Ahnentanz
gefunden hatte? Oder hatte der Einbruch ganz andere Gründe? Er wettete auf Ersteres.
Jon Abel, dessen Haar wieder wirr durcheinanderstand, weil er sich ständig mit den Fingern durchfuhr, tauchte Sekunden nach Rebeccas Weggang auf. „Es tut mir leid, Flynn, aber ich werde etwas Zeit brauchen, um Ihre Knochen zu finden beziehungsweise herauszufinden, ob ich sie überhaupt noch habe.“
„Wurden noch andere Beweise manipuliert?“, fragte Aidan. „Oh ja. Unten in der Gerichtsmedizin wurden die Leichen von Mrs. Eames und Mr. Nelson vertauscht, außerdem hat man einige Schreibtische durchwühlt, und die Kugeln von sechs Opfern aus den letzten zwölf Monaten sind verschwunden.“ Abel blickte Aidan kopfschüttelnd an. „Flynn, glauben Sie mir, das hier hat nichts mit Ihrem Fall zu tun. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen – ich muss wieder zurück und den Schaden begutachten.“
„Warten Sie. Auch wenn die Knochen weg sind, was ist mit den Blutspuren und dem Kleid? Ich möchte das noch immer gern nach Washington bringen.“
Abel straffte sich verärgert. „In Ordnung. Einen Moment.“ Er kam mit einer braunen Tüte und einer kleinen Schachtel zurück. „Das Blut ist auf einem Objektträger in der Schachtel, das Kleid ist noch so, wie Sie es mir gegeben haben. Wär’s das?“
„Ja, danke. Ich hoffe, dass sich bald alles wieder bei Ihnen klärt.“
Aidan verließ das Büro des Gerichtsmediziners und machte sich auf den Weg zu Hal Vincent auf dem Polizeirevier. Da dieser nicht an seinem Schreibtisch war, beschloss Aidan zu warten.
Eine Stunde später kam Hal herein. Als er Aidan erblickte, verkniff er sich ein Aufstöhnen und forderte ihn auf, ihm in sein Büro zu folgen. Hal setzte sich und sah Aidan aus müden Augen an. „Ich nehme an, Sie wollen etwas über den Einbruch in der Gerichtsmedizin erfahren?“
Aidan nickte.
„In Ordnung. Jemand hat den Alarm ausgeschaltet – wozu jeder mit einem handwerklichen Grundwissen in der Lage wäre, da es ein ziemliches altes Modell ist.“
„Haben die Sicherheitskameras etwas eingefangen?“ „Schatten. Wir versuchen gerade, die Bilder zu vergrößern, aber im Moment sieht es so aus, als ob zwei Leute zu unterschiedlichen Zeiten an der Hintertür waren.“
„Könnte es sich um einen Collegestreich handeln? Abel sagte, dass zwei Leichen vertauscht wurden.“
„Glaube ich nicht.“
„Warum nicht?“
„Meine persönliche Meinung? Es sollte vermutlich nach einem Collegestreich aussehen, um zu verbergen, worum es wirklich ging. Ich vermute, dass es mit den verschwundenen Ballistikbeweisen zusammenhängt und jemand verhindern will, dass einer dieser Fälle vor Gericht landet. Das ist alles, was ich im Moment weiß, Flynn. Wenn ich noch etwas erfahre, lasse ich es Sie wissen.“
„Noch eine Sache. Haben Sie das FBI hinzugezogen?“ „Wir sind diejenigen, die den Tatort untersucht, Fingerabdrücke genommen und Beweismaterial gesichert haben. Aber ich habe das FBI informiert, ja.“
„Danke.“ Aidan verließ das Revier und fuhr direkt zum Büro von Jonas. Der war nicht da, sodass Aidan erneut warten musste.
Als Jonas kam, schien auch er sich ein Aufstöhnen kaum verkneifen zu können. „Aidan, es tut mir leid, dass du deine Knochen nicht zurückbekommst. Schlechtes Timing.“
„Ich möchte wissen, was du über den Einbruch denkst.“ „Nicht allzu viel. Das ist eine lokale Angelegenheit.“
Aidan nickte. „Ich würde gerne eure Poststelle benutzen.
Ich habe noch immer die Blutprobe und ein Kleid, die ich gerne analysieren lassen möchte.“ Er erwähnte nicht, dass er die Haarbürste ebenfalls in die Schachtel gelegt hatte.
„Und womit möchtest du sie vergleichen?“, fragte Jonas. „Ich möchte wissen, ob das getrocknete Blut zu Jenny Trent gehört, der Frau, die das Kleid getragen hat.“
„Das ist lange her, Aidan. Ich bezweifle, dass sie daran etwas finden werden.“
„Das geht in Ordnung. Ich habe einen Freund in Quantico, der es gerne versuchen wird.“
„Okay, ich zeige dir den Weg zur Poststelle“, sagte Jonas. Nachdem das Paket per Overnight-Kurier an Aidans Freund Robert Birch abgeschickt worden war, führte Jonas ihn wieder zurück in sein Büro. Er schien es nicht eilig zu haben, Aidan wieder loszuwerden. „Du triffst dich also mit dem Montgomery-Mädchen, hm?“, fragte er.
Aidan nickte.
„Sie ist eine hübsche Frau. Geheimnisvoll.“ „Geheimnisvoll?“
„Behauptet, sie kann in die Zukunft sehen, oder? Das nenne ich
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