, ich soll dich nach deinem Namen fragen.«
    »Sag ihm, ich heiße Marcus Petronius, Offizier aus Mogontiacum .«
    »Davon stimmt kein Wort, Tribun. Du bist Prätorianer aus Rom. Aber meinetwegen werde ich es so weitergeben.«
    Die Antwort stellte den Germanenführer vorerst zufrieden. In rauem Ton stellte er die nächste Frage.
    »Ich soll dich fragen, was du in Ara Ubiorum gemacht hast.«
    »Sag dem Barbaren, ich habe meinen Onkel besucht, der dort Weinhändler ist.«
    »Weinhändler! Bei den Göttern, was hast du für eine Fantasie. Gut, dass der Alte kein Wort Latein versteht.« Der Schwarzhaarige gab die Antwort des Römers weiter.
    » Wan sak theuros man ti galen?«
    »Er fragt, ob du allein in der Stadt warst.«
    »Sag ihm, er soll sich in den Hades scheren!«
    »Soll ich das wirklich?«
    »Nein, natürlich nicht! Erzähl ihm irgendetwas von meinem Onkel. Dass er sich sicher jetzt Sorgen macht und die Stadtwache alarmiert hat.«
    Wieder gab der Schwarzhaarige die Worte weiter. Er sprach die fremdländische Sprache recht flüssig, wenn auch nicht so kehlig, wie Valerius es von den Germanen gehört hatte.
    »Du kriegst jetzt was zu essen. Der Alte ist zufrieden. Du bleibst ohne Fesseln, darfst aber die Hütte nicht verlassen. Und wenn du meinen Rat hören willst, denk nicht einmal daran! Sie würden dich draußen zerreißen!« Wortlos verließen beide Männer die niedrige Hütte.
    Kurz darauf brachte ihm die ältere Frau eine dampfende Schüssel und eine Kanne Wasser. Schweigend, aber mit einem freundlichen Lächeln stellte sie beides vor den Gefangenen. Hungrig begann Valerius sich über den mit Kräutern gewürzten Getreidebrei herzumachen.
    Wenig später betrat der Schwarzhaarige wieder die Hütte. »Sie haben zugelassen, dass wir uns unterhalten. Ich heiße übrigens Manlius.« Er setzte sich neben Valerius und beobachtete lächelnd, wie der mit seinen Fingern die letzten Reste des Breis aus der Schüssel kratzte.
    »Wie bist du hierhin gekommen?«
    »Ich bin – oder besser gesagt: Ich war Pferdehändler. Manchmal sind wir über den Rhenus gefahren, um junge Wildpferde einzufangen. Bei einer dieser Expeditionen haben sie mich gefangen. Muss so vor etwa vier Jahren gewesen sein.«
    »Und seitdem bist du ihr Sklave?«
    »Ja! So wie wir Sklaven von ihnen haben. Sie haben einfach den Spieß umgedreht.«
    »Und hast du nie versucht zu fliehen?«
    »Fliehen? Wohin? Wenn du zum Flussufer willst, begegnest du ständig ihren Reiterpatrouillen. Und selbst wenn du es bis zum Ufer schaffst, wie willst du rüberkommen? Da ist kein Schiff, das auf dich wartet, und schwimmen kann ich nicht. Bin ja auch kein Fisch, nicht wahr?« Er lachte meckernd.
    »Was haben sie wohl mit mir vor? Wollen sie aus mir auch einen Sklaven machen?«
    »Bedaure Tribun, das werden sie nicht tun!«
    »Wieso bedauerst du das?«
    »Weil dir Schlimmeres bevorsteht. Du bist hoher

Weitere Kostenlose Bücher