Ahnentanz
wechseln.“
„Du hast eindeutig mehr als zwei Worte zu mir gesagt. Du sagtest: Mason, räum den Tisch ab. Mason, sie brauchen Kaffee. Mason, übernimm du die Sitzung, und ich mache die Eintragungen. Du sagtest: Mason, rasch, setz einen weiteren Pekannuss-Zimt-Kaffee auf. Du sagtest …“
„Schon gut, schon gut“, unterbrach ihn Kendall lachend. „Ich sehe, worauf du hinauswillst. Und guck mich nicht an wie ein Welpe, den ich im Regen sitzen gelassen habe. Du bist ebenfalls eingeladen.“
„Bin ich das?“, entgegnete er und strahlte plötzlich. „Cool. Aber es ist eine Benefizveranstaltung. Ich würde mich … schmierig fühlen, wenn ich nichts bezahle. Warte, ich hab’s. Die Flynn-Brüder haben Freikarten bekommen. Also sind sie schmierig.“
„Nein, sie haben die ersten zwanzig Tickets oder so gekauft“, korrigierte ihn Kendall.
Mason sah zu Vinnie. „Sie mag ihn, weißt du.“
„Ja. Stell dir vor.“
„Du hast ihn groß, dunkelhaarig und gut aussehend genannt“, sagte Mason. „Obwohl er sich dir gegenüber so idiotisch benommen hat.“
„Er hat mir misstraut“, sagte Vinnie. „Aber das ist vorbei. Glaube ich jedenfalls. Oder, Kendall?“
„Keine Ahnung. Ich schätze, wenn du ehrlich zu ihm bist, ist er ehrlich zu dir.“
„Du magst ihn wirklich“, neckte Mason sie.
Kendall ignorierte den Köder. „Und ihr solltet ihn besser auch mögen, denn ihm habt ihr zu verdanken, dass ihr zu der Benefizveranstaltung geht.“
„Wollen wir uns dann am Samstag nach der Arbeit alle bei dir treffen und zusammen gehen?“, fragte Vinnie.
Sie zögerte, weil sie ihnen nicht sagen wollte, dass sie die Nacht – oder vielleicht mehr als eine Nacht – auf der Flynn-Plantage verbringen würde. Nicht dass es eine Rolle spielte. Sie musste morgens den Laden öffnen und würde später nach Hause gehen, um sich für die Party umzuziehen. „Sicher, treffen wir uns bei mir. Es fängt um acht an, und ich bin sicher, dass Aidan pünktlich dort sein möchte.“
Kendall wollte gerade die Tür abschließen, als Ady mit Rebecca hereinkam. Keine von beiden hatte einen Termin für eine Sitzung, weshalb Kendall zuerst glaubte, dass sie nur kurz Hallo sagen wollten. Doch Rebecca sagte: „Mama möchte einen Moment mit dir sprechen. Keine Sitzung oder so etwas, nur ein paar Minuten mit dir allein.“
Ady blickte Kendall so besorgt an, dass sie zustimmte und die alte Dame nach hinten in ihr privates Büro führte. Ihre Tarotkarten lagen auf dem Tisch, doch sie vermied es, sie anzusehen.
„Miss Ady, Sie möchten keine Sitzung“, begann sie, nachdem sie sich beide gesetzt hatten. „Sie waren ja auch erst vor ein paar Tagen da.“Ady verzog den Mund. „Ich hatte einen Traum“, sagte sie. Kendall lächelte. „Wir alle haben Träume. Ich selbst hatte gerade einen furchtbaren Albtraum. Doch das ist alles, was sie sind – Träume, Miss Ady. Manchmal haben sie etwas mit dem zu tun, was am Tag geschah, manchmal mit dem, wovor wir Angst haben. Machen Sie sich Sorgen wegen dem, was Dr. Ling Ihnen erzählt hat?“
Ady fuchtelte ungeduldig mit der Hand durch die Luft. „Um mich mache ich mir gar keine Sorgen, Kendall Montgomery. Sie haben sich um mich gekümmert, und ich bin sehr dankbar dafür. Sie sind es, um die ich mir Sorgen mache.“
„Ich?“, fragte Kendall überrascht.
Ady beugte sich mit entschlossener Miene vor.
„Wissen Sie, warum Amelia die Plantage nicht Ihnen hinterlassen hat?“
Kendall hob die Hände. „Zum einen, weil ich es mir nicht leisten konnte, sie zu renovieren und instand zu halten. Außerdem bin ich keine Flynn.“
Ady setzte sich wieder aufrecht hin und schüttelte den Kopf. „Das ist nicht der Grund, mein Kind. Das ist ganz und gar nicht der Grund. Amelia hat Ihnen alles zugetraut.“
„Miss Ady, bitte, sagen Sie mir, was los ist. Ich möchte nicht, dass Sie sich meinetwegen Sorgen machen.“
„Letzte Nacht sah ich Amelia in meinem Traum“, erwiderte Ady.
„Vermutlich hatten Sie an sie gedacht.“
„Nicht im Geringsten, wirklich. Sie erschien mir im Traum, weil sie wusste, dass ich mich für eine verrückte alte Frau halten würde, wenn sie am Tag zu mir gesprochen hätte.“
„Erzählen Sie mir von dem Traum“, sagte Kendall.
Ady beugte sich wieder vor und berichtete mit bebender Stimme: „Sie sagte, dass die Plantage verflucht sei. Sagte, das sei nicht immer so gewesen, auch wenn es dort schon immer Geister gegeben hätte. Sie seien die Geister von guten
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