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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Herae verlassen und befand sich auf der breiten Ausfallstraße, die schnurgerade westwärts führte. Es ärgerte ihn über die Maßen, dass er noch keinen Schritt weitergekommen war. Er hatte die Hinterbliebenen von vier Opfern aufgesucht – ohne Ergebnis. Den Legionär Gratus Vitellius konnte er streichen, er besaß offensichtlich keine Angehörigen mehr, und ein Gespräch mit seinen Kameraden blieb fruchtlos. Von dem Freigelassenen Arbogast wusste er gar nichts. Niemand konnte ihm sagen, wo er gelebt oder gearbeitet hatte. Um über das letzte Opfer, Sextus Arusius, etwas zu erfahren, hätte er den Aedil befragen müssen, denn er war sein Schreiber gewesen. Aber darauf verzichtete er wohlweislich. So blieben nur noch drei Namen auf seiner Liste übrig: Garunnos, der Jupiterpriester, Aulus Iovianus, der Decurio der Veteranentruppe, und Thalia, die junge ubische Sklavin. Von ihr wusste er, dass sie in einer der Töpferwerkstätten am Rand dieser Ausfallstraße gearbeitet hatte. Ihr Herr war ein gewisser Clavius Batistus gewesen.
    Valerius musste sein Pferd nicht lange bemühen. Obwohl es erst die vierte Stunde war, sandte die Sonne schon warme Strahlen auf das bunte Volk, das sich am Rande der Stadt tummelte. Kinder warfen sich Bälle zu, andere fochten mit Holzschwertern ihre ersten Kämpfe aus. Die Frauen hingen Wäsche auf oder putzten Gemüse, und die Männer stellten ihre Waren aus oder hatten die Töpferofen angeheizt.
    Valerius zügelte sein Pferd. Direkt hinter dem Tor auf der linken Seite hatte sich eine Töpferwerkstatt befunden, aber es war nicht die richtige. Dreihundert Doppelschritt dahinter lagen drei Töpfereien dicht beieinander. Die erste gehörte einem gewissen Vindex, die zweite Martianus und die dritte Clavius Batistus. Er war amZiel. Der Offizier stieg vom Pferd ab und betrat das kleine niedrige Holzhaus.
    Die glühende Hitze des angefachten Töpferofens schlug ihm entgegen und nahm ihm zuerst die Luft. Ein Mann in einer einfachen Tunika mit einer ledernen Schürze trat auf ihn zu.
    » Salve, Domine ! Was kann ich für dich tun?« Der Mann witterte offenbar ein gutes Geschäft. »Suchst du ausgewählte Gefäßkeramik aus eigener Produktion? Oder lieber Terra sigillata aus gallischen Öfen? Gefäße mit Überzug oder vielleicht Glaswaren, wie die Syrer sie machen? Wir haben hier alles, und Clavius Batistus wird dir einen angemessenen Preis machen!«
    Geduldig ließ der Tribun den Redeschwall des Händlers über sich ergehen. Dann fragte er: »Clavius Batistus, das bist du?«
    »Ja, Herr, in persona .«
    »Ich möchte nichts kaufen, jedenfalls im Augenblick nicht. Ich möchte dir einige Fragen über deine ehemalige Sklavin Thalia stellen.«
    Die Stirn des Töpfers verzog sich. »Thalia? Aber die ist schon mehr als ein halbes Jahr tot.«
    »Ich weiß. Genau darum geht es. Ich bin mit Nachforschungen beauftragt, zu ihrem Tod und dem anderer. Was kannst du mir über das Mädchen sagen? Wie ist sie gestorben?«
    Angesichts der geschwundenen Geschäftsaussichten gab der Mann sein freundliches Werben auf. In abweisendem Tone sagte er schroff: »Dazu kann ich dir gar nichts sagen. Als es passierte, war ich gar nicht hier. Ich habe in Lugdunum Waren eingekauft. Aber mein Geselle mag dir Auskunft geben. Mich entschuldige, ich muss an den Ofen. Moritex, komm her!«
    Moritex war ein junger Gallier mit einem frischen, offenen Gesicht. Valerius und er verließen die erhitzte Werkstatt und setzten sich auf eine Bank vor das Haus.
    »Was kannst du mir über ein Mädchen namens Thalia erzählen?«, begann der Tribun. Moritex legte seine Stirn in Falten und stützte seinen Kopf mit der Hand ab, als habe er ein äußerst schweres Problem zu lösen.
    »Thalia? Ja, hat hier gearbeitet. Hat die Tongefäße bemalt, konnte gut malen. Vor etwa vier Monaten plötzlich verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    »Ja! Einfach so!«
    »Nun erzähl schon! Was weiter?« Valerius wurde ungeduldig.
    »Was weiter?« Er hob die Arme zum Himmel. »Weiß nicht!«
    »Bei den Göttern! Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Wie ist sie gestorben und wo?«
    »Wo? Man hat gefunden. Außerhalb Stadt. Nähe Nordtor.«
    »Nordtor? Was hat sie da gewollt?«
    »Weiß nicht! Vielleicht Freund besuchen?«
    »Freund? Welchen Freund? Mann, antworte!«
    »Freund war römischer Soldat. Hatte vielleicht Wache.«
    »Ein römischer Soldat. Kennst du seinen Namen?«
    »Gatus Vixellus oder ähnlich. Weiß nicht! Hab’ nie gesehen. Manchmal davon

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