Ahnentanz
gehört, aber …“
Vinnie trat auf sie zu und strich ihr liebevoll über die Wange. „Ich habe mit zwei von ihnen Musik gemacht“, erinnerte er sie.
„Dann kennst du sie und ihr Leben besser als ich, und ich weiß nicht, warum du mich dann überhaupt fragst“, sagte sie ungeduldig.
Er lachte und schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht sagen, dass ich sie kenne , nicht wirklich. Und den Ältesten habe ich nie getroffen, aber offenbar spielt er nicht Gitarre. Hey, vielleicht ist er deshalb ein Arschloch.“
„Halt dich zurück, du Blödmann“, warnte sie. „Was ist mit seiner Frau?“
„Ich sagte doch, sie ist tot.“
„Aber … wie?“
Vinnie legte einen Finger an den Mund. Sie hörten Stimmen im hinteren Teil des Ladens. Mason Adler erschien im Flur und begleitete eine zierliche Frau in einem T-Shirt vom Footballteam der New Orleans Saints. Sie hielt einen Stadtplan des French Quarters in der Hand, hatte einen Sonnenbrand und trug eine auffallend geformte Sonnenbrille, deren Gläser von Alligatoren eingerahmt wurden. Mit einem großen Schild, das sie als Touristin auswies, hätte sie nicht mehr auffallen können.
Aber sie lachte und wirkte gelöst und glücklich. „Mason, Sie sind einfach zu gut“, gurrte sie.
Mason blickte Kendall über den Kopf der Frau hinweg an und zuckte die Achseln. Er war ein guter Tarot-, Teeblätter- und Handleser. Ebenso wie sie hatte er seinen Abschluss in Psychologie gemacht. Statt den Kunden zu sagen, dass sie in einem Monat ihre große Liebe fänden, nächstes Jahr eine erhebliche Summe Geld erhielten oder in den nächsten zehn Jahren zwei Kinder bekommen würden, besaß er die Fähigkeit, sich auf die Menschen einzustellen und glaubwürdige Voraussagen abzugeben. Er sah außerdem sehr eindrucksvoll aus: Mason war gut einen Meter und achtzig groß und kahlköpfig, er hatte pechschwarze Augenbrauen und einen sportgestählten Körper.
Dazu trug er einen goldenen Ohrring. Wer ihn kennengelernt hatte, vergaß ihn nur schwer.
„Nun, Sie müssen wissen, Miss Grissom, dass Sie eine sehr starke Ausstrahlung haben“, schmeichelte er der gurrenden Frau. „Und sehen Sie, hier ist sie. Kendall, dies ist Fawn Grissom. Eigentlich wollte sie zu dir , doch ich tat mein Bestes.“
„Ach, tatsächlich?“ Kendall lächelte die Kundin an und reichte ihr die Hand. „Schön, Sie kennenzulernen.“
„Wie geht es Ihnen?“ Die Frau ergriff ihre Hand. „Meine Freundin Ellen – Sie erinnern sich an sie? Sie sagte, Sie wären wunderbar. Darum bin ich gekommen. Und ich bin sicher, Sie sind wunderbar. Aber Mason war … nun, er sieht es einfach.“
„Er ist wirklich großartig, und ich glaube, es sollte so sein, dass Sie auf ihn treffen“, versicherte Kendall der Frau.
Die schaute sie groß an, als hätte Kendall eben etwas unfassbar Kluges gesagt. „Natürlich. Es sollte so sein.“
Kendall behielt ihr Lächeln. „Ganz genau.“
„Wenn ihr mich alle entschuldigt, ich muss los. Ich habe heute Abend einen Auftritt“, unterbrach Vinnie. Er winkte und ging Richtung Tür.
„Vinnie, warte!“, rief Kendall.
Er hatte die Tür bereits geöffnet, als er sich umdrehte. „Was ist? Ich muss los“, drängte er.
„Spielt keine Rolle. Nicht so wichtig.“ Sie winkte ihm und schalt sich innerlich. Sie wusste nicht, warum sie so neugierig war, doch sie war es. Sie wollte wissen, wie Aidan Flynns Frau gestorben war. Nicht dass es sie etwas anging – sie würde den Mann nie wiedersehen.
„Das ist so ein hübscher Laden“, schwärmte Fawn Grissom. „Sie haben köstlichen Tee, den besten Handleser und wunderbare Kleinigkeiten.“
„Wir unterstützen gerne die Künstler aus der Gegend – und vielen Dank“, erwiderte Kendall.
„Mir gefallen diese Voodoo-Puppen“, sagte Fawn und deutete auf die kunstvoll eingekleideten Baumwollpuppen, die auf einem Regalbrett hinter dem Tresen saßen.
„Die sind raffiniert, nicht wahr?“, sagte Kendall und wünschte, dass die Frau endlich den Mund hielt. Normalerweise unterhielt sie sich gerne mit Kunden, aber heute …
Heute war ihr nicht danach. Sie wollte nur, dass die Frau verschwand.
„Das sind Unikate“, sagte Mason nachdrücklich. „Sie werden von einer alten Dame hergestellt, die wir Gramma Mom nennen, und man sagt, dass ihre Puppen jeden glücklich machen.“
Was für ein Schwachsinn!, dachte Kendall. Das waren Voodoo-Puppen. Aber sie waren Unikate. Und sie freute sich immer,wenn sie die alte Frau unterstützen konnte, die
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