Ahnentanz
ein paar Dinge für den Tag zusammenzupacken.
Nachdem er Kendall vor ihrem Laden abgesetzt hatte, hörte Aidan im Radio Jeremys jüngstes Interview. Er verkündete erfreut, dass die Benefizveranstaltung ausverkauft sei, der Radiosender aber noch zwei Tickets zu verschenken habe. Aidan hoffte, dass, wenn die Gala im Aquarium gut lief und sie dieHalloween-Veranstaltung im Haus durchziehen konnten, Jeremy sich vielleicht von einigen der Geister, die ihn verfolgten, befreien konnte.
Geister.
Sie tauchen einfach auf, dachte Aidan, selbst in meinen Gedanken.
Er fand einen Parkplatz neben dem Bed-and-Breakfast von Lily Fleur. Sie lächelte, als sie die Tür öffnete, doch ihr Lächeln erlosch, als sie sah, wer an der Schwelle stand.
„Guten Morgen, Mr. Flynn.“
Sie trat nicht zurück. Offensichtlich wollte sie ihn nicht hereinbitten.
„Mrs. Fleur.“
„Nennen Sie mich Lily.“ Es klang einstudiert; er hatte nicht den Eindruck, dass sie von ihm wirklich Lily genannt werden wollte. Sie wollte überhaupt nicht, dass er mit ihr sprach. Sie wollte, dass er sie in Ruhe ließ.
„Mrs. Fleur, ich weiß, welch ein guter Mensch Sie sind“, begann er. „Und es tut mir leid, Sie zu belästigen, doch ich muss Sie um Ihre Hilfe bitten, um herauszufinden, was mit Jenny Trent geschehen ist.“
„Was kann ich für Sie tun?“
War es nur Einbildung, oder klang sie eine Spur weniger unglücklich über seine Anwesenheit?
„Ich hätte gerne eine Liste der anderen Gäste, die bei Ihnen übernachteten, als Jenny hier war“, sagte er.
„Warten Sie.“
Sie machte ihm nicht die Tür vor der Nase zu, doch sie bat ihn auch nicht herein. Als sie einen Moment später zurückkam, hatte sie einen säuberlich ausgedruckten Bogen Papier in der Hand.
„Das ist alles, was ich habe“, sagte sie. „Eine Kopie direkt aus dem Gästebuch.“
„Wussten Sie, dass ich danach fragen würde?“
„Ein Officer – ein richtiger Polizist – kam vorbei und fragte ebenfalls danach.“ Sie schaute etwas streng und fügte dann hinzu: „Er sagte auch, dass Sie das Recht hätten, zu ermitteln. Ich ging davon aus, dass, wenn er um die Liste bat, Sie wohl auch bald deswegen kommen würden.“
„Danke. Übrigens, wie hieß der Officer?“
„Oh, das war Hal. Ich kenne ihn schon seit Jahren.“
„Hal Vincent.“
„Natürlich. Er ist der Beste, wissen Sie.“
Aidan lächelte. „Ich bin sicher, dass er das ist“, sagte er, dankte ihr noch einmal und ging.
„Du solltest mich eine Sitzung mit dir machen lassen, Kendall“, sagte Mason.
Im Laden war es endlich ruhig, und sie versuchten aufzuräumen.
Als sie einen Kaffeebecher in die Geschirrspülmaschine räumte, fragte sie sich, ob sie ihm hätte erzählen sollen, dass jemand eine Voodoo-Puppe an ihre Hintertür gelegt hatte. Doch schon bei ihrer Ankunft war der Laden voller Kunden gewesen, und vielleicht lag es am Freitag, dass sie den ganzen Tag auf den Beinen gewesen waren, sodass sie gar keine Gelegenheit dazu gehabt hatte. Tatsächlich waren sie so überrollt worden mit Kundschaft, dass sie Vinnie anrufen und ihn bitten musste, weiteres Gebäck von der Bäckerei zu holen.
Vinnie hatte voller Freude zugesagt – vielleicht weil er ihr vierzig Dollar schuldete. Oder vielleicht einfach, weil er ihr Freund war. Er war sogar geblieben und hatte den Rest des Nachmittags geholfen.
„Du willst mit Kendall eine Sitzung machen?“, fragte Vinnie Mason.
„Darauf kannst du wetten“, erwiderte Mason.
„Keine Sitzungen“, sagte Kendall mit Nachdruck und schauderte. Weil sie nicht daran glaubte?Oder weil sie daran glaubte?
Vinnie nahm eine Kristallkugel aus dem Regal und starrte hinein. „Ich mache die Vorhersagen, danke. Ich sehe jemanden, groß, dunkelhaarig, gut aussehend – und verdächtig, sogar bedrohlich. Jemand, der unsere Prinzessin zum Ball führen wird. Und ratet mal, was ich noch sehe? Sie wird von dem umwerfendsten Diener aller Zeiten begleitet. Er ist scharf, er ist lässig, er ist ein wandelnder Sexgott. Und sein Name ist Vinnie.“
„Wovon zum Teufel redest du da?“, fragte Mason.
Vinnie setzte die Kugel ab. „Diese Benefiz-Geschichte morgen Abend im Aquarium. Hey, Kendall, ich habe jemanden gefunden, der für mich einspringt. Ich kann also mitgehen.“
Mason blickte Kendall gekränkt an. „Du gehst hin und hast Vinnie gebeten mitzukommen, und mir hast du nicht einmal etwas davon gesagt?“
„Mason, wir hatten heute keine Gelegenheit, auch nur zwei Worte zu
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