Ahnentanz
geheimnisvoll.“
„Glaubst du an irgendwas davon?“, fragte Aidan.
„Tust du es?“
„Wie geht es Matty?“, wechselte Aidan das Thema. „Sie macht sich Sorgen um dich. Sorgen um euch beide.“Jonas wurde rot. „Das geht dich nichts an, Aidan.“
„Nein, das tut es nicht, doch wenn du aus deiner Ehe ausbrechen willst, musst du es ihr sagen.“ „Ich sagte, das geht dich nichts an.“
„Na ja, wir waren mal Freunde.“
Jonas sah zu ihm hoch. „Das sind wir noch immer, oder nicht?“
„Sprich mit deiner Frau, Jonas“, sagte Aidan. Er wollte schon gehen, überlegte es sich aber anders. „Wo ist der Wagen von Jenny Trent?“
„Ich weiß nicht, das ist lange her. Vielleicht noch beschlagnahmt.“
„Finde es heraus, ja? Ich würde ihn mir gern noch mal genauer ansehen, und ich bin es leid, darauf zu warten, dass Hal Vincents Männer dazu kommen.“
Montagvormittag war viel zu tun im Laden, doch Vinnie ging ihnen zur Hand, was alles einfacher machte. Kendall rief Jean Avery an, eine Freundin bei der Zeitung, und erzählte ihr von dem Tagebuch, das sie auf dem Dachboden gefunden hatte, und von der neuen Wendung in der traurigen Legende der Flynn-Plantage. Jean versprach, in der nächsten Woche einen kleinen Artikel zu bringen und eine größere Geschichte in der Wochenendausgabe.
„Meinst du, du kannst mir das Okay besorgen, um dort rauszufahren und ein paar Bilder zu machen?“, fragte Jean. „Ich habe von der Halloween-Party gehört, und das könnte gute PR dafür sein, auch wenn ich vermute, dass sie bereits ausverkauft ist.“
„Eine Plantage, auf der es spukt, an Halloween. Was könnte besser sein?“, fragte Kendall und hatte recht. Eine Menge Leute, die nicht kamen, schickten vielleicht trotzdem Schecks. Man konnte nicht für etwas spenden, wovon man nichts wusste.
„Ich bin sicher, dass ich einen Fototermin arrangieren kann“, versprach sie Jean.
In dem Moment ging Vinnie an ihr vorbei, der ihr einen Stoß mit dem Ellbogen gab und ihr bedeutungsvolle Blicke zuwarf.
„Die Stakes werden an dem Abend spielen“, fügte Kendall hinzu. „Vielleicht können wir sie vorher gemeinsam vor der alten Scheune oder so was posieren lassen.“ Sie war überzeugt, dass es Vinnie durchaus auch um den guten Zweck ging, doch sie war ebenso überzeugt, dass sein Hauptinteresse in der Publicity für die Stakes lag.
„Klingt lustig. Ich komme da auf dich zurück.“ Jean schwieg einen Moment, räusperte sich und sagte dann: „Ich habe gehört, du triffst dich mit einem der neuen Eigentümer. Du kannst diese Plantage einfach nicht loslassen, hm?“
Kendall war einen Moment sprachlos. Sie zwang sich zu einem unbefangenen Ton. „Ich denke, das ist alles. Danke, Jean, wir hören voneinander.“
Sie legte auf. „Warum glaubt eigentlich jeder, dass ich erwartet habe, die Plantage vererbt zu bekommen?“, fragte sie Vinnie verärgert.
„Tja, lass mal sehen. Du warst wie eine Tochter für Amelia, du hast dich um sie gekümmert, und niemand wusste von irgendwelchen Erben. Wie wäre es damit?“, schlug Vinnie vor.
„Da ist eine Kundin, Vinnie. Hilf ihr bitte.“
Hinter dem Tresen holte Kendall den Zeichenblock heraus, auf dem sie die Entwürfe für die Dekoration festhielt. Sie hatte mit einer Skizze des Scheuneninneren angefangen, dann die Bühne hinzugefügt und sogar Notizen zur Elektroinstallation gemacht. Nun plante sie die eigentliche Dekoration. Als gegen halb sechs das Telefon klingelte, meldete sie sich geistesabwesend.
„Kendall, hier ist Joe Ballentine. Sheilas Chef. Bei der Historischen Gesellschaft, Sie wissen schon.“
„Hallo, Joe.“ Ihr rutschte das Herz in die Hose. Den ganzen Tag hatte sie gehofft, von Sheila zu hören, war aber zu ängstlichgewesen, selbst anzurufen. Dass Joe sich meldete, konnte kein gutes Zeichen sein.
„Ich wollte wissen, ob Sie etwas von Sheila gehört haben. Sie ist heute Morgen nicht zur Arbeit gekommen und geht auch nicht ans Telefon. Sie hat sich vielleicht ein paar Tage mehr freigenommen, oder ihr Flug ist verspätet, aber ich muss gestehen, ich mache mir Sorgen.“
Kendall hatte das Gefühl, als habe ihr gerade jemand einen tonnenschweren Felsen aufs Herz gelegt.
Plötzlich wusste sie, dass niemand jemals wieder von Sheila hören würde.
„Kendall?“
„Ich habe nichts von ihr gehört, Joe, aber ich habe den Schlüssel zu ihrem Haus. Ich fahre schnell hin und sehe nach, ob sie zu Hause ist und schläft oder so etwas.“
Sie legte auf,
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