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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Er lockerte mit einem Finger seinen Kragen und reichte Aidan eine vollgestopfte Aktenmappe. „Hier ist alles, was irgendwie hilfreich sein könnte. Alles.“
    „Danke, Kumpel.“
    „So, die Bar in der Bourbon Street ist also auch dein neuer Stammtreff, oder?“
    „Ich habe eigentlich keine Stammkneipe.“ Aidan zögerte. „Aber es scheint, als ziehe die Bar die Menschen an.“
    „Wenn einer dahin geht, ziehen die anderen nach. Die Einheimischen kommen, weil sie wissen, dass sie dort andere Einheimische treffen. So läuft das nun mal. Oder willst du sagen, dass dort etwas Merkwüdiges vor sich geht? Herrje, vielleicht hast du recht. Vielleicht zieht die Bar tatsächlich die Menschen an. Wer weiß das schon?“ Er wechselte das Thema. „Willst du eigentlich in das Haus auf der Plantage ziehen?“
    „Das hatte ich nicht vor. Dort gibt es reichlich Arbeit. Wir haben schon jemanden beauftragt, nachdem der Statiker uns sein Okay gegeben hat“, erzählte Aidan.
    „Nun, viel Glück dabei.“
    „Ja, danke.“
    Aidan nahm die Akten mit ins Hotel, wo er zunächst zögerte und dann Jeremy anrief. Merkwürdig, sie standen einander zwar nahe, doch jeder der Brüder bevorzugte ein anderes Hotel in der Stadt. Er wohnte im Monteleone, einem familiengeführten Hotel, dessen derzeitiger Besitzer nach dem Sturmfür seine Angestellten alles getan hatte. Jeremy bevorzugte ein kleines Hotel auf der anderen Seite des Jackson Square, das Provincial. Zach war besonders angetan von einem Bed-and-Breakfast.
    „Hey, wie läuft’s?“, fragte Aidan, als Jeremy sich am Handy meldete.
    „Nun, ich habe meine Freunde bei der Polizei besucht“, erwiderte Jeremy.
    „Und?“
    „Ich sichte gerade alles, was ich bekommen habe. Und du?“ „Ich habe einiges von Jonas erhalten. Ich wollte jetzt gleich die Akten durchsehen. Wo ist Zach?“
    „Beim Haus, mit dem Bauleiter. Er hat im Netz recherchiert und sagt, er hätte ein paar Dinge gefunden, die sich als interessant erweisen könnten. Er schlug vor, dass wir uns morgen beim Haus treffen. Er ist überzeugt, dass alles bis zum Ende des Monats fertig sein kann, sodass wir die Benefizgala für verwaiste Kinder veranstalten können.“ Sein Tonfall zeugte davon, wie dankbar er war, dass zumindest einer seiner Brüder das Projekt unterstützte.
    Seltsam, dachte Aidan. Wir alle wirken so verdammt normal und sogar stark. Doch jeder von uns hat seine Obsession, als ob wir auf diese Weise die Schrecken der Vergangenheit ausradieren könnten.
    „Gut. Wir sprechen morgen darüber.“
    Jeremy willigte ein. Aidan legte auf und machte sich an die Akten.
    Jonas hatte zu seinem Wort gestanden. Er hatte nichts zurückgehalten. Tatsächlich hatte er Aidan sogar weit mehr geliefert als nötig. Die meisten Akten waren wertlos; oft handelte es sich nur um weitergeleitete Vermisstenmeldungen, und die gesuchten Personen konnten sonst wo sein. Vieles sah harmlos aus; dabei ging es um Menschen, die mit ihrer Vergangenheit brechen und irgendwo neu anfangen wollten. Einige Berichtebetrafen Personen, die offenbar verschwunden waren, um dann wieder aufzutauchen.
    Doch es gab einige Akten, die wichtig schienen, und eine davon zog sofort seine Aufmerksamkeit auf sich.
    Jenny Trent.
    Sie war vor drei Monaten von Lafayette nach New Orleans gereist, wo sie eine Nacht hatte verbringen wollen, bevor sie am nächsten Morgen zum Flughafen fuhr. Ihr Verschwinden war über einen Monat nicht gemeldet worden, weil sie Lehrerin war und in den Sommerferien verschwand und sie nur eine lebende Verwandte hatte, nämlich Betty Trent, die Witwe ihres Cousins. Betty, die allein drei Kinder aufzog, hatte Jennys Verschwinden nicht gemeldet, bis die Schule sie als nächste Verwandte angerufen hatte, um nachzufragen, warum Jenny nicht zum Unterricht zurückgekehrt war.
    Jenny wurde beschrieben als gut einen Meter sechzig groß, etwa fünfundfünzig Kilogramm schwer und 28 Jahre alt. Sie hatte hart gearbeitet und sich nach sechs Jahren als Lehrerin ihre Traumreise nach Südamerika zusammengespart, wo sie vier Wochen bleiben wollte. Eine Untersuchung ihres Computers hatte ergeben, dass sie ihren Boarding-Pass ausgedruckt hatte, doch die Nachfrage bei der Airline zeigte, dass sie das Flugzeug, das sie über Miami nach Caracas bringen sollte, niemals bestiegen hatte.
    Niemand wusste, wo in New Orleans sie übernachtet hatte oder zumindest hatte übernachten wollen. Ihre Kreditkartenbelege führten die Polizei nirgendwohin.
    Falls sie tot war,

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