Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
uns austricksen können. Verstehen Sie?« Und ob er verstand.
    »Ich ist ein anderer!« Plotek gab sich unbeeindruckt. Wenn schon Befehle nicht zu seinen Stärken zählten, dann wenigstens die Gelassenheit. Auch mit einer Pistole am Kopf.
    »Apropos!« Die Frau ging zum Rollstuhl. Sie warf das Kissen heraus und steuerte auf Plotek zu. »Sie suchen bestimmt Ihren Freund, nicht wahr?« Plotek schwieg. »Nun, er wartet bereits auf Sie.« Sie lächelte wieder. Es war wirklich ein schönes offenes Lächeln, das Plotek trotz der für ihn gar nicht vorteilhaften Situation fast milde stimmte. Wenn sein Traum mit ihr während Herlindes Massage etwas länger gedauert hätte, hätte er da bestimmt dieses Lächeln geträumt. »Gehen wir?« Eine höfliche Bitte.
    »Setzen Sie sich«, kam es vom Steward weniger schön und offen. Auch nicht höflich. Er zeigte auf den Rollstuhl. Plotek nahm Platz. Was hätte er auch anderes tun können? Mit einer Waffe an der Schläfe?
    »Und mit dem Wetter haben wir auch Glück«, sagte die Frau wie bei einem Abendspaziergang und deutete Rich-tung Himmel. »Kein Regen, nichts.« Wieder lächelte sie. Der Steward schob Plotek über das Deck 8 zum Panoramasalon. Die Frau ging voraus. Alles ohne Eile. Ohne Aufregung. Ohne den leisesten Hauch von Unrechtsbewusstsein. Wie bei einem Betriebsausflug von Amnesty International. Ihr jugendlicher Gang und ihr kleiner Hintern ließen sie viel mädchenhafter wirken, als sie war. Sie öffnete die Glastür, und der Steward schob den Rollstuhl mit Plotek durch den Panoramasalon hindurch bis zum Aufzug. Während die Frau luftig leicht tänzelte und dabei Agnes’ Parfümduft verbreitete. Die Tür des Aufzugs öffnete sich. Der Steward steckte einen Schlüssel, der an einem dicken Bund hing, in ein Schloss neben den Fahrstuhlknöpfen und drehte ihn um. Die Tür schloss sich, der Aufzug setzte sich nach unten in Bewegung. Jetzt konnte Plotek die beiden noch besser erkennen. Die Frau, vielleicht Mitte zwanzig, erinnerte nach wie vor frappierend an Uma Thurman in Pulp Fiction. Sie hatte etwas Burschikoses, etwas Freches an sich. Der Steward, etwas älter als sie und längst nicht so gut gelaunt wie an der Rezeption, wirkte ziemlich nervös. Große Schweißflecken waren im Achselbereich des weißen Hemdes zu erkennen. Die Frau hingegen schien für eine solche Situation ungewöhnlich entspannt.
    »Haben Sie Angst?«, fragte sie, wie man fragt: »Haben Sie Ihr Testament schon gemacht?«
    Plotek verzog keine Miene. »Und Sie?«, fragte er zurück.
    Die Frau schien nun doch ein wenig irritiert zu sein. Dann lachte sie wieder herzhaft, wie befreit. Plotek freute sich darüber und musste dabei aufpassen, dass es keiner der beiden bemerkte.
    »Ich mag Sie«, sagte die Frau. Woraufhin der Steward ihr einen bösen Blick zuwarf. Wieder lachte sie. An das Lachen hätte sich Plotek gewöhnen können. An die Situation in diesem engen Aufzug nicht. Dann sagte sie: »Entweder sind Sie wirklich so cool, oder Sie verkennen die Lage völlig.« Natürlich erwartete sie nach dieser Feststellung jetzt eine weitere Reaktion von Plotek. Aber keine Chance. Er sah sie nur unbeeindruckt an und dachte, entweder kann die genial bluffen oder sie ist ziemlich durchgeknallt.
    »Aber seien Sie beruhigt.« Sie kniff die Augen ein wenig zusammen. »Sie werden die Lage schon noch richtig einschätzen.«
    »Klara!« Der Steward bellte es mehr, als dass er es aussprach. Offenbar ein Disziplinierungsversuch.
    »Ist doch wahr.« Klara lachte wieder. Und Plotek wusste: kein Bluff, sondern durchgeknallt. Völlig durchgeknallt. Der Aufzug hielt schließlich dort an, wo normalerweise kein Passagier etwas zu suchen hat. Im Bauch des Schiffes. Wo sich die Autos und Güterladungen während des Transports befinden. Klara tänzelte wieder voraus. Der Steward schob Plotek im Rollstuhl keuchend hinterher. Sie tänzelten, schoben und fuhren durch einen ewig langen, neonbeleuchteten Gang. Bis sie kurz vor dessen Ende an einer schweren verchromten Tür ankamen, in der sie sich alle drei verzerrt spiegelten.
    »Willkommen in der Hölle!« Klara verzog das Gesicht. Bekam das Lächeln gerade eine leicht irrsinnige Note? Sie legte den armlangen Hebel an der Tür um und öffnete sie damit. Kalter Dampf drang daraus hervor. Scheiße, das ist ein Kühlraum, dachte Plotek. Die Frau drückte auf einen Schalter, eine Neonlampe flackerte auf, und der Steward schob ihn hinein.
    »Hier kommt zusammen, was zusammengehört«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher