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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Es ist wie verhext! Aber die Götter sind mit uns, es ist gut so. Mag er seine Untersuchungen durchführen, wie er will. Er wird doch nichts herausfinden. Sollte er aber doch erfolgreich sein, ist immer noch Zeit zu handeln. Im Übrigen scheint er zurzeit unter höherem Schutz zu stehen. Hier, ich habe Nachricht für dich aus Rom. Hab’ ich heute erhalten!« Er nahm eine kleine, reichlich verschmutzte Schriftrolle aus seiner Tasche und überreichte sie dem Aedil mit einem verschmitzten Lächeln. Der öffnete sie und las halblaut vor:
    Gruß dem Publius Statilius Taurus,
    Aedil von Colonia Claudia Ara Agrippinensium

    Die Spiele sind inzwischen vorbei und wurden wieder von
    Tausenden besucht. Es gab aufregende Tierhatzen, mindestens
    hundert Löwen und Panther aus dem fernen Afrika, Bären und
    Auerochsen aus Germanien, Wildschweine aus Gallien und vieles
    mehr. Danach Gruppen- und Einzelkämpfe und dazu Süßigkeiten
    und frische Getränke, so viel das Herz begehrte. Wir hoffen, dass
    ihr in der Provinz auch bald über ein Amphitheater verfügt und
    ähnlich berauschende Spiele erlebt wie wir hier.

    Vale!
    Publius Conisius

    Der Aedil kratzte sich ratlos am Kopf und starrte auf die Schriftrolle. »Was soll das? Und wer bei den Göttern ist Publius Conisius, dass er mir einen langweiligen Brief über die letzten Spiele schreibt?«
    Niger lächelte überheblich. »Du musst zwischen den Zeilen lesen!«
    »Zwischen den Zeilen?« Der Beamte verstand immer weniger.
    »Hast du etwas Kohlenstaub?«
    »Äh ... was? Kohlenstaub?«
    »Ja, bei Minerva, Kohlenstaub!«
    Publius Statilius ging, um den geforderten Kohlenstaub zu besorgen. Nach einigen Minuten kam er mit einer kleinen Schüssel zurück und reichte sie Niger. »Hier hast du deinen Kohlenstaub!«
    »Nimm ihn und pudere damit die Schriftrolle!«
    Sichtlich irritiert tat der Aedil , was Niger empfohlen hatte, und plötzlich wurde zwischen den Zeilen eine weitere Schrift erkennbar:

    Das Unternehmen ist angelaufen und wird nicht mehr viel Zeit
    in Anspruch nehmen! Siehe du zu, dass du die Angelegenheiten in
    unserer kleinen Stadt, die uns zurzeit etwas Sorgen machen,
    geregelt bekommst. Niemand aus dem Kreise derer, die Gefahr
    bedeuten, darf übrig bleiben. Ansonsten gibt es eine wichtige
    Änderung: Dem V. darf nichts geschehen. An diese Anweisung
    hast du dich unbedingt zu halten. Auch ist allen, die an unserem
    Vorhaben beteiligt sind, davon Kenntnis zu geben. Ich wiederhole:
    Wenn dem V. etwas geschieht, wird die Arena dein Blut
    trinken. Der Brief ist nach Kenntnisnahme zu vernichten!

    Vale!
    N

    »Das ist ja ein toller Trick!«, entfuhr es Publius Statilius. »Aber sag, woher dieser Sinneswandel? Weshalb die plötzliche Schonung?«
    »Das mögen die Götter wissen. Jedenfalls darf ihm kein Haar gekrümmt werden. Allerdings bleibt er unter ständiger Beobachtung. Bei der Witwe des Spatiaticus war er schon, ebenfalls bei der des Poblicius. Den Haparonius hat er befragt und den Honorius Antonius, du weißt schon, alle ...«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn der Aedil ungeduldig, »was weiß er bis jetzt?«
    »Nichts«, lachte der Schwarze, »gar nichts. Er stochert wie ein Blinder im Nebel herum. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis er etwas findet. Wir müssen unbedingt weitermachen, wenn wir nicht ...«
    »Ich sage es ja«, unterbrach ihn Publius Statilius wieder, »du bist verrückt! Wenn es jetzt wieder einen Mordfall gibt, ist die ganze Stadt in Aufruhr. Wir müssen warten.«
    »Warten? Worauf ? Bis er alles aufdeckt? Nein, ich sage, wir müssen handeln!«
    »Und ich sage« – die Stimme des Beamten hob sich merklich – »wir warten! Erst sollen sich alle wieder ein wenig beruhigen, und dann schlagen wir zu. Aber es muss unverdächtig aussehen, so wie ... so wie ein Unfall zum Beispiel, oder ... oder eine Krankheit, verstehst du?«
    Niger nickte, und ein gemeines Lächeln breitete sich über sein ebenmäßiges Gesicht aus. »Ich verstehe. Das lässt sich machen. Vindurix hat schon einen Plan. Er wird ...«
    »Gar nichts wird Vindurix unternehmen«, brüllte Publius Statilius, »der unfähige alte Bastard! Du, hörst du, du persönlich wirst diese Sache in die Hand nehmen und dich nicht wie bisher vornehmzurückhalten, damit nur ja keiner auf die Idee kommt, du könntest an unserem Unternehmen beteiligt sein, falls etwas schief geht! Wenn der Henker meinen Kopf nimmt, wird auch deiner fallen. Und nun geh!«
    ***
    Valerius hatte die Stadt durch die Porta

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