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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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gegrillten Käse gab sie Jezebel, die danach vollkommen glücklich zusammengerollt an ihrer Seite schlief.
    Die Vorhänge zum Garten waren offen. Während Kendall fernsah, glaubte sie am Rande ihres Blickfelds Schatten zu bemerken. Sie gab es auf, die Show zu verfolgen, und schaute nach draußen. Entnervt stand sie auf und schloss die Vorhänge vor den Fenstertüren.
    Ich bilde mir das ein, dachte sie. Vielleicht habe ich gemeinsam mit Amelia angefangen, verrückt zu werden.
    Nein. Sie hatte genug Psychologiekurse besucht, um zu wissen, dass Gefühle den Verstand leicht zu Sinnestäuschungen hinreißen konnten. Angst fütterte Angst. Ein Fünkchen Ungewissheit konnte die gesamte Vernunft untergraben.
    Sie würde einfach ins Bett gehen. Morgen sähe die Welt bestimmt schon wieder anders aus.
    Im Schlafzimmer machte sie zur Gesellschaft den Fernseher an und schlief bei den Wiederholungen alter Serien ein.
    Sie wusste nicht, ob sie zu träumen anfing, weil sie so viel über Amelia nachgedacht hatte oder weil sie bei der Addams Family eingeschlafen war.
    Der Traum begann skurril und komisch. Sie befand sich draußen auf der Flynn-Plantage, und sie war so leicht, dass sie bei jeder Bewegung fast schwebte. Sie glitt die Haupttreppe empor, wo sie der Türklopfer angrinste und dann kicherte und „Aua!!“ sagte, als sie danach griff.
    Ihr wurde bewusst, dass sie träumte, und sie stöhnte spöttisch auf. Es war der Anfang von Alice hinter den Spiegeln ! Sie konnte sich nicht einmal einen eigenen Traum ausdenken.
    Die Tür öffnete sich von selbst, und sie ging zur Haupttreppe. Aus dem Tanzsaal drang Gesang, sodass sie innehielt und hineinsah. Vinnie und The Stakes spielten dort, wobei sie mitten in der Luft schwebten. Vinnie winkte und wollte, dass sie mit ihm sang. Sie schüttelte den Kopf und ging in den nächsten Raum. Hier wurde der Traum düsterer. Das Zimmer sah aus wie das Labor eines verrückten Wissenschaftlers. Jemand in einem weißen Kittel hängte Knochenstücke auf ein Drahtgestell, das die Form eines Skeletts hatte. Der Schädel war an seinem Platz, und er sprach, wobei die leeren Augenhöhlen in Kendalls Richtung starrten.
    Rasch schlug sie die Tür zu. Irgendwie wusste sie, dass sie nach oben gehen sollte, und bewegte sich auf die Treppe zu.
    Als sie hinaufsah, stand dort oben eine Frau. Eine Frau in Weiß . Und sie bedeutete Kendall, ihr zu folgen.
    Kendall wollte nicht, doch sie konnte nichts dagegen tun, dass sie die Treppe hochglitt. Das Gesicht der Frau erkannte sie nicht, doch sie hörte ihre Worte.
    „Du hast das Tagebuch!“ Der Ton war anklagend.
    Kendall versuchte vergeblich, wach zu werden.
    Ja, sie hatte das Tagebuch, doch sie wollte es zurückgeben.
    Sie hatte es nur noch nicht durchgelesen.
    Sie wollte schreien. Sie wollte aufwachen. Obwohl noch nichts besonders Bedrohliches geschehen war, hatte sie Angst, dass ihr etwas zustoßen würde, wenn sie nicht aufwachte – und sagte man nicht, wer im Traum starb, der starb auch im realen Leben?
    Sie spürte eine sanfte Berührung. Die Frau in Weiß war verschwunden, und nun stand Amelia neben ihr.
    „Sie brauchen einfach Hilfe“, sagte sie. „Wir müssen ihnen helfen, Kendall. Siehst du das nicht?“
    Dann ein plötzlicher Schrei in der Nacht. Ein lauter, angsterfüllter Schrei.
    „Wenn ich nur die Kraft hätte, ihnen zu helfen“, sagte Amelia und schüttelte langsam den Kopf.
    Ihre Berührung an Kendalls Wange fühle sich so real an … Ich muss aufwachen, beschwor Kendall sich selbst. Ich muss
    aufwachen!
    Wieder ertönte der furchtbare Schrei.
    Amelias Bild verblasste, der Schrei verhallte.
    Kendall fiel und fiel, weil die Treppe unter ihr zu Staub zerfallen war und darunter nur ein riesiger schwarzer Abgrund gähnte.
    Sie fuhr zusammen, als sie erwachte. Ihr Körper war schweißbedeckt. Sie keuchte noch mehrere Sekunden, weil der Traum auf schreckliche Weise lebendig schien.
    Der Fernseher zog sie wieder zurück in die Realität. Ein Werbespot hatte angefangen. Paare erklärten die Vorteile einer Pille gegen erektile Dysfunktion.
    Sie lehnte sich zurück und musste beinahe über sich lächeln. Sie wusste, dass sie niemals mehr als ein oder zwei Bier hätte trinken sollen. Sie vertrug einfach nicht viel Alkohol. Es war alles in Ordnung mit ihr. Sie vermischte nur Gedanken aus ihrem derzeitigen Leben mit Bildern von einigen ihrer fantasievolleren Lieblingsautoren.
    Wenn sie auf diese Art darüber nachdachte, ergab alles einen Sinn.
    Sie

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