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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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wollte weiterschlafen, dabei aber den Fernseher laufen lassen, weshalb sie auf einen Kanal mit alten Zeichentrickserien umschaltete.
    Als sie ihre Beine ausstreckte, um es sich bequem zu machen, stieß sie am Fußende auf einen Widerstand.
    „Jezebel, du kleine Ratte. Du hast mir einen Schrecken eingejagt“, rief sie halb lachend und halb ärgerlich.
    Doch noch als sie sprach, sah sie Jezebel gegenüber im Zimmer auf einem der Kissen schlafen, die Kendall auf den Boden geworfen hatte, als sie zu Bett gegangen war.
    Sie runzelte die Stirn und tastete unter der Bettdecke, was dort in ihrem Bett lag.
    Sie sah auf den Gegenstand, schrie auf und wich so rasch zurück, dass sie gegen das Kopfteil des Bettes stieß.
    Es war das Tagebuch.
    Das Tagebuch, das sie aus dem Flynn-Haus mitgenommen hatte.
    Das Tagebuch, das sich noch immer in ihrem Rucksack befinden sollte.
    Jonas verbirgt etwas, dachte Aidan.
    Eine Affäre. Vielleicht.
    Aber es gab keinen Grund, sich so defensiv zu verhalten, wie er es getan hatte. Sicher, er hatte getrunken, und er hatte viel getrunken – vielleicht fühlte er sich allein und deshalb irgendwie paranoid.
    Aidan wusste nicht, welche Reaktion ihn erwarten würde, wenn er Jonas am nächsten Morgen einen Besuch abstattete, doch er wusste, dass er nicht untätig herumsitzen konnte.
    Er hatte niemals in dem hiesigen FBI-Büro gearbeitet, doch er hatte Hilfe von dort erhalten. Er wusste, dass es in einem Land mit verschiedenen und konkurrierenden Strafverfolgungsbehörden notwendigerweise ein paar faule Eier geben musste. Doch im Großen und Ganzen entschieden sich Menschen für die Strafverfolgung, weil sie das Recht verteidigen wollten, weil sie an ihr Land und sein Rechtssystem glaubten und helfen wollten. Doch aufgrund seiner speziellen Fälle tendierte das FBI dazu, misstrauischer zu sein als andere Behörden wie zum Beispiel der Heimatschutz, und man sah dort in allem eine Bedrohung. Dafür wurden die Leute bezahlt.
    Aidan erreichte das Büro am frühen Mittwochmorgen. Er fragte nach Jonas Burningham und erwartete halb, dass dieser ihn abwimmeln wollte, wie Jon Abel es getan hatte. Er hatte gestern die Probe getrockneten Blutes hier abgeliefert, und Jonas hatte schwer geseufzt, sie aber entgegengenommen. Doch Aidan war sicher, dass er den Fall ohne Dringlichkeit behandelte.
    Jonas kam in den großen Empfangsbereich, schüttelte ihm die Hand und bat ihn in sein Büro. Dort angekommen, schloss er die Tür, setzte sich an seinen Schreibtisch und stützte abwartend den Kopf in die Hand. „Was jetzt? Mehr Blut? Mehr Knochen? Hast du eine ganze Leiche ausgegraben?“
    „Nein.“
    Jonas blickte ihn argwöhnisch an. „Warum bist du dann hier? Ich hoffe, du willst mir keine Lektion über die Fallstricke der Bourbon Street halten.“
    „Warum sollte ich das tun?“
    „Weil du merkwürdig geworden bist.“
    „Ich bin nicht merkwürdig geworden.“
    „Du warst schon immer stur. Aber jetzt bist du ein Pitbull.“
    „Da kann ich nichts machen. Das ist meine Natur. Und ich bin nicht gekommen, um dich zu quälen. Ich wollte nur wissen, ob du irgendwelche offenen Vermisstenfälle hast.“
    Jonas starrte ihn an. „Machst du dich lustig über mich?“
    „Nein.“
    „Weißt du eigentlich, wie viele Menschen seit dem Sturm noch vermisst werden?“
    Aidan schüttelte den Kopf. „Ich suche nach jüngeren Fällen. Frauen, die sich in dieser Gegend aufhielten oder auf dem Weg in diese Gegend waren, als sie verschwanden.“
    Jonas seufzte.
    „Komm schon, Jonas. Tu mir den Gefallen.“
    Jonas nickte langsam. Aidan hatte den Eindruck, dass er nachgeben würde. Nicht weil Aidan ein guter Ermittler war, sondern weil er ihn loswerden wollte.
    „Ich weise meinen Assistenten Hirshfield an, dir alle wichtigen Akten aus dem letzten Jahr zu geben. Reicht das?“
    „Das wäre großartig. Danke.“
    Jonas nahm nicht das Telefon, um seinem Assistenten Bescheid zu geben, sondern verließ den Raum. Wollte er Hirshfieldbitten, nur bestimmte Akten an Aidan herauszugeben? Warum sollte er das tun?
    Er blieb lange fort. So lange, dass Aidan schon argwöhnte, er habe ihn nur angefüttert, um ihn dann doch irgendwie loszuwerden. Schließlich hatte er keine Verpflichtung, Aidan zu helfen. Aidans Verhältnis zum FBI war gut geblieben, doch wenn man erst einmal draußen war, hatte man keine Ansprüche mehr. Er konnte nur auf Freundschaft bauen.
    Gerade als Aidan aufgeben und gehen wollte, kehrte Jonas zurück. Er wirkte nervös.

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