Ahnentanz
inne.
„Das ist er, oder?“, wollte sie wissen.
Er legte den Beleg auf den Tisch. Darauf stand: „Sammler-Voodoo-Puppen, drei Stück.“ Der Einzelpreis und die Summe waren per Hand eingetragen.
„Siehst du?“, fragte sie leise.
„Mason ist natürlich nicht dumm“, sinnierte er.
„Oh, willst du wohl aufhören!“
Er sah zu ihr auf. Sie wusste nicht, was er dachte, weil sich wieder dieser eisige Hauch über seine Augen gelegt hatte.
„Ja, natürlich. Tut mir leid.“
Es tat ihm keineswegs leid. Er wusste nur nicht, was er sagen konnte, um ihre Meinung zu ändern.
Er erhob sich. „Danke. Kann ich irgendwas tun, um dir beim Abschließen zu helfen?“
„Nein“, lehnte sie steif ab. „Danke.“ Sie verschloss die Belege wieder im Schreibtisch und kontrollierte dann, ob die Hintertür abgeschlossen war.
Was sie tun sollte, wenn sie das Richtige tun wollte, wäre, ihm zu sagen, dass sie es sich überlegt hätte mit der Plantage, dass sie einfach nach Hause gehen und dort übernachten würde. Schließlich schuldete sie ihren Freunden eine gewisse Loyalität.
Aber sie wollte nicht nach Hause gehen. Und schuldete sie nicht auch sich selbst etwas? Zugegebenermaßen kannte sie Aidan Flynn nicht gut, doch sie wollte ihn besser kennenlernen. Auch wenn sie ständig aneinandergerieten.
Natürlich hatten sie keine Beziehung miteinander. Aber sie könnten eine haben. Und gehörte das nicht zu einer Beziehung dazu? Dass man miteinander auskam, selbst wenn man unterschiedlicher Meinung oder sogar wütend war?
Stopp, stopp, warnte sie sich, du bist noch nicht einmal ansatzweise an diesem Punkt.
Doch ihr würde jetzt keine Warnung mehr helfen. Nicht einmal Miss Adys Behauptung, dass sich etwas Böses auf der Plantage befand. Etwas Böses, das ihretwegen kam.
Und jetzt diese Voodoo-Puppe … Man hatte sie vor ihre Tür gelegt. Während sie schlief. Das war noch viel gruseliger, wenn sie darüber nachdachte. Sicher, auch auf der Plantage waren Voodoo-Puppen gefunden worden. Aber nicht, während sich einer der Brüder dort aufhielt. Was ihr bewies, dass der Täter ein Feigling war, der sich nur an Frauen und leere Häuser herantraute.
Aidan wartete vorne im Laden auf sie, wo er gedankenverloren auf ein lebensgroßes Skelett im Smoking starrte, das neben der Tür hing.
Er wandte sich ihr zu. „Fertig?“
„Ja, danke. Ich muss noch bei mir vorbei“, erinnerte sie ihn. „Ich muss ein paar Sachen mitnehmen und Jezebel füttern.“
„Sicher.“
An ihrer Wohnung angekommen, ging er mit ihr rein, und während sie einige Dinge in ihrem Zimmer zusammenpackte, bot er an, die Katze zu füttern. Jezebel, das kleine Luder, hatte ihn von Anfang an gemocht. Selbst im Schlafzimmer hörte Kendall die Perserkatze schnurren.
Als sie in die Küche kam, sah sie, dass er die Hintertür geöffnet hatte und hinausgetreten war.
Er sah sie, winkte ihr zu und ging hinüber zum Tor. Es war groß und schwer und breit genug, dass eine Kutsche hindurchpasste. Er erklomm es ohne sichtliche Anstrengung und stieg auf der anderen Seite hinab, dann kletterte er zurück in den Garten.
„Kendall“, rief er.
Neugierig ging sie hinaus.
„Es war keine große Mühe, hier rüberzuklettern“, sagte er.
„Die Türangeln geben hervorragende Fußstützen ab.“
Sie begriff, was er meinte. Sie bezweifelte, dass ein Achtzigjähriger das Kunststück fertigbrachte, doch es brauchte auch keinen Turner dafür.
„Auf diese Weise muss er oder sie hineingekommen sein“, sagte Aidan.
„Ich schätze, ja.“ Sie schwieg einen Moment. „Sollte ich die Polizei bitten, zurückzukommen? Damit sie irgendwelche Abdrücke nehmen oder andere Spuren finden?“
„Die Cops hier in der Gegend lassen sich von Knochen nicht aus der Ruhe bringen“, sagte er. „Ich glaube nicht – egal wie sehr sie dich mögen –, dass sie alle Hebel in Bewegung setzen, um einen Witzbold zu finden.“ Er sah sie an und zuckte die Achseln. „Außerdem glaube ich nicht, dass dort andere Fingerabdrücke zu finden sind als meine.“
„Warum nicht?“
„Weil wer auch immer diese Voodoo-Puppen gekauft hat Handschuhe trug.“
„Aber meine Puppe war ein Billigding. Eure Voodoo-Puppen waren die teuren.“
„Glaubst du wirklich, dass hier zwei Leute herumlaufen, die aufgeschlitzte Voodoo-Puppen hinterlassen?“
„Nein“, gab sie zu. Sie kreuzte die Arme vor der Brust und spürte, wie sie ein Schauder durchlief. Es wurde gerade dämmrig. Plötzlich war sie froh, dass
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