Ahnentanz
weil … wir hier auch rumhängen, oder?“
Aidan lachte. „Jetzt nimm dich mal nicht so wichtig, Jonas. Ich kam hierher, weil mein Bruder gebeten wurde, mit der Band zu spielen.“
„Oh.“ Jonas starrte ihn an. Dann lachte auch er. „Oh.“ „Hast du Jeremy da oben auf der Bühne nicht bemerkt?“,
fragte Aidan.
Jonas schüttelte verlegen den Kopf. „Tut mir leid. Ich sah dich da nur sitzen, als ob du das Montgomery-Mädchen verhören wolltest, das sich um Amelia gekümmert hat.“
„Nein, das Montgomery-Mädchen, wie du sie nennst, ist eine Freundin von Vinnie, dem Typ, mit dem sie auf der Bühne singen sollte“, erklärte Aidan und begriff, dass er wegen dieses Gesprächs hier Kendalls Auftritt verpasst hatte.
Sie ist zweifellos ein bisschen betrunken gewesen, dachte er. Vielleicht genug, um mehr von ihren Gedanken preiszugeben.
„Ich folge dir nicht. Also entspann dich.“
„Ich denke, ich werde nach Hause gehen.“ „Deine Frau war heute Abend gar nicht dabei.“
„Sie ist auch nicht jeden Abend dabei“, sagte Jonas verteidigend. „Manchmal hänge ich ganz gerne mit den Jungs rum.“
Aidan fand nicht, dass seine Worte wie ein Vorwurf geklungen hatten. Vielleicht litt Jonas unter einem schlechten Gewissen.
Jonas winkte und ging die Gasse hinunter zur Bourbon Street. Wenn man ihn gebeten hätte, auf einer weißen Linie entlangzugehen, wäre es ihm nicht gelungen.
Aidan ging allein zurück in die Bar.
Das war zu erwarten, dachte er, als er Zach noch immer am Tisch mit Mason sah, aber keine Spur von Kendall Montgomery.
Aidan zögerte, doch er wusste, wo Kendall wohnte.
Achselzuckend machte er kehrt und ging in die Richtung.
Kaum hatte Kendall die Bühne verlassen, bekam sie Kopfschmerzen. Rasch küsste sie Mason auf die Wange und verabschiedete sich eilig.
Die Bourbon Street entlangzulaufen war kein Problem, auch wenn ein paar Gruppen sternhagelvoller Menschen unterwegs waren. Doch sie kreuzte früher zur Royal Street hinüber, als sie vorgehabt hatte. Mit ihrem pochenden Kopf wollte sie von der Menschenmenge nur fortkommen. Zu ihrem Erstaunen verlor sie kurz die Orientierung und fand sich dicht an der Canal Street wieder, bevor sie begriff, dass sie in die falsche Richtung ging. Sie musste betrunkener sein, als sie gedacht hatte, denn normalerweise fand sie im Schlaf nach Hause.
Als sie schließlich in die richtige Richtung ging, verfluchte sie leise Vinnie. Er hatte sie mit dieser kleinen Überraschung wirklich aus dem Gleichgewicht gebracht. Und noch dazu fühlte sie sich unwillkürlich in ihren Gefühlen verletzt. Wenn der Mann sie schon um ihre Hilfe bat, sollte man meinen, dass er während ihres Songs hätte sitzen bleiben können, allein der Höflichkeit halber. Doch dann verfluchte sie ihre eigene Unsicherheit und verbannte Aidan Flynn aus ihren Gedanken.
Kein Ausgehen morgen Abend. Sie würde nach der Arbeit direkt nach Hause gehen.
Sie war etwa einen Block von ihrem Haus entfernt, als sie glaubte, hinter sich ihren Namen rufen zu hören.
Sie hielt an und blickte zurück. Nichts. Sie sah sich um. Sie befand sich bereits an einem Wohnblock der Royal Street. Die Fenster waren geschlossen, die Straßenlaternen flackerten. Sie fühlte sich allein, fröstelte. Eine von einem Maulesel gezogene Kutsche mit Touristen fuhr an der nächsten Kreuzung vorbei, und sie schalt sich, dass sie eine Idiotin war. Sie war diesen Weg schon hundertmal in ihrem Leben gegangen. In diesem Viertel hatte sie noch nie Schlimmeres als eine Prügelei gesehen.
Sie wandte sich wieder zum Gehen, als sie plötzlich überzeugt war, Schritte hinter sich zu hören.
Wieder drehte sie sich um, und wieder war da nichts. Doch der Schauer kam wieder, und dieses Mal fuhr keine Kutsche vorbei, die ihr das Gefühl gab, nicht allein zu sein.
Sie beschleunigte ihre Schritte und glaubte dann, einen Schatten aus einer Gasse schleichen zu sehen.
Der Instinkt – und die Angst – nahmen überhand. Sie begann zu rennen.
Dieses E-Book wurde von der "Osiandersche Buchhandlung GmbH" generiert. ©2012
7. KAPITEL
Kendall hörte, wie jemand laut ihren Namen rief.
Laut genug, dass es über die Straße schallte.
Sie hielt an und drehte sich leicht keuchend um. Erleichtert erkannte sie, dass sie nicht von einem Schatten, sondern von einem Mann aus Fleisch und Blut verfolgt wurde. Sie sah ihn die Straße hinunterkommen und erkannte ihn sofort, auch wenn er aus der Entfernung nur an seiner großen, breitschultrigen
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